Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
ruhig schlafen. Sie trat vor die Tür, die zum Turmzimmer führte, und bückte sich. Mit spitzen Fingern pflückte sie einen weißen Faden von den verzogenen Türbrettern, hielt ihn kurz hoch und schnippte ihn dann davon. Muwatta hatte begriffen. Jemand hatte die Tür abgedichtet, damit der Tod schneller zu den Wachen kam. Sie mussten im Schlaf am Rauch erstickt sein. Er schluckte. So wie die Haremsdamen Aarons.
    Angst?
    Er schüttelte den Kopf.
    IÅ¡ta schnippte erneut mit den Fingern – diese eine flüchtige Geste genügte, und alle, die sich in der Turmkammer befanden, beeilten sich, den stickigen Raum zu verlassen.
    Komm her! Ich will mit dir reden. Ich will deine Antworten hören und sie mir nicht im Durcheinander deiner Gedanken zusammensuchen!

    Muwatta schaffte es, zu lächeln und in selbstbewusster Haltung in die Kammer voller Toter zu treten. Die Höflinge zogen sich noch weiter zurück. Sie alle hatten verstanden, schien es ihm.
    Wie von unsichtbarer Hand bewegt, schloss sich die Tür.
    Hast du Angst? , füllte ihre Stimme seine Gedanken. Er wusste, dass sie ihn ganz und gar durchdrang. Sie kannte die Antwort – und noch viel mehr. Sie kannte jede Facette seiner Angst.
    Â»Ja, ich habe Angst. Aber ich vertraue auf dich.«
    Sie lächelte, und er hatte das Gefühl, sein Herz würde aussetzen zu schlagen. Heiß und kalt überlief es ihn. Sie schaffte es, im selben Augenblick angsteinflößend und unwiderstehlich zu sein. Er wusste, wenn er sie nicht von sich überzeugte, dann würde sie ihn ersetzen. Noch in dieser Stunde!
    Die Meuchlerin, die das getan hat, ist fort. Du musst dich also nicht weiter fürchten.
    Er hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas verheimlichte. Etwas über diese Mörderin. »Wir müssen diese Morde rächen! Wir sollten auch …«
    Es hat nie Morde gegeben. Das hier ist ein Unfall. Es gibt keinen Zusammenhang mit dem Mittsommerfest. Ich wünsche, dass du jegliche Bedenken deiner Lakaien zerstreust! Wenn du hier hinausgehst, dann wirst du ganz der unüberwindliche Muwatta sein!
    Â»Aber wir werden uns doch rächen …«
    Wir werden keine Meuchler schicken. Sie wirkte in sich gekehrt. Nachdenklich. Ich glaube nicht, dass mein Bruder, der Löwenhäuptige, weiß, was hier geschehen ist. Vielleicht wird uns das eines Tages von Nutzen sein. Bewahre alles, was du hier siehst, sorgfältig in deinen Erinnerungen.
    Muwatta fühlte sich, als sei er für sie nicht mehr als ein ungebranntes Tontäfelchen, auf das sie sich Notizen machte. Und er war sich bewusst, dass all seine Erinnerungen an seinen Nachfolger übergehen würden. Er musste gut sein in seiner Rolle. Und sie unterhalten. Nur dann würde er lange herrschen.
    Aaron hat deinen Vorgänger entmannt. Du hast ihn mit den Morden
in der Nacht der Himmlischen Hochzeit sozusagen entweibt, und sein sofortiger Aufbruch war die Reaktion eines hitzigen Bauerntrampels. Als Unsterblicher muss er über den Dingen stehen. Er hätte sich nicht angreifbar zeigen dürfen. Stattdessen hätte er darauf eingehen müssen, dass das Feuer ein bedauerliches Unglück war. Wir wissen nun um seine Schwachstelle. Und wenn wir dieses Wissen nutzen, können wir ihn dazu bringen, so zu handeln, wie wir es wollen. Wenn der Löwenhäuptige das erkennt, ist Aaron tot. Der Herrscher Arams ist seine Kreatur. Er wird nicht mit ansehen, wie wir uns seiner bedienen.
    Das ließ tief blicken, wie sie über ihn dachte! »Gibt es andere Frauen, durch deren Tod wir ihn treffen können?«
    Ich habe Spitzel an seinem Hof und ich weiß, dass er fast nie seinen Harem betritt. Sein Interesse an Weibern scheint nur von begrenzter Natur zu sein. Jetzt weilt er in der Goldenen Stadt in Nangog. Im Palast des Herrschers von Ischkuza.
    Â»Plant er mit dem Strolch noch weitere Überfälle?«
    Madyas trifft er dort nicht. Der Unsterbliche weilt irgendwo in den Steppen an seinem Wandernden Hof. Aaron verhandelt in der Goldenen Stadt mit Kanita, dem Statthalter des unsterblichen Madyas – obwohl er diesen auch selbst besuchen könnte. Mir scheint, sein wahrer Grund für den Aufenthalt dort ist ein anderer. Die Palastwache wird von einer jungen Frau befehligt. Von der siebenunddreißigsten Tochter des Madyas. Ein etwas burschikoses Mädchen …
    Â»Du glaubst, er geht ihretwegen dorthin?«
    Bisher ist das nur ein Verdacht, ja. Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher