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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn
Autoren: Curd Siodmak
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Dutzende von Spezialisten ihre Nasen in diesen Fall stecken, und wenn ich ihn nicht lebend nach unten brachte, würde man mich der Nachlässigkeit zeihen. Ich mußte saubere Arbeit leisten.
    Ich sagte White nicht, wer der Mann auf seinem Küchentisch war. Hätte ich das getan, so wäre er viel zu aufgeregt und vor Ehrfurcht gelähmt gewesen, um mir zu helfen.
    Nachdem ich Donovans Hosen und Unterzeug heruntergeschnitten hatte, injizierte ich eine Spinalanästhesie zwischen den dritten und vierten Lendenwirbel. Wenn er jetzt zu Bewußtsein kam, konnte er keine Schmerzen fühlen.
    Sein Atem ging unregelmäßig, und ich legte den Kopf tiefer, indem ich ein paar Bücher unter die hinteren Tischbeine schob. Der Blutdruck fiel beängstigend. Ich gab Donovan einen halben ccm 1-1000 Adrenalin, intravenös. Der Blutdruck stieg wieder. Ich begann mit der Amputation.
    Ich war genötigt, das Oberschenkelbein zu durchsägen, denn die Knochen hatten zahlreiche Brüche erlitten, und die Arterien waren zerrissen. Ein steter Strom von Arterienblut schoß hervor, sobald die Aderpresse gelöst war. Die Zehen waren eiskalt und klamm. Niemand hätte Donovans Beine retten können! Und während der ganzen Zeit der Operation, die eine knappe Stunde dauerte, war ich mir der Nutzlosigkeit meiner Bemühungen bewußt.
    Die Sonne stand hoch, als wir ihn auf die Bahre schnallten, um ihn den Saumpfad hinunterzubringen. Wir befestigten sie zwischen zwei Pferden; die Rückseite stellten wir tief, um den Körper in einigermaßen horizontaler Lage zu tragen. Der mühsame Abstieg begann.
    Ich ließ White zurück. Matthews hatte sich von seinem Schock erholt und schien sich zu schämen, daß er schwach geworden war und mich im Stich gelassen hatte. Er versuchte es nun gutzumachen, indem er neben der Bahre ging und mich das Pferd reiten ließ.
    Wir mußten alle paar Minuten anhalten, um Donovans Puls zu fühlen. Er war fast hundertvierzig und sehr schwach. Ich gab ihm einen ccm 1-1000 Adrenalin, intravenös.
    Als wir zwei Stunden unterwegs waren, hörte Donovan auf zu atmen. Ich mußte seine Zunge herausziehen und ihm etwas Sauerstoff geben, den ich in einer kleinen Stahlflasche mitführte. Er hätte eine intravenöse Injektion von Coramin gebraucht, aber ich hatte keins.
    Ich hatte zwei Tage nicht geschlafen, ich merkte, daß ich am Ende meiner Widerstandskraft war. Ein paarmal verschwamm mir der Weg vor den Augen. Ich mußte mich am Hals meines Pferdes festhalten.
    Die Sonne schien am Himmel stillzustehen, und die Hitze wurde unerträglich, während wir den Paß hinunterzogen. Einmal scheuten die Pferde, aber Matthews fing noch rechtzeitig die Zügel, um sie am Durchgehen zu hindern. Während ich die aufgeregten Tiere hielt, erschlug Matthews mit einem Knüppel die Klapperschlange, die sich quer auf dem Weg sonnte. Dann warf er den gekrümmten Körper, so weit er konnte, beiseite, aber die tote Schlange verfing sich in den Zweigen eines Baums, und wir hatten große Mühe, die Pferde vorbeizubringen. Es war eine Tortur, mit einem sterbenden Mann, der zwischen zwei Pferden hing, bergab zu klettern.
    Als wir endlich Stimmen hörten, die uns anriefen, machten wir auf der Stelle Halt und setzten uns erschöpft nieder.
    Vier Männer kamen uns entgegen. Schratt hatte nach Phoenix telefoniert, und das Krankenhaus schickte ihm eine Ambulanz. Aber Schratt hatte die Hilfe eines Arztes aus Phoenix abgelehnt. Es war seine Pflicht, den Verletzten beizustehen. Und er klebte an seiner Aufgabe, während ich sie erfüllte!
    Phoenix wußte noch nichts davon, daß das abgestürzte Flugzeug Warren Horace Donovan gehörte; sonst hätte kein Ehrenkodex der medizinischen Fakultät das Krankenhaus hindern können, jeden verfügbaren Spezialisten auf den Berg zu schicken, um W. H. Donovans Leben zu retten!
     

Siebzehnter September
     
    Kurz bevor wir nach Washington Junction kamen, trat bei Donovan eine Krise ein. Sein starkes Herz hatte das Koma hinausgezögert, doch jetzt war es zu spät, ihn nach Phoenix zu bringen. Er wäre nicht mehr lebend hingekommen.
    Ich ließ ihn in mein Laboratorium tragen und auf den Operationstisch legen. Die Träger sahen sich neugierig um. Sie hatten keine so komplizierte Ausstattung erwartet. Keiner von ihnen kannte meinen Namen oder wußte etwas von mir. Jedoch Menschen, die in der Wüste leben, sind nicht sehr neugierig oder redselig. Die Hitze, die das Blut verdünnt, macht das Hirn träge, und keiner denkt mehr, als es für die primitiven
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