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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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Spannung.
    »Hat einer von euch vielleicht die Fort-Reiter gesehen, wie sie beschämt das Weite suchten, als wir anderen hier eintrafen?«, fragte M'shall.
    »Die würden doch niemals zugeben, dass sie ebenfalls hier waren«, warf Irene dazwischen.
    »Warum eigentlich nicht?«, widersprach G'don. »S'nan führt in seinem Weyr ein strenges Regiment, aber ich wette, es gab ein paar Abweichler.«
    »Ich weiß sogar mit Bestimmtheit, dass welche von
    Fort dabei waren«, erklärte Mari. »Ist es nicht komisch, dass jeder von uns glaubte, er müsse sich hierher stehlen, um einen Blick auf die berühmten Fäden zu er-haschen?«
    »Den Drachen wird diese Eskapade doch hoffentlich
    nicht geschadet haben?«, fragte Laura ängstlich. »Immerhin haben wir sie mit Gewalt daran gehindert, ihre Bestimmung zu erfüllen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies eine negative Wirkung hatte. Im Gegenteil, unser Ausflug in den Süden hat unsere Glaubwürdigkeit nur verstärkt. Jetzt wissen die Drachen, dass wir ihnen keine Märchen erzählt haben, dass die Bedrohung durch die Fäden tatsächlich existiert.«
    »Das stimmt«, pflichtete jemand ihm bei.
    »Bei der Gelegenheit möchte ich den Königinnenreiterinnen dafür danken, dass sie unsere Bronzedrachen günstig beeinflusst haben«, bemerkte G'don und verbeugte sich vor den fünf Goldenen Reiterinnen.
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    »Das ist der Vorteil, wenn es in einem Weyr fünf ausgewachsene Königinnen gibt«, entgegnete Zulaya.
    »Na schön«, mischte sich M'shall ein. Er hatte festge-stellt, dass die Augen der Drachen wieder eine normale Färbung annahmen. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: »Alle mal herhören! Dieser Ausflug hat nie stattgefunden, und ich erwarte von euch allen, dass darüber in den einzelnen Weyrn nicht getratscht wird. Habt ihr mich verstanden?« Die Antwort war einstimmig. Er nickte zufrieden und ging zu seinem Craigath zurück.
    »Wir treffen uns wieder …«, sagte er zu den anderen Weyrführern, »beim ersten offiziellen Fädenfall im Norden.«
    »Unsere Meldereiter sind ständig unterwegs«, erwiderte G'don.
    »Dann kann uns ja nichts überraschen.«
    »Einen Augenblick noch, G'don«, hielt K'vin ihn
    zurück. »Ich schlage vor, dass wir die Geschwader in einer Art Rotationsverfahren einsetzen, egal, wo die Fä-
    den niedergehen.« Von allen Seiten wurden beifällige Rufe laut. »Auf diese Weise können wir alle Erfahrungen sammeln, ehe die einzelnen Weyr ihre Provinzen ganz auf sich allein gestellt beschützen müssen.«
    »Meinen Sie, die einzelnen Geschwader sollten sich
    in einem einstündigen Rhythmus oder so abwech—
    seln?«, erkundigte er sich.
    »Ein Zwei-Stunden-Rhythmus wäre besser, damit
    sich eine Routine einstellt«, schlug M'shall vor.
    »Als ob wir Anfänger wären …«, protestierte B'nurrin.
    »Zwei Stunden sind in Ordnung, eine kürzere Zeitspanne könnte Hektik erzeugen«, meinte D'miel.
    »Ich bin auch für eine Rotation alle zwei Stunden«, erklärte G'don. »Wir fragen S'nan nach seiner Meinung.
    Er darf nicht übergangen werden. Ich bin bereit, mit ihm das Thema zu erörtern.« Er schmunzelte, da er wusste, dass S'nan ihm als ältestem Weyrführer eher 429
     
    zuhören würde als einem jungen Reiter, den er vielleicht ohne viel Umstände hätte abblitzen lassen. »Das Ergebnis dieses Gesprächs gebe ich unverzüglich bekannt.«
    Rings um den Red Butte wirbelten rötliche Staubwol—
    ken hoch, als sich alle Drachen gleichzeitig mit gewaltigen Schwingenschlägen in die Luft erhoben.
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KAPITEL 17
Der Fädenfall
    aue Winde, die von den eisgepanzerten Polkappen
    Rherunterfegten, brachten bitterkaltes Wetter mit
    sich, als S'nan ein Treffen mit den Weyrführern anberaumte, um über die geplante Rotation zu beraten. Vor-angegangen war ein Gespräch mit G'don. Wenn der klirrende Frost anhielt, wären die Drachenreiter von Fort nicht die ersten, die einen Fädenfall zu bekämpfen hätten.
    S'nan konnte nicht verhehlen, dass ihm diese Aussicht nicht behagte. Irgendwie schien er sich seiner großen Chance beraubt zu fühlen. Während des gesamten Treffens tigerte er unruhig hin und her und spähte immer wieder aus dem Fenster, um den Schneeregen zu beobachten, der wie ein dichter Vorhang den Kraterkessel verhängte. Man merkte ihm an, dass er die Diskussion nur halbherzig führte.
    B'nurrin war mehr als einmal nahe daran, laut los—
    zulachen, und nur K'vins Fußtritte unter dem Tisch
    verhinderten es, dass er die Beherrschung verlor.
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