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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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wo sie ihren Ursprung hatte, klaffte die Spalte zu einem breiten Riss auf, der tiefer in den Felsen führte, eine Höhlung, vielleicht? Breit und tief genug, um sich zu setzen und zu verschnaufen, nur für einen Moment?
    Er rutschte ein paar weitere Zentimeter auf das Loch im Felsen zu und stellte fest, dass es tiefer war, als er zuerst angenommen hatte. Tatsächlich klaffte ein Tunnel von gut zwei Metern Durchmesser in der Wand. Mit einem Schlag machten sich seine schmerzenden Muskeln wieder bemerkbar. Ein paar Meter noch – dann würde er Halt machen und rasten können.
    Mühsam zwang er sich selbst dazu, Ruhe zu bewahren, während er weiter auf die Vertiefung zukroch. Schließlich war er nah genug, um einen Fuß darin abstellen zu können, und dann zog er sich ächzend hinein. Für einen Moment schwankte er bedenklich unsicher über dem meterhohen Abgrund, bevor er sich mit einer letzten, übermenschlichen Kraftanstrengung herumschwang und seinen Körper schließlich in das Loch hineinwarf.
    Das Letzte, was der alte Mann im schwächer werdenden Schein der Betty wahrnahm, als er in der kreisrunden Aushöhlung zusammenbrach, war ein merkwürdiges, in die Innenwand der Vertiefung gehauenes Symbol.
    Dann schlug die Finsternis über ihm zusammen.

Totenmond
     
     
    D er alte Mann erwachte aus einem sanften Dösen. Er streckte seine Glieder in dem samtbezogenen Ohrensessel aus und sein Mund verzog sich zu einem herzhaften Gähnen. Offenbar war er bei der abendlichen Lektüre des Boten wieder einmal eingenickt. Das Feuer im Kamin der kleinen Wohnstube tauchte den Raum in rot-goldenes Zwielicht. Es war fast heruntergebrannt und die nächtliche Kühle begann bereits, sich in den Raum zu schleichen. Jenseits des Fensters herrschte nun nichts als undurchdringliche Schwärze, die Nacht war schon vor Stunden angebrochen. Ungewöhnlich früh für diese Jahreszeit, fand der Alte, machte sich aber weiter keine Gedanken darüber. Er dehnte sich ein weiteres Mal in dem weichen Polstermöbel und setzte sich dann aufrecht. Seine Hand tastete nach unten, an die Stelle vor dem Kamin, wo er den Hinterkopf seines Bernhardiners Tobi vermutete. Doch er griff ins Leere. Auch das sanfte Hecheln des großen Hundes war nicht zu hören – tatsächlich war es ungewöhnlich still in dem kleinen Raum.
    Die zerwühlte Spieldecke vor dem Kamin war leer, unangetastet der große Wassernapf aus Blech, daneben der zerkaute Spielknochen. Aber keine Spur von dem Hund.
    Der Alte erhob sich bedächtig aus seinem Sessel, faltete den Boten zusammen und legte die Zeitschrift auf die glimmenden Holzscheite im Kamin. Fasziniert beobachtete er, wie sich auf dem dünnen Zeitungspapier bräunliche Flecken bildeten, alsbald schwarz wurden und sich zu einer rissigen Haut aus verkohlten Fetzen zusammenzogen, welche in der Glut zu Asche vergingen. WIE AUCH DU ZU ASCHE VERGEHEN WIRST. WIE IHR ALLE VERGEHEN WERDET!
    Ein scharfes Bellen riss ihn aus seinen Gedanken. Tobi!
    Das abgehackte Kläffen kam von draußen – offenbar ein gutes Stück vom Haus entfernt. Missmutig begab der Alte sich zur Tür und trat hinaus in den Wald.
    Der Alte lief in die Richtung, aus der das Bellen gekommen war. Irgendwo vor ihm im pechschwarzen Forst, irgendwo tief in der Dunkelheit ...
    Der uralte Forst wirkte in der Finsternis dichter als sonst, abweisend und – feindselig? Der Alte lief tiefer in den Wald hinein, dem gelegentlichen Kläffen seines treuen Hundes folgend. Zweige streichelten wie sanfte Finger sein Gesicht, glitten forschend und tastend an ihm herum. Ein Gefühl, welches ihm nicht gänzlich unangenehm war – es war anregend und von einem sanften Entzücken begleitet. Der Alte spürte das verlangen, über die raue Rinde zu streichen, sie mit den Fingern zu erforschen, zu liebkosen und … Die Bäume um ihn herum schienen plötzlich dichter zu stehen, fast so, als bewegten sie sich langsam auf ihn zu. Als hießen sie ihn in ihrer Mitte willkommen, damit er eins würde mit ihnen.
    Ein neuerliches Bellen, lauter diesmal, direkt vor ihm, fast greifbar nah. Fragend. Unsicher. Ängstlich?
    Er lief tiefer hinein in die Dunkelheit des Waldes. Wie lange war es her, dass er aufgebrochen war, um nach Tobi zu suchen? Ihm kam es vor, als irre er schon seit Stunden durch den endlosen Forst. Oder waren es Tage? Er verharrte für einen Moment und schaute zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Versuchte, sich zu orientieren. Von seinem Haus jenseits der Bäume war jedoch
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