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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD
Autoren: Henner Kotte
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Danke, dafür war Ehrlicher einfach nicht der Typ.
    »Ich höre das Radio laufen und seh schon das Kreuzworträtsel in deiner Hand. Gib es zu, Bruno, eine sinnvolle Beschäftigung fällt dir nicht ein.« Ehrlicher glaubte, in Hosfelds Stimme Ironie zu hören.
    »Also…« Auch wenn Hosfelds Vermutung nicht ganz der Wahrheit entsprach, war der Hellseher oder litt der Kollege genauso wie er? Vielleicht sollte er sich Hosfelds Vorschlag erst einmal anhören. Irgendetwas hatte der vor. Ehrlicher versuchte, seine Neugierde zu unterdrücken. »Wozu willst du mich denn überreden, Frieder?« Jetzt nannte er den Major schon beim Vornamen. Das hatte er das letzte Mal auf einer Parteiversammlung getan. Mein Gott!
    »Meine Idee wird dich sehr begeistern, mein lieber Bruno.«
    Prompt nannte Hosfeld ihn mein lieber Bruno. »Ich war von deinen Ideen noch nie begeistert.«
    »Und was war mit dem Salz im Kaffee vom Herrn General?«
    Stimmt, da hatten sie dem Berliner Gesandten seinen Auftritt versalzen. Die hohen Herren rollten aus den Ministerien in die Provinz und hatten von Leben und Praxis überhaupt keine Ahnung. Aber sie gaben die Befehle und hatten alles im Griff in ihren politischen Reden. Heute war das nicht anders.
    »Und du erinnerst dich doch wohl noch an die Dozentin beim Lehrgang zum Anpassungsgesetz zur Bekämpfung von Ordnungswidrigkeiten?«
    Er sah sie vor sich. »Hildegard Schröter?« Bei ihrem Namen wurde Ehrlicher immer noch rot. Die Abende, vor allem die Nächte mit ihr hatten weder er noch Frieder Hosfeld vergessen.
    »Siehste. Vertrau mir. Ich komme heute Abend vorbei.«
    »Die Vergangenheit ist für mich kein Thema, Frieder. Und für Walter und Kain erst recht nicht.«
    »Wir werden ja sehen.«
    Ehrlicher zögerte und stellte dann doch Hosfeld die Frage: »Sag mal, kennst du ein germanisches Heiligtum? Das müsste ich wissen.«
    »Irminsul.«
    »Irminsul?«
    »Ja, Irminsul.«
    »Mal sehen, ob’s passt. Dann bis später.« Das Gespräch war beendet. Im TV stritten sie nun vor Gericht. Ehrlicher radierte im Rätsel. Irminsul passte in die Anzahl der Kästchen und stimmte mit fünf waagerecht überein. Also weiter. Einer der Tafelritter? Teil der Katzenpfote? Kennedys Mörder? Das war Oswald. Doch der Name passte nicht in die Kästchen. Der Mann hieß Lee Harvey Oswald, Ehrlicher brauchte nicht das Lexikon zu bemühen. Er sah die Reportagen noch vor sich. Live im Fernsehen hatte man den Mörder abgeknallt. Die waren so was von dämlich, diese Kreuzworträtselerfinder! Oswald! Er wusste es genau. Er warf das Rätsel zu den anderen angefangenen auf der Couch. Im Fernsehen klopfte der Richter auf den Tisch. Auf der Anklagebank schnäuzte sich ein magersüchtiges Mädchen. Bruno Ehrlicher stellte den Ton wieder laut. Ich habe Alex kein Gift in seinen Kaffee getan. Das war ich nicht!
    Was wollte Major Frieder Hosfeld bloß von ihm?

3.
     
     
     
    »Das mir. Mir! Ich glaube es nicht.« Kain reagierte nicht, er kannte Walter. Ohne Aufforderung schob Frederike Brunos ehemaligem Kollegen ein Bier in die Hand. »So eine Frechheit!« Der Kriminaltechniker war wütend, und seine Wut schien sich noch immer zu steigern. Wieder fuhr er sich mit der Hand über die grauen Haare. Sein Scheitel war nicht mehr genau. Er legte seine Brille auf die Theke und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger zwischen die Augen. »Unglaublich!«
    »Was ist denn passiert?« Kain sprach in den Rücken Walters. Frederike zuckte die Schultern. Walter hatte die Chefin nicht einmal gegrüßt, er war hin zur Theke gerannt und hatte sofort geschrien. Er schrie noch immer.
    »So eine Frechheit! Für die Gattin stehste im Kaufhaus, weil die unbedingt so ein Dreierset Raspeln benötigt und die gerade so günstig im Angebot sind. Ein Gedrängel und Geschiebe, als hänge das Glück der Welt davon ab. Und als ich an der Kasse bezahlen will, habense mir das Portemonnaie geklaut. Einfach weg! Und ich war vorher noch am Bankautomat!«
    Frederike versuchte, Walter zu beruhigen. »Vielleicht hastes liegenlassen.«
    »Wo denn?«
    »Am Automaten?«
    »Du spinnst, da ist gar kein Ablageplatz. Ich sehe mich noch die Scheine ins Portemonnaie schieben. Zwei Fünfziger. Zwei Zwanziger. Zwei Fünfer.«
    »So teuer können Raspeln nicht sein.« Kain bereute seine Worte sofort. Auch ihm hatte einer mal die Brieftasche geklaut. Ausgerechnet bei Frederike. Kain wusste, dass alle Worte, die er finden konnte, falsch klingen mussten.
    »Teuer sind Raspeln nicht! Klar! Aber ich
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