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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Blicken der anderen verlegen, doch schon einen Atemzug später spüre ich, wie sich der Rest der Welt langsam ausblendet.
    Ich lächle. „Wenn’s denn sein muss.“
    „Es muss sein.“
    Er küsst mich, greift nach meiner Hand und zieht mich zur Seite hinter eine Trennwand aus Leinen.
    „Ich finde es furchtbar voll hier“, flüstert er mir ins Ohr, während wir uns auf ein Sofa in der Ecke des Restaurants fallen lassen. „Wenn es nicht meine Eröffnung wäre, würde ich sofort mit dir nach Hause verschwinden.“
    „Auf Hochzeiten ist es doch auch so, dass die Gastgeber vor allen anderen gehen.“
    „Auf Hochzeiten“, wiederholt er mit eindringlichem Blick. „Schade, dass es keine Hochzeit ist.“
    Schweigend schaut er mich an, während ich darüber nachdenke, ob ich seine Andeutung richtig interpretiere.
    „Ist es in Ordnung, wenn wir uns einfach so aus dem Blickfeld schleichen?“, frage ich.
    „Wer will es uns verbieten?“ Er greift nach meiner Hand und küsst meine Finger.
    Eine ungewohnte Nervosität überkommt mich. „Lass uns lieber zurückgehen und die letzten zwei Anstandsstunden hinter uns bringen. Dann werden sicher auch die letzten Gäste verschwunden sein.“
    „Spielverderberin!“
    „Ich versuche lediglich, das Spiel auf dem richtigen Feld zu halten“, antworte ich mit geheimnisvollem Blick.
    Er gibt mir einen flüchtigen Kuss, steht auf und greift lächelnd nach meiner Hand. „Dann lass uns raus aufs Spielfeld gehen und hoffen, dass der Abpfiff nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.“

    *

    Der Inhalt meines Einkaufswagens macht einen recht dürftigen Eindruck. Eine Packung Feuchttücher, ein Sechserpack Wasser und Wattestäbchen.
    Als ich an den Regalen mit den Dosensuppen vorbeigehe, durchfährt mich ein Ruck. In den Angeboten für kalorienarme Wundersuppen versunken habe ich nicht den entgegenkommenden Einkaufswagen bemerkt. Ebenso wenig den Mann, der ihn schiebt.
    „Helge?“
    „Romy. Na so was!“ Seine Überraschung ist unverkennbar.
    „Wenn das kein Zufall ist“, antworte ich, während ich mich leicht irritiert von ihm umarmen lasse.
    Als er sich wieder von mir löst, ertappe ich mich dabei, ihn etwas zu auffällig zu mustern. Das dichte Haar in der Farbe eines Weizenfeldes. Die breiten Schultern unter dem perfekt sitzenden T-Shirt. Das strahlende Lächeln, das nichts von seinem Charme eingebüßt hat.
    Gut sieht er aus. Selbst nach zwölf Jahren.
    „Ist ja nicht zu fassen, dass ich dich ausgerechnet hier treffe“, sagt er. „Gerade erst habe ich über das Internet versucht, alle Ehemaligen für ein Klassentreffen zusammenzutrommeln und du warst eine der wenigen, die einfach unter keinem Suchbegriff auftauchen wollten.“
    „Ich hab’s nicht so mit Suchbegriffen“, antworte ich. „Und auch nicht mit dem Internet. Wenn ich mich dort rumtreibe, dann höchstens zum Schuhkauf.“
    „Verstehe“. Er lacht. Dasselbe Lachen, das schon in der neunten Klasse bei jedem Mädchen für Herzklopfen sorgte.
    „Abgesehen davon bin ich nicht wirklich der Klassentreffen-Typ“, sage ich.
    „Bisher steht auch noch gar nicht fest, wann und wo es stattfinden soll. Es ist einfach nur eine Idee, die noch etwas vage im Raum steht.“ Er lehnt sich seitlich an das Nudelregal und betrachtet mich prüfend. „Mensch, Romy. Ich muss schon sagen, du hast dich seit damals ganz schön verändert.“
    „Verändert?“
    „Ja, verändert. Du bist so … na ja … du hast nicht mehr allzu viel gemeinsam mit dem kleinen Pummelchen aus der letzten Reihe.“
    „So viel Taktlosigkeit hätte ich dir gar nicht zugetraut“, antworte ich mit gequältem Lächeln.
    „Tut mir leid. So war das nicht gemeint.“
    „Ich wüsste nicht, wie man die Bezeichnung Pummelchen anders interpretieren könnte.“
    „Was ich eigentlich sagen wollte“, er sucht nach den richtigen Worten, „du siehst gut aus, Romy. Sehr gut.“
    „Ich habe ein bisschen abgenommen“, erkläre ich, während ich versuche, mich zu erinnern, wie ich mit 17 ausgesehen habe.
    Vielleicht sogar noch fülliger als vor wenigen Monaten?
    Wer beim Wählen der Sportmannschaften grundsätzlich als Letzte am Spielfeldrand übrigblieb, vergisst die Demütigung nicht. Trotzdem fällt mir in diesem Moment auf, wie gekonnt ich sie in all den Jahren verdrängt habe.
    „Und?“ Er mustert meine rechte Hand. „Bist du auch schon in den Ehehafen eingefahren?“
    „Noch nicht.“
    Ich möchte sagen, dass er bereits in Sichtweite ist, der
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