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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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hatte Nymus in ihr Sprechzimmer geführt, in dem ein alter Schreibtisch, angehäuft mit Büchern, Heften und beschriebenen Blättern stand sowie dahinter ein betagter, dunkler Bürostuhl. Davor lud ein lederbezogener heller Sessel zum entspannten Meditieren, Lesen oder Diskutieren ein. Neben dem Tisch boten ein paar weniger bequeme Besucherstühle weitere Sitzgelegenheiten. In der Nähe des Fensters war ein Behandlungstisch aufgestellt, wie man ihn auch in einer Arztpraxis fand, mit einem Hocker davor. In dem geöffneten Schrank in der gegenüberliegenden Ecke waren Decken und Kissen gestapelt. Die Wände bedeckte eine helle Tapete, und es gab mehrere Bilder in warmen Farben.
    Zawarima holte aus einem Nebenraum eine Flasche mit Wasser und zwei Gläser, die sie auf den Beistelltisch beim Schreibtisch platzierte. Sie schenkte ein und reichte Nymus eins der Gläser. Dann zog sie den Hocker heran und setzte sich Nymus gegenüber.
    „ Vielen Dank für den Heilzauber, Frau Marza”, stammelte Nymus, den das Gefühl der Befangenheit beschlich. „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Zauber so schnell und gründlich wirken kann.“
    Zawarima lächelte: „Mich erstaunt das auch immer wieder. Übrigens nennen sich Zauberer und Hexen beim Vornamen und sagen „Du“ zueinander, egal ob Kinder oder Erwachsene. Also nenn mich bitte Zawarima! Kannst du mir jetzt deinen Namen sagen?“
    „Oh, Entschuldigung. Ich heiße Hieronymus Reinwein. Aber alle sagen Nymus zu mir“, stellte er sich vor.
    „ Ich bin überrascht, noch nie etwas von dir gehört zu haben. Wir, im Magierkreis Süd, kennen uns eigentlich alle“,  sagte Zawarima.
    „ Wir wohnen seit eineinhalb Jahren hier. Mein Großvater hat mich noch nicht eingeführt.“ Da fiel Nymus wieder dessen Tod ein. Der Kloß, der den ganzen Nachmittag in seiner Brust gedrückt hatte, sich jedoch bei dem Entführungsversuch hatte zurückziehen müssen, eroberte sich abermals seinen vormaligen Platz. Nymus senkte bekümmert seinen Blick, als er fortfuhr: „Und er wird es auch nicht mehr tun.“
    Als könnte Zawarima seine Gedanken lesen, fragte sie mitfühlend: „Du trauerst um ihn. Ist er gestorben?“
    Nymus nickte. „Vor wenigen Stunden.“
    „ Du hast ihn sehr gern gehabt, nicht wahr?“
    „ Er war mir wie ein Vater.“ Nymus wischte sich verstohlen eine Träne weg.
    „ Ja, es ist hart, einen geliebten Menschen zu verlieren. Warst du dabei, als er gestorben ist?“, wollte Zawarima weiter wissen.
    Nymus erzählte ihr davon, wie der Großvater von den Seinen Abschied genommen hatte, er berichtete auch von Großvaters Besuch bei einem der Ältesten des hiesigen Magierkreises und seiner Bitte, einen Paten für ihn, Nymus, zu finden. Er ließ auch nicht aus, wie der Großvater noch jedem seinen Segen gegeben hatte, bevor er die Augen für immer geschlossen hatte.
    Sie schwiegen eine Weile.
    Dann meinte Zawarima: „Dein Großvater ist sehr bewusst gestorben. Er hat versucht, alles abzu schließen oder zu übergeben, wie etwa die Sorge um deine Zukunft. Einen besseren Tod kann ich mir fast nicht vorstellen.“
    Nymus starrte sie mit großen Augen an. Dass jemand dem Tod etwas Positives abgewinnen konnte, ja den Tod fast als schönes Ereignis darstellte, überraschte ihn. Da wurde ihm erst bewusst, dass es für ihn weitaus schlimmer gewesen wäre, wenn der Großvater sehr plötzlich und unvermutet gestorben wäre, weil er zum Beispiel bei einem Unglück sein Leben verloren hätte. Bei diesem schrecklichen Gedanken stellte sich bei Nymus doch so etwas wie Dankbarkeit ein, dass der Großvater vergleichsweise harmonisch gehen durfte.
    „Warum bist du nicht in deiner Familie geblieben?“, schreckte ihn Zawarima aus seinen Überlegungen.
    „ Ich war so wütend. Und ich wollte allein sein“, gab Nymus zu und starrte beschämt auf seine Hände.
    Auf einmal fuhr er hoch. Die Entführer waren ihm wieder eingefallen. Jetzt konnten sie ja wieder an ihn denken, er war nicht mehr in einem Zauber eingekapselt! Sie würden sich daran erinnern, wo sie ihn zuletzt gesehen hatten und hierher zurückfahren. Womöglich waren sie sogar schon da und lauerten am Gartentor oder gar bereits an der Haustür auf ihn. Nymus Herz klopfte wie wild. Fahrig stellte er sein Wasserglas auf den Beistelltisch und hastete ans Fenster. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, als er unten tatsächlich den dunkelgrauen Mercedes der A-Klasse erblickte. Die beiden Schwarzgekleideten saßen auf den Vordersitzen und
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