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Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Titel: Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft
Autoren: Sissi Kaipurgay
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sinnloses Unterfangen in dieser Gegend. Auf der Veddel – dem neuen Studentenviertel von Hamburg – verirren sich nur selten Mietdroschken in die gottverlassenen Straßen. Langsam trotte ich den Bürgersteig entlang, weiche Nachtschwärmern aus, die vereinzelt auftauchen. Ich atme auf, als ich die Grenze nach Hammerbrook überschreite und die Straße belebter wird. Ein beiges Auto taucht auf, ich winke und sinke gleich darauf erleichtert in das Lederpolster.
    „Hotel Graf Maltzahn“, instruiere ich den Fahrer, dann lehne ich mich zurück.
    Max. Das ist alles, was ich denken kann. Seine Blicke, seine Finger, die mich so liebevoll gestreichelt haben. Ich schließe die Augen und versuche, mich auf meine Mitte zu konzentrieren, so wie es mich mein Vater gelehrt hat. Leider erreicht das Taxi eher das Hotel als ich meine Mitte. Seufzend reiche ich dem Fahrer einen Schein und steige aus.
     
    Auch auf meinem Bett im Schneidersitz meditierend finde ich nicht zu der entspannten Form, die mir sonst mühelos innewohnt. Irgendetwas hat meine Schutzhülle durchbrochen und Chaos in mir angerichtet. Okay, Chaos ist für mich schon ein ungemachtes Bett, weshalb ich das Leben im Hotel gar nicht mal übel finde. Ich krieche unter die Decke und versuche noch ein wenig Schlaf zu bekommen.
     
    „Einen wundervollen Guten Morgen, Herr Dr. Schneider“, begrüßt mich Lore einige Stunden später mit einem so falschen Lächeln, dass sie eigentlich daran ersticken müsste.
    „Guten Morgen Lore“, sage ich freundlich und eile in Richards Büro.
    Bis mein Zimmer fertig eingerichtet ist, werden wir uns seines teilen. Ich muss sowieso noch von ihm lernen, also passt das. Er ist noch nicht da, was mir sehr entgegen kommt. Meine Gedanken und Gefühle sind total unsortiert, ich brauche noch ein paar Minuten für mich.
     
    Der Vormittag vergeht mit einer Schwellkörperruptur, diversen Blasenleiden und – als Höhepunkt – einer Flasche, in der ein erigierter Penis steckt. Jawohl, ihr lest richtig. An dem Glied hängt natürlich ein Kerl, die Glasflasche kommt nicht allein in die Praxis. Selbst Richard ringt kurz um Fassung, als er das Unglück sieht. Normalerweise stecken solche Gegenstände meist an anderer Stelle. Ich meine damit die Flasche, wobei auch der Penis… Ach, was rede ich hier?
    Es ist dann Lores beherztem Eingreifen mittels eines Glasschneiders zu verdanken, dass der Mann sein Glied behalten kann. Richard und ich, wir hätten ihn an eine Klinik verwiesen. Ehrlich gesagt sind die Verlustängste einfach zu groß, als dass wir uns an so einen kritischen Eingriff wagen wollten. Man stelle sich nur vor, welches Trauma ausgelöst worden wäre, wenn der Mann durch unsere Hände seinen Schwanz verloren hätte.
     
    „Oh Mann, was täten wir ohne Lore“, seufze ich auf dem Weg zum ‚goldenen Hirsch‘.
    „Jeden Morgen selbst in den Kaffee pinkeln?“, brummt Richard.
    Ich muss grinsen, endlich fühle ich mich besser. Die trockene Art meines Kollegen tut mir gut, seit zehn Minuten habe ich nicht an Max gedacht.
    Der Parkplatz vor dem Lokal ist fast leer, was aber daran liegen kann, dass der Flaschenpenis uns aufgehalten hat. Wir sind eine Stunde später dran als gestern, die normale Mittagspause ist für viele schon vorbei. Trotzdem kann ich mich nicht davon abhalten, hoffnungsvoll die anwesenden Gäste zu mustern und nach einem Blondschopf Ausschau zu halten.
    „Er ist nicht hier“, sagt Richard und legt eine Hand zwischen meine Schulterblätter, um mich zu einem Tisch zu dirigieren.
    Wir arbeiten erst den zweiten Tag zusammen und schon fühlt es sich so an, als würde ich ihn mein Leben lang kennen. Was wird als nächstes passieren? Wird Richard die geplante Hochzeit absagen und mich heiraten?
    „Hallo Schatz“, sagt Manuel, der inzwischen an unseren Tisch getreten ist und sich jetzt zu Richard beugt, um ihn zu küssen.
    Ich sehe mich immer noch um, die Hoffnung stirbt eben zuletzt, und ich behalte Recht: Max kommt aus dem Gang, der zum Darkroom führt, und er ist nicht allein. Ein dunkelhaariger Kerl läuft hinter ihm.
    Der Schmerz ist unerträglich und spiegelt sich wohl auf meinem Gesicht, denn Richard greift nach meinem Arm und raunt: „Mach jetzt bloß keine Szene.“
    „Keine Sorge“, zische ich, wische seine Hand beiseite und springe hoch.
    Mit wenigen Schritten bin ich bei Max, baue mich vor ihm auf und stemme die Hände in die Hüften. Ach ja, sollte ich erwähnen, dass Japaner nicht zur Eifersucht neigen? Die
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