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Dornröschens Bestrafung

Dornröschens Bestrafung

Titel: Dornröschens Bestrafung
Autoren: Anne Roquelaure
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Gefahr befunden.“
    „Keiner Gefahr!“
protestierte ich. „Wir werden in ein fremdes Land gebracht, wo wir ... „
    „Still, Tristan“, zischte
er scharf. „Der Sultan hat unsere Königin zu ihrer Vorliebe für euch, Opfer der
Lust und Vergnügungen, inspiriert. Er sandte der Königin ihre ersten Sklaven
und erklärte ihr die Sorgfalt, mit der Sklaven behandelt werden müssen. Nichts
wirklich Böses wird euch widerfahren. Obwohl sicherlich... sicherlich ... „
    „Sicherlich was?“ fragte
ich.
    „Ihr werdet unterwürfiger
sein“, erklärte der Lord mit einem kurzen, besorgten Achselzucken. „Im Palast
des Sultans werdet ihr eine wesentlich niedrigere Stellung einnehmen. Sicher,
ihr werdet das Spielzeug eurer Herren und Herrinnen sein, sehr wertvolles
Spielzeug. Doch man wird euch nicht mehr wie Wesen mit einer höheren Bestimmung
behandeln. Im Gegenteil man wird euch so schulen, wie wertvolle Tiere geschult
werden, und ihr dürft niemals - der Himmel sei mit euch - niemals dürft ihr
versuchen zu sprechen oder mehr zu bekunden als das leiseste Verstehen ... „
    „Mein Lord“, unterbrach
ich.
    “Wie ihr seht“, fuhr der
Lord unbeirrt fort, „werden nicht einmal die Aufseher im Raum bleiben, wenn zu
euch gesprochen wird, als ob ihr Verstand hättet. Sie finden es unpassend und unschicklich.
Sie ziehen sich zurück bei dem geschmacklosen Anblick, wenn ein Sklave
behandelt wird wie ... „
    „...ein Mensch“, flüsterte
Dornröschen.
    Ihre Unterlippe bebte,
während sie ihre kleinen Fäuste fester um die Stäbe klammerte, aber sie weinte
nicht.
    „Ja, genau, Prinzessin. Wie
ein Mensch ... „
    „Mein Lord.“ Ich war jetzt
außer mir. „Man muss uns freikaufen! Wir stehen unter dem Schutz der Königin!
Dies verletzt alle Abmachungen!“
    „Das steht außer Frage,
lieber Prinz. In dem komplizierten Austausch großer Mächte müssen einige Dinge
als Opfer gebracht werden. Und es verletzt keinerlei Abmachungen. Ihr seid
gesandt zu dienen, und dienen sollt ihr nun im Palast des Sultans. Habt keine
Zweifel - ihr werdet von euren neuen Herren geschätzt werden. Obwohl der Sultan
viele Sklaven aus seinem eigenen Land hat, so seid ihr Prinzen und
Prinzessinnen eine besondere Leckerei und eine große Seltenheit.“
    Ich war zu ärgerlich, als dass
ich noch weiter hätte sprechen können. Es war hoffnungslos. Nichts, was ich
sagte, änderte etwas. Ich war wie eine wilde Kreatur eingesperrt, und meine See
verfiel in elendes Schweigen.
    „Ich tat, was ich konnte“,
sagte der Lord, und seine Blicke wanderten jetzt auch zu den anderen. Dimitri
war wach.
    “Mir war befohlen, eine
Entschuldigung für den Raub zu erreichen“, fuhr der Lord fort, „und eine feste
Entschädigung zu erzielen. Ich habe mehr Gold bekommen, als ich erwartet habe.“
    Er ging zu der Tür. Seine
Hände lagen auf dem Türknauf.
    „Zwei Jahre, Prinz, das ist
nicht zu lang“, sagte er. „Und wenn ihr zurückkehrt, werden sich euer Wissen
und eure Erfahrung von unschätzbarem Wert im Schloss erweisen.“
    „Mein Herr!“ sagte ich
plötzlich. „Nicolas, der Chronist. So lasst mich wenigstens wissen - wurde er bei
dem Überfall verletzt?“
    „Er ist lebendig und
höchstwahrscheinlich bei seiner Arbeit und verfasst den Bericht über den Raub.
Er grämt sich bitterlich deinetwegen. Doch nichts kann getan werden. jetzt muss
ich euch verlassen. Seid tapfer und schlau, indem ihr vorgebt, nicht schlau zu
sein und dass ihr nichts weiter seid, als die unterwürfigsten ,
jederzeit bereiten kleinen Bündel der Leidenschaft.“
    Er verließ uns. Wir blieben
alle still, hörten die entfernten Rufe der Seeleute über uns. Dann spürten wir,
wie die See sich träge wellte, als das andere Boot sich von unserem abstieß. Das
riesige Schiff bewegte sich wieder, schnell, wie unter vollen Segeln, und ich
fiel zurück gegen die kalten goldenen Gitterstäbe und starrte geradeaus.
    „Sei nicht traurig, mein
Liebling“, sagte Dornröschen und schaute mich an, ihr langes Haar umfloss ihre
Brüste, das Licht spiegelte sich auf ihren eingeölten Gliedern. „Es ist doch
nur das gleiche Spiel.“
    Ich drehte mich herum und
streckte mich aus, trotz des unbequemen metallenen Dreiecks zwischen meinen
Beinen, bettete den Kopf auf meine Arme und weinte lautlos. Schließlich, als
meine Tränen versiegt waren, hörte ich Dornröschens Stimme wieder.
    „Ich weiß, dass du an
deinen Herrn denkst“, sagte sie sanft. „Doch erinnere dich an deine eigenen
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