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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger
Autoren: John Brunner
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zerreißen konnte – während die anderen Hämmer, Krampen und Bretter besorgten, um das Ende des Lüftungsschachts zu blockieren. Es war etwas schwierig, es vom Becken aus zu erreichen, doch es war zu schaffen.
    »Sie sind anscheinend noch zu weich, um aufrecht stehen zu können«, sagte Netta mit grimmigem Humor. »Sonst wären sie nicht im Wasser geblieben.«
    Als die beiden Männer ihre Taucherausrüstung angelegt hatten, waren die anderen so erregt, dass sie kaum zu atmen wagten. Doch Tom schien völlig ruhig, als er sich in das Becken fallen ließ, in einer Hand das Netz, in der anderen eine Dreizack-Harpune. Die Gestaltwechsler wussten oder spürten, was die beiden vorhatten, und schwammen zum anderen Ende des Beckens, wo die Zuschauer des Geschehens standen.
    »Sie, junger Mann«, sagte Dr. Innis zu Gideon, »haben die größte Reichweite. Suchen Sie sich einen Knüppel oder so etwas, und wenn sie versuchen sollten, herauszuklettern, prügeln Sie sie zurück! Ich habe gerade etwas bemerkt, das vielleicht einen entscheidenden Einfluss hat: Sie bleiben jetzt an der Oberfläche, sehen Sie? Anscheinend haben sie die Phase der Luftatmung erreicht. Wenn man sie unter Wasser drückt, werden sie wahrscheinlich ertrinken.«
    »Ja, wirklich!« rief Netta und zeigte zum ersten Mal, seit Tom erklärt hatte, dass er ins Becken tauchen wolle, um die beiden Gestaltwechsler zu jagen, den Anflug eines Lächelns. »Ihre Erinnerungen von einer Phase zur anderen müssen ziemlich kurz sein, nicht wahr? Sie würden sich niemals wie Haie verhalten, wenn sie so tun, als ob sie Heilbutts wären.«
    Gideon hatte sich mit einem langen Eisenrohr bewaffnet und bezog am Rand des Beckens Posten. Er stieß mit dem Rohr nach den beiden Kreaturen im Wasser und schrie, als ob er Gänse verscheuchen wollte. Erschrocken warfen sie sich herum und glitten zurück, und in diesem Augenblick sprang auch Rory ins Wasser.
    Netta starrte die Kreaturen an, die sie aus einem spontanen Einfall heraus ›Gestaltwechsler‹ genannt hatte, und grub ihre Fingernägel in die Handflächen. Es wäre schlimm genug gewesen, diesen Kampf auf Leben und Tod ansehen zu müssen, wenn Tom nicht daran beteiligt gewesen wäre; da er jedoch dort im Becken war und unter Wasser auf die beiden Kreaturen zuglitt, wusste sie nicht, ob sie ihre Augen zupressen oder sie mit den Fingern offen halten sollte, um nicht eine einzige Phase des Geschehens zu versäumen.
    Wie Unterwasser-Gladiatoren, in einer Hand den Dreizack, in der anderen das im Wasser aufgleitende Netz, näherten Tom und Rory sich ihrer Beute. Ohne sich abgesprochen zu haben, wandten sie die günstigste Taktik an: sie versuchten, die beiden Kreaturen voneinander zu trennen und in verschiedene Seiten des Beckens zu treiben.
    Tom fintete mit seiner Harpune auf eine der beiden Kreaturen, und sie wich zurück. Rory tat das gleiche, und die andere Kreatur wich in die gleiche Richtung zurück. Eine Weile verging mit diesem vorsichtigen Taktieren, wie bei den Eröffnungszügen einer Schachpartie, wenn jeder der beiden Kontrahenten versucht, die Fallen des anderen zu verbauen.
    Plötzlich schoss eine der Kreaturen auf Rory zu. Er warf sich herum und stieß mit seiner Harpune zu. Der Körper der Kreatur schien den Stahl zu absorbieren, blutete jedoch nicht, und ihre unnatürlich langen Arme griffen Rory und versuchten, ihm die Atemmaske vom Gesicht zu reißen. Er stach noch einmal zu, und wieder und immer wieder, ohne dass sich irgendeine Wirkung zeigte, Währenddessen nahm Tom eine Chance wahr und schoss auf die andere Kreatur. Im letzten Moment vor dem unvermeidlich scheinenden Zusammenprall drehte er sich um die eigene Achse wie ein Matador und ließ sein offenes Netz in die Stoßrichtung der Kreatur hängen. In dem Augenblick, wo sie in das Netz schoss, tauchte Tom zum Boden des Beckens und zog die Kreatur mit sich in die Tiefe. Durch das Netz behindert, hatte sie keine Chance, ihn mit sich an die Oberfläche zu ziehen, und wenn er sie lange genug unter Wasser hielt, musste sie entweder ertrinken oder das Risiko eines Wechsels zu einer Wasseratmungs-Phase auf sich nehmen, die sie aber im Delphinbecken festhalten und so zum Gefangenen machen würde.
    Als er sich triumphierend umwandte, sah er zu seinem Entsetzen, dass Rory in ernsten Schwierigkeiten steckte. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er sich versucht, das Netz, das er mit beiden Händen festhielt, loszulassen. Doch dann siegte die Vernunft. Er konnte Rory
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