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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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nichts zu sehen. Kein Licht durchbrach die Finsternis von da, wo sich das anheimelnde Wohnzimmer des Alpenhof hätte befinden müssen.
    Die riesenhaften Baumstämme standen eng beisammen und ihr dichtes Blätterdach gab nur gelegentlich zerrissene Fetzen des wolkenverhangenen, sternenlosen Nachthimmels frei. Und vermutlich war es besser, dass er diese Sterne nicht sehen konnte.
    Wieder ein Geräusch. Ein Winseln. Und dann ein lautes, klägliches Aufjaulen, das abrupt verstummte.
    Als er herumfuhr, gewahrte der Alte zwischen den finsteren Stämmen eine mondbeschienene Lichtung, die er vorher überhaupt nicht bemerkt hatte. Die mächtigen Laubbäume gingen hier allmählich in kleinere, verkrüppelte Astgeflechte über. Diese wogten wie dürre Arme zu einem Hügel hinauf, dessen Kuppe gänzlich frei von jedem Baumbewuchs war. Lediglich einige Gräser und trockenes Gestrüpp bedeckten den kargen Boden wie eine ungesund wuchernde Flechte. Ein kränkelnder Vollmond beschien die unwirkliche Szene – ungewöhnlich nah und aufgedunsen hing er über dem kahlen Hügel und warf sein blässliches Licht auf die Erhebung und den seltsamen, großen Stein auf deren Kuppe.
    Der an ein vorzeitliches Kultobjekt erinnernde schwarze Felsblock verströmte eine Aura unheimlicher Fremdartigkeit und unvorstellbaren Alters – ein Eindringling, dessen Geschichte lange vor der allen Lebens auf der Erde begonnen hatte, ein widerwärtiger uralter Abszess auf dem Gesicht des jungen Planeten, abstoßend und grauenerregend.
    Der Alte kämpfte sich durch die knöchelhohen, klebrigen Gewächse aus dem Unterholz des Waldrandes und betrat die Lichtung. Sein Blick wurde unbarmherzig von dem grob behauenen steinernen Ungetüm auf der Hügelkuppe angezogen – ein vorzeitlicher Findling von wahrhaft gigantischen Ausmaßen. Über drei Meter lang und gut zwei Meter breit, bildete der Felsbrocken auf dem Hügel die höhnische Nachahmung eines zyklopischen, schwarzen Sarges. Der Alte trat näher heran. SIEH HIN, SIEH GENAU HIN, ALTER MANN! S'IST EIN ANBLICK, DER SICH WIRKLICH LOHNT!
    Auf dem schorfigen Steinaltar schien ein kleines Bündel zu liegen, das den alten Mann unwillkürlich an eine schmutzige und völlig zerfetzte Version der Wolldecke vor dem heimischen Kamin denken ließ. Der blasse Mond tauchte den Stofffetzen in ein fahles, unwirkliches Licht und ein unnatürlich lauer Wind spielte mit einigen losen Enden und verwitterten Falten des modrigen Stoffs. Aus dem achtlos hingeworfenen Bündel quoll eine dunkel schimmernde Flüssigkeit und rann über den monströsen Altarstein. Der Alte tauchte widerstrebend einen Finger in die klebrige Flüssigkeit. JA, TAUCH IHN HINEIN, DEINEN FINGER UND SCHLECK SIE AB, MEINE KÖSTLICHE, KÖSTLICHE SÜßIGKEIT!
    Er stellte fest, dass er sich in der Farbe geirrt hatte – tatsächlich war die träge Flüssigkeit nicht schwarz, sondern von einer tiefroten Färbung. Wie Sirup gerann der schleimige Brei an der Seitenwand zu dicken Klumpen, bevor er im Waldboden versickerte. Fast wie ...
    In diesem Moment schob sich der gnadenlose Schimmelmond hinter den Wolken hervor und gab dem alten Mann endgültig den Blick auf das Lumpenbündel frei, das verdreht und falsch auf dem Monolithen lag. Ein Bündel, das in Wahrheit nicht aus Wolle oder Leinen bestand – sondern aus den zertrümmerten Knochen und dem ausgeweideten Körper seines getreuen Bernhardiners Tobi. Jemand oder etwas hatte den großen Körper des Hundes wie den einer Puppe zerfetzt und Teile aus diesem Körper herausgerissen .
    Aus der dampfenden Masse von Fell, Fleisch und Eingeweiden, die einst sein treuer, vierbeiniger Gefährte gewesen war, starrte ihm ein einzelnes, fürchterliches Hundeauge blicklos entgegen.
    Die Finsternis über dem Alten türmte sich zu einem zuckenden Schatten auf, der die traurigen Reste des toten Hundekörpers verdunkelte und die ganze Lichtung in Schwärze tauchte. Der alte Mann drehte sich langsam um, gegen seinen Willen, jedoch – er konnte nicht anders. Denn es war seine Bestimmung, das zu erblicken, was hinter ihm in den Schatten gelauert hatte.
    Und dann begann Alois Suter zu schreien.

Ein Traum, vielleicht ...

D er alte Mann erwachte und fand allmählich in die Realität zurück. Allerdings war es eine, die ihm nur wenig Trost versprach. Zusammengekrümmt lag er in dem Felsloch und stellte fest, dass seine Grubenlampe immer noch brannte – und die ganze Zeit seiner Bewusstlosigkeit über gebrannt hatte. Mit einer hastigen
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