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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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sicher klettern zu können. Aber später würden sie vielleicht nützlich sein.
    Ohne weiteres Zögern schlang er sich das Seil um den Rumpf und führte es mit der Hand seines gesunden rechten Arms. Dann begann er, sich die Felswand herabzulassen. Seine nackten Füße gegen den Felsen stemmend versuchte er, sein Gewicht so zu verteilen, dass er sich allein mit der gesunden Hand am Seil hinablassen konnte – ein Kraftakt, dessen Gelingen er vor allem seiner jahrzehntelangen Klettererfahrung verdankte - manch jüngerer Mann hätte dieses Kunststück nicht zustande gebracht.
    Die Muskeln seines rechten Oberarms waren zum Äußersten angespannt, als er dem Vorsprung etliche Meter unter ihm entgegenstrebte. Immer wieder drohte sein vor Schmerzen schreiender Körper aufgeben zu wollen, aber der Kraft schierer Verzweiflung krallte sich seine Hand um das Seil, das tiefe, blutende Striemen in die Innenseite seiner Handfläche schnitt. Sein Körper war jetzt eine einzige, sehnige Muskelfaser, die er bald hierhin, bald dorthin bog, um sein Gewicht am Seil besser verteilen zu können. Zentimeter um Zentimeter arbeitete er sich die Wand hinab, während der Schweiß in einem steten Rinnsal an seinem Körper herunterlief.
    All dies drang kaum ins Bewusstsein des konzentrierten Kletterers. Nach Minuten, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, erreichte er ächzend und keuchend den winzigen Vorsprung zwanzig Meter unter dem Punkt, an dem sein Abstieg begonnen hatte. Vorsichtig öffnete er die Hand und gab das Ende des Seils frei, als seine Füße auf dem schmalen Sims einen einigermaßen sicheren Halt gefunden hatten.
    Bis hierhin hatte er das Seil gehabt, aber nun gab es kein Zurück mehr, von jetzt an würde der winzigste Fehltritt tödlich sein.
    Erst jetzt bemerkte er die Schmerzen in seinen Kiefergelenken, wo sich seine Zähne mahlend aufeinandergepresst hatten. Er öffnete den Mund und machte ein paar Grimassen, um die Gesichtsmuskeln zu entspannen. Dann konzentrierte er sich erneut auf den Fels. Er drückte seinen Körper an die Wand, presste sich regelrecht in das Gestein hinein – nunmehr allein auf die Kraft seiner Füße und eines verbliebenen Arms gestellt. Dann öffnete er langsam die Augen und betrachtete die schier endlos verlaufende Steilwand zu seiner Linken.
    Er warf einen letzten Blick auf das baumelnde Seilende vor seinem Gesicht, dann wischte er seine blutige, verkrampfte Rechte bedächtig an der Hose ab – das Gesicht und den ganzen Körper unverwandt an den Stein gepresst. Er spannte und entspannte die Muskeln seiner Hand und krallte dann die Finger in einen schmalen Spalt in der Felswand, um seinem Körper den nächsten Kraftakt aufzuzwingen. Anschließend schob er seinen linken Fuß Zentimeter für Zentimeter den Vorsprung entlang und verbog seinen Oberkörper, bis jede Faser seines Rumpfes schmerzte. Als er erneut sicheren Halt unter seinen Füßen spürte, dehnte er sich langsam zurück, während seine Hand tastend den nächsten Halt in der glatten Oberfläche fand. Jede Wiederholung dieser mühseligen Prozedur in schwindelerregender Höhe brachte ihn seinem Ziel ein paar Zentimeter näher.
    Er betrieb diese erschöpfende Aktion beinahe eine Stunde lang – ungeachtet der Schmerzen und seiner Erschöpfung. Der raue Fels hatte seine Jacke und Hose aufgescheuert, sie hingen nur mehr in Fetzen an ihm. Eine dicke Kruste aus Dreck und Blut bedeckte seinen Körper. Aber der alte Suter kletterte weiter.
    Als er schließlich den Felsspalt erreichte, der den nächsten Abschnitt seiner Route markierte, war ihm bereits jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Von hier wollte er den direkten Abstieg ins Tal vornehmen – gut und gerne fünfzig Meter spiegelglatter Fels, und diesmal ohne Halteseil.
    Suter schloss die Augen und verharrte eine Weile reglos in die Wand gepresst, versuchte, das Reißen in seinen Gliedern zu ignorieren, zu ignorieren, wie erschöpft er bereits war. Er würde den weiteren Abstieg nicht schaffen. Nicht ohne Seil und nicht in seinem Zustand. Er öffnete die schmerzenden Lider und sah sich um.
    Hier gab es einen senkrechten, gezackten Riss im Gestein, den er sich als Anhaltspunkt eingeprägt hatte. Wenig mehr als Loch im Berg und eine von dort senkrecht nach unten verlaufende Spalte, die er als Haltegriff für den Weg nach unten vorgesehen hatte. Allerdings hörte diese Spalte bereits wenige Meter unter ihm unvermittelt auf und danach kam nur die Wand. Kein guter Plan.
    Hier oben allerdings, da
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