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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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    An ihrem neuen Ort war die Luft merklich milder. Er rieb sich die Wangen und die Nase, um das Blut zum Zirkulieren zu bringen. Selbst seine Fingerspitzen waren taub vor Kälte.
    Im Osten dämmerte der Morgen, und am grauer werdenden Himmel verblasste der Rote Stern. Plötzlich sahen die Fäden bedrohlicher aus. Immer mehr Drachen 437
     
    spien Flammen, und er bat Charanth, sie anzuweisen, mit dem Feuerstein sparsam umzugehen.
    Die Warterei zerrte an seinen Nerven. Zweihundert
    Jahre des Ausharrens. Wann würden sie endlich mit
    dem Kampf beginnen?
    Doch die Fäden prasselten auf Schnee hernieder.
    K'vin befand sich nahe genug, um die Löcher zu sehen, die sie in die weiße Masse brannten.
    JETZT!
    Craigaths Kommando explodierte in K'vins Kopf,
    und im selben Augenblick brüllte Charanth auf. Flam-mengarben schlugen gleich Fackeln aus seinem Maul, und mit wuchtigen Schwingenschlägen preschte er vor-wärts.
    K'vin hielt sich am Fluggeschirr fest und tastete hektisch nach dem Seil, mit dem die Feuersteinsäcke vor ihm am Nackenwulst befestigt waren. Durch Knie-schluss versuchte er zu verhindern, dass er vom Drachenrücken geschleudert wurde. Er hob den rechten Arm und streckte ihn nach vorn aus, als ob jemand Craigaths Befehl verpasst haben könnte.
    Sie flogen in Formation, Telgar in der zweiten Reihe und unterhalb des Geschwaders vom Hochland. Die Abstände zwischen den einzelnen Drachen waren groß
    genug, um gegenseitige Verbrennungen zu verhindern.
    Außerdem ließ man Korridore für Manöver frei. Jeder Weyr hatte seine Geschwader in dieser Strategie gedrillt, bis die einzelnen Elemente den Menschen wie den Drachen in Fleisch und Blut übergegangen waren.
    Als Charanths feuriger Atem die ersten Fäden versengte, ergriff eine Euphorie von K'vin Besitz und er spürte, dass es auch für Charanth ein berauschendes Er-lebnis war. Sie brannten sich eine Schneise durch den Fädenvorhang und machten kehrt. K'vin sah, dass seine Gefährten dasselbe Manöver vollführten. All die Jahre des Trainings machten sich jetzt bezahlt. Vor Stolz schien ihm das Herz in der Brust zu schwellen. Überall 438
     
    kämpften Drachen und ihre Reiter gegen den alles
    verzehrenden Organismus aus dem All, und das mit
    vollem Erfolg.
    Meranath und die anderen sind hier , verkündete Charanth, nach unten spähend.
    Tatsächlich? Flieg eine Kurve. K'vin gewahrte die niedrig fliegende Pfeilformation, bestehend aus den gold-glänzenden Leibern der Königinnen. Ihre Reiterinnen handhabten die Flammenwerfer und eliminierten die Fäden, die den anderen Drachen entkommen waren.
    Macht Meranath ihre Sache gut? , erkundigte sich K'vin.
    Sie macht ihre Sache sogar sehr gut , lobte Charanth sie voller Stolz.
    Gib Bescheid, dass wir ein Wendemanöver fliegen , befahl K'vin Charanth. Er drehte sich um, weil er die Ausführung beobachten wollte. Als er den erhobenen Arm senkte, spien noch neun oder zehn Drachen Feuer, dann stellten auch sie ihren Flammenatem ein.
    Er zählte bis fünf, und plötzlich flogen alle Geschwader hinter ihm. Dann rückte die Fädenwolke wieder näher, und Charanths Maul entströmten aufs Neue die alles versengenden Fackeln. Bis jetzt fand K'vin an keinem Reiter oder Drachen etwas auszusetzen. Das Geschwader von Telgar gab sein Bestes.
    Auf einmal merkte er, dass seine Säcke mit Feuerstein leer waren. Er ließ Charanth neue anfordern. Zu seiner Überraschung fiel K'vin auf, dass sie von der Nacht in den Tag hineingeflogen waren; die Sonne schien ihm schräg in die Augen, als sie wieder nach Osten abdrehten. Nur gut, dass die Schutzbrillen getönte Gläser aufwiesen.
    Z'gal und sein blauer Drache kamen im Sturzflug
    herbeigesaust und ließen die neuen Säcke mit Feuerstein auf Charanths Hals fallen. K'vin löste die leeren Säcke von den Gurten und warf sie ab; ein Stück weiter unten wurden sie von Z'gal aufgefangen, der unmittelbar danach mit seinem Tracath ins Dazwischen ging.
    439
     
    Sag Tracath, das war gute Arbeit , forderte K'vin Charanth auf.
    Mittlerweile kreisten sie über dem Nordosten von
    Benden, über Weideflächen, ausgedehnten Wäldern
    und kleineren Bauerngehöften. Jetzt war es umso
    wichtiger, die Fäden zu vernichten. Das Königinnengeschwader hob sich in strahlend goldenem Glanz vor dem dunkelgrün und braun gefleckten Untergrund ab;
    die winterlich brach liegende Landschaft war noch
    nicht vom frischen Grün des Frühlings überhaucht.
    Wieder wurden die leeren Säcke gegen volle ein—
    getauscht. K'vin
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