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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut
Autoren: Todd McCaffrey
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Stellung zurück. »Wann ist der Unfall passiert?«
    Â»Vor ungefähr einer Siebenspanne«, klärte Lady Munori ihn auf. »Als wir die drei bargen, glaubten wir zuerst, wir hätten alle verloren – den Vater, die Tochter und die Feuerechse. Doch dann fing diese Echse an zu kreischen«, sie zeigte auf das goldfarbene Tier, »und wir erkannten, dass Lorana noch am Leben war.«
    Â»Wird die Schwinge ausheilen?«, fragte Lorana, die sich Sorgen machte, sie könnte ihre Feuerechse zu einem Schicksal verdammt haben, welches für das Tier quälender wäre als der Tod.
    Â»Die Knochen sind vortrefflich gerichtet«, meinte J’trel. »Und die Echse ist gut genährt«, fügte er hinzu und schmunzelte über das runde Bäuchlein. »Ich würde sagen, die Chancen stehen gut.« Insgeheim war er sich jedoch nicht so sicher.
    Â»Kann ich noch etwas für Grenn tun?«, erkundigte sich Lorana. »Und wann kann er die Schwinge wieder belasten und fliegen?«
    Nachdenklich schürzte J’trel die Lippen. Etwas an dem Verhalten des Mädchens, ihre Fürsorge und Entschlossenheit, rührten an sein Herz.
    Â»Ich mache dir einen Vorschlag, Lorana«, sagte er spontan. »Kommt
mit mir, und ich bringe euch an einen sicheren und warmen Ort. Dort kann Grenn in Ruhe und Bequemlichkeit genesen.«
    Ãœberrascht riss das Mädchen die Augen auf.
    Â»Aber würden die Drachen im Weyr …«
    Â»Ich meinte nicht den Weyr«, fiel J’trel ihr ins Wort. »Ich kenne ein hübsches sonniges Plätzchen, wo Drachen – und Feuerechsen – den ganzen Tag lang in der Sonne liegen können.«
    Lady Munori frohlockte. »Ein solches Angebot kannst du gar nicht ausschlagen, Lorana.«
    Lorana lächelte den Drachenreiter an und strahlte über das ganze Gesicht. »Hab vielen Dank!«
    Â 
    Es dauerte einen vollen Monat und bedurfte gewissenhafter Pflege, bis Grenns Schwinge in der wärmenden Sonne des Südens verheilt war. Währenddessen versorgte J’trel Lorana mit Papier und Zeichenstift, damit sie ihre Skizzen anfertigen konnte. Das Ergebnis entlockte ihm Staunen.
    Zwei Siebenspannen lang weilten sie gemeinsam im sonnigen Süden, ehe Lorana sich dem alten Drachenreiter wirklich anvertraute. Es geschah an dem Abend, als J’trel erklärt hatte, er sei sich absolut sicher, Grenns Schwinge würde keinen Schaden zurückbehalten. Lorana beendete gerade ihre Zeichnung der Schiene, mit der sie Grenns gebrochenen Knochen gerichtet hatte, und schlug eine neue Seite im Block auf. J’trel wurde erst stutzig, als er ein unterdrücktes Schluchzen hörte. Als er zu Lorana hinschaute, sah er, dass sie ein Gesicht zeichnete.
    Â»Ist das dein Vater?«, fragte er freundlich. Er hatte sich schon gedacht, dass Lorana es sich erst gestatten würde, um ihren verstorbenen Vater zu trauern, wenn sie mit Sicherheit wusste, dass ihre Feuerechse genesen würde.
    Lorana nickte. Stockend, zwischendurch immer wieder ermutigt durch J’trels behutsame Fragen, erzählte sie ihm ihre Geschichte.
    Â 
    Von kleinauf hatte Lorana ihrem Vater bei der Arbeit mit den Herden geholfen. Und seit der Rest ihrer Familie – die Mutter, der Bruder und die Schwester – von der Pest dahingerafft wurden, war sie seine einzige Gehilfin.
    Sie schilderte, wie sie sich eng an die kalten Leichname gekauert hatte, derweil ihr Vater in der Tür stand und die aufgebrachten Pächter in
Schach hielt, die behaupteten, durch sein Hin- und Herreisen zwischen drei Festungen hätte er die Pest eingeschleppt. Erst als die wütenden Bauern erkannten, dass in der Hütte mit einer Ausnahme nur Tote lagen, hatten sie sich verzogen.
    Lorana hatte sich nach Kräften bemüht, um nach diesem entsetzlichen Tag ihren am Boden zerstörten Vater aus seiner Niedergeschlagenheit zu reißen. In erster Linie half ihr dabei ihr Geschick im Zeichnen. Als Sannel erkannte, wozu seine begabte Tochter imstande war, trug er ihr auf, die verschiedenen Zuchttiere mit all ihren Unterscheidungsmerkmalen in Fellmustern und Körperbau zu skizzieren; zu diesem Zweck nahm er Lorana überall mit wohin er ging. Und als Sannel dann durch den Huftritt eines Tieres ums Leben kam, brach für das Mädchen abermals eine Welt zusammen.
    Als J’trel an diesem Abend Grenns Schwinge im Schein des Lagerfeuers untersuchte, freute er sich, ihr etwas
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