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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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Allerdings brachte K'vin für den Anführer des Igen-Weyrs Verständnis auf, denn diese Zusammenkunft glich einer Farce.
    Obwohl S'nan auf diesem Treffen bestanden hatte,
    gab er lediglich einsilbige Bemerkungen von sich,
    während die übrigen Weyrführer wortreich Argumente für eine zweistündige Rotation während eines Einsatzes darlegten. S'nan behielt eine ausdruckslose Miene bei, derweil Sarais schmollender Ausdruck Bände sprach.
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    »Sie ist ganz erpicht darauf, uns alle ihrem Kommando zu unterstellen«, raunte Zulaya K'vin zu, derweil Sarai ihren auf und ab gehenden Weyrgefährten nicht aus den Augen ließ.
    »Dazu wird es wohl kaum kommen, Liebste«, erwiderte K'vin. Wie leicht ihm das Kosewort jetzt über die Lippen ging. Er seufzte verhalten. »Weißt du was?«, flüsterte er dicht vor ihrem Ohr. »S'nan tut mir richtig-gehend Leid.«
    Zulaya schnaubte kurz durch die Nase. »Mir nicht.«
    Dann heuchelte sie wieder respektvolle Aufmerksamkeit, als Sarai ihr und K'vin einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, weil sie miteinander getuschelt hatten.
    Fäden fielen als schwarzer Staub vom Himmel,
    durchsetzt mit Schnee oder Graupeln. Patrouillenreiter schleppten Eimer voll herbei, die S'nan begutachtete und dann mit einem resignierten Abwinken wegtragen ließ.
    Im Hochland war man noch emsiger damit beschäftigt, lebende Fäden aufzuspüren. Ein paar Reiter erlitten sogar Erfrierungen, so ausdauernd trotzten sie dem Schnee und der Kälte, um das Wiedererscheinen des alten Feindes rechtzeitig zu bemerken. Ein langes Stück von einem erfrorenen Faden legte man G'don zur Prü-
    fung vor. Beim Auftauen verströmte der Organismus
    einen so bestialischen Gestank, dass man sich seiner unverzüglich entledigte.
    Als Benden den ersten Fädenschauer erwartete – offiziell Fädenfall Nummer zehn – herrschte an der Ostküste beträchtlich milderes Wetter, sodass ein großer Teil der Fäden lebendig und mithin gefährlich sein wür-de. Sämtliche Weyr von Pern wurden entsprechend benachrichtigt.
    Über dem Benden-Weyr versammelten sich in perfekter Formation die Drachenreiter von Telgar unter K'vins Führung. In der dunklen Stunde vor der Morgendäm-432
     
    merung glänzte der Weyrkessel unter ihnen in künstlicher Beleuchtung. K'vin war sich nicht sicher, ob seine Geschwader vor denen der anderen Weyr eingetroffen waren, doch zur vereinbarten Zeit würden alle an den ihnen zugewiesenen Plätzen sein.
    Jeder wäre den ersten ernsthaften Einsatz viel lieber am hellen Tag geflogen, doch die Fäden scherten sich nicht darum, ob es stockfinster war, oder ob Rubkat seinen Glast verbreitete. Den alten Berichten, die Sean verfasst hatte, konnte man entnehmen, dass die silbrig glänzenden Fäden genug Licht reflektierten, um von Drachen wie Reitern erkannt zu werden.
    Der erste Fädeneinfall des zweiten Vorbeizugs würde über der Bergkette beginnen, deren Gipfel noch von Eis und Schnee bedeckt waren. Dort konnten sie keinen Schaden anrichten. Die meisten Organismen würden vermutlich als schwarzer Staub herniedergehen. Bei anderen Gelegenheiten durften die Reiter so lange abwarten, bis die Fädenwolke auf bewohntes Gebiet zurückte.
    Der heutige Einsatz stellte eine Ausnahme dar.
    Die Weyrführer hatten einstimmig entschieden, diesen Fädenfall zu bekämpfen, egal, ob er harmlos war oder nicht. Zu Trainingszwecken, wie es hieß. Reiter und Drachen brannten darauf, endlich in Aktion treten zu dürfen. Ein paar Bergspitzen ragten so hoch empor, dass die Luft selbst für die genetisch angepassten Drachen dünn wurde. Doch man konnte wenigstens den Fädenschauer beobachten und sich ein Urteil aus erster Hand bilden.
    Alle zwei Stunden sollten sich die Geschwader ablö-
    sen, damit möglichst viele Leute ein Gefühl für diese Art von Kampf bekamen. Flüchtig dachte K'vin an P'teros vergeblichen Versuch, an dem Einsatz teilnehmen zu dürfen. Vielleicht hätte er den blauen Reiter doch mitfliegen lassen sollen, um ihm zu beweisen, dass Mut allein nicht ausreichte, um dieser Gefahr zu begegnen.
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    Doch wenn er P'tero mitgenommen hätte, wäre dafür
    ein anderer, vollkommen gesunder und viel zuverlässigerer Reiter daheim geblieben. Auch M'leng hatte K'vin dieses Mal ausgeschlossen, um keine Eifersüchteleien zwischen den beiden Gefährten aufkommen zu lassen.
    Grundsätzlich waren sie ein gutes Paar und lebten in einer relativ stabilen Beziehung, seit P'tero von Ormonth erwählt worden war.
    Eine Bewegung und ein scharfer
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