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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger
Autoren: John Brunner
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dem Tor, das sie überklettert hatten, kam ihnen alles plötzlich wieder normaler vor. Um sie lag ländliche Stille: vertraut, friedlich, ohne Bedrohung. Sie blieben stehen und sahen einander leicht verlegen an, und Cress fluchte leise, weil sie mit nackten Füßen auf eine Distel getreten war.
    »Wartet doch, wartet doch!« rief Gideon und fuchtelte mit der Taschenlampe, als er endlich den Pfad heraufgestolpert kam und zu ihnen trat.

 
     
     

     

 
    Der Mann am Strand lag eine Weile still und keuchte den letzten Rest des Wassers aus seinen Lungen. Dann stemmte er sich langsam und mühevoll auf die Beine; er hob einen Fuß, dann den anderen, und diesmal machte er kleine Schritte, um sein Gleichgewicht zu halten. Mit fast mechanisch wirkenden Bewegungen überquerte er den Strand, wobei er rasselnde, keuchende Geräusche ausstieß, und stapfte durch das flache Wasser, bis er hinter einem vorspringenden Felsen verschwand.
     
    »Verdammt«, keuchte Gideon, als er die anderen erreichte, »warum rennt ihr weg wie erschreckte Kaninchen?«
    Cress’ Gesicht war totenbleich. »Aber … du hast ihn doch gesehen , nicht wahr?«
    »Okay, der arme Bastard ist verletzt! Er ist entsetzlich und abstoßend verletzt! Aber er lebt , oder nicht? Wir müssen ihn in ein Krankenhaus schaffen, und zwar schnell! Mein Gott, Bruno, warum musstest du diese verrückte Panik auslösen mit deiner Bemerkung, dass er nicht atmet, und …«
    »Aber ich habe es genau gefühlt , sage ich dir!« sagte Bruno scharf. »Und Glenn auch!«
    »Und für was haltet ihr ihn dann – einen Zombie vielleicht? Mann, ich glaube nicht mal zu Hause an Zombies, und schon gar nicht hier in England! Er hat sich bewegt, oder nicht? Er ist sogar ein paar Schritte gegangen, nicht wahr?«
    Die anderen nickten.
    »Gut! Wie Liz vorhin richtig sagte: Ertrunkene können sich nicht bewegen – ergo ist er auch nicht ertrunken. Wir müssen sofort zurück und ihn zu unserem Wagen bringen. Kommt!«
    Gideon wandte sich um und lief zum Pfad zurück. Die beiden anderen Männer blickten einander zweifelnd an.
    »Er hat recht«, sagte Bruno nach einer kurzen Pause. »Ihr könnt eure Sachen holen und den Korb und die anderen Sachen heraufbringen«, sagte er zu den Mädchen. »Wir werden uns inzwischen um diesen Typ kümmern. Komm, Glenn!«
     
    Doch als sie Gideon eingeholt hatten, der den Strahl der Taschenlampe über den Strand gleiten ließ, war keine Spur mehr von dem Mann zu finden – bis auf ein paar Abdrücke im feuchten Sand, die von seinen schlurfenden Füßen herrühren konnten.
    »Wisst ihr was?« sagte Gideon, als die beiden anderen neben ihn traten. »Ich frage mich, ob ich ein paar Joints geraucht habe, ohne mich daran zu erinnern. Habe ich?«
    »Wo ist er hin?« fragte Glenn.
    »Baby, fragst du mich das?« konterte Gideon. »Wir wollen sehen, ob wir ihn finden können.«
    Ohne ein weiteres Wort trennten sie sich und suchten den ganzen Strand ab. Als sie sich an der Stelle, wo sie den Mann verlassen hatten, wiedertrafen, schüttelten alle drei den Kopf.
    »Nichts«, sagte Glenn.
    »Habt ihr ihn gefunden?« hörten sie Cress aus sicherer Entfernung rufen. »Wir haben alles zusammengepackt und sind fertig.«
     
    Gideon führte die beiden anderen Männer zum Feuer zurück und schaltete die Taschenlampe aus, als sie in seinen Lichtkreis traten. »Keine Spur von ihm«, sagte er knapp. »Einfach verschwunden. Muss sich gedacht haben, dass wir ihm nicht helfen wollen, und hat woanders Hilfe gesucht.«
    Sie blickten einander verlegen an.
    »Wir müssen diese Sache auf jeden Fall melden«, sagte Bruno plötzlich. »Vielleicht können sie ihn finden, bevor – bevor er völlig zusammenbricht. Er sah aus, als ob er ziemlich am Ende wäre.«
    »Du meinst, bei den Bullen?« fragte Glenn scharf. »Mit denen habe ich es nicht so.«
    »Darauf kommt es jetzt nicht an«, sagte Bruno. »Es könnte einem Menschen das Leben retten, nicht wahr? Was ist denn aus der Liebe geworden, die du so großzügig verteilen wolltest, Baby?«
    »Vielleicht hast du recht.« Glenn hob die Schultern.
    »Dann los! Worauf wartet ihr noch?« rief Gideon und packte den leeren Picknickkorb.

 
6
     
    Fünf Minuten nachdem sein Lieblings-Pub gegen halb elf geschlossen hatte, betrat Joseph Leigh-Warden die Polizeistation von Brindown, wie er es fast allabendlich zu tun pflegte, bevor er nach Hause ging.
    Er war nicht gerade ein attraktiver Mann, obwohl er in seiner Jugend recht gut ausgesehen hatte. Zu viel
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