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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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über den Parkplatz. Der
Nebel zieht noch immer vom Meer herauf in die Stadt, er ist allerdings nicht mehr
so dicht wie in der Nacht. Der helle Schein der Sonne arbeitet sich langsam durch
den Dunst. Die Brandspuren auf dem Asphalt und die gesprayte Schrift sind noch zu
sehen. Das Autowrack ist aber nicht mehr da. Der Hauptkommissar rekonstruiert den
Punkt, an dem er gestanden hat, als der Harpunenpfeil an ihm vorbeigezischt ist
und wo das Auto gestanden haben muss, aus dem die Person geschossen hat. Er ist
der Meinung, der Wagen wurde nur angezündet, damit sich genügend Zeugen für den
Mordanschlag auf dem Platz einfinden würden.
    Die Sache
ist vorgetäuscht, versucht sich Swensen selbst zu überzeugen. Doch es gibt auch
Zweifel, die zusätzlich auf seine Stimmung drücken. Er geht zum Dienstwagen hinüber,
setzt sich hinters Steuer und nimmt den kleinen Stadtplan von Thisted. Keine 15
Minuten später erreicht er den Parkplatz vom Politigården. Das zweistöckige Backsteingebäude
ist mindestens dreimal größer als die Husumer Polizeiinspektion. Auf der Treppe
unter dem Glasvordach klingelt sein Handy. Anna ist am Telefon, sie ist anscheinend
gerade nach Hause gekommen und hat seine Nachricht gefunden, dass er erneut nach
Dänemark abgereist ist.
    »Was ist
nur los? Ich komme, du bist weg! Du kommst, ich bin weg!«, mault Swensen unzufrieden.
    »He, höre
ich da einen versteckten Vorwurf? Ich war bei Sabine!«
    »Aber da
warst du doch erst vor einer Woche.«
    »Hast du
ein Problem damit, wie häufig ich bei meiner Freundin bin?«
    »Nein, natürlich
nicht. Ich wundere mich nur, dass wir uns ständig verpassen.«
    »Das ist
nicht ständig, Jan Swensen! Das ist im Moment so. Sabine hat Eheprobleme und braucht
meinen Rat.«
    »Das tut
mir leid, entschuldige. Ich bin ein wenig gereizt, weil es nicht so läuft, wie ich
es erwartet habe. Wir sprechen darüber, wenn ich zurück bin.«
    »Weißt du
schon, wann?«
    »Nicht genau,
ich habe noch keinen Überblick.«
    »Okay, ruf
mich an, wenn du es weißt, Schnüffelhase!«
    »Okay, bis
dann!«
     
    »Nur der gegenwärtige Augenblick
enthält die Substanz der Dinge. Nur er ist das Herz der Welt.«
     
    Schon gut, schon gut, denkt Swensen,
hat seine Hand bereits am Griff der Eingangstür und sieht aus dem Augenwinkel Ove
und Silvia aus dem Wagen steigen. Er ist erleichtert, dass er sich mit seinen paar
Brocken Dänisch nicht zum Verhörraum durchfragen muss. Die beiden strahlen unverkennbar
verliebt, grüßen ausgelassen von weitem. Swensen kann auch nicht anders, als Silvia
anzugrinsen. Ove Toksvig übernimmt die Führung im Gebäude, vom Erdgeschoss eine
Treppe hinab und weiter durch einen langen Flur mit vielen Türen. Vor der Ziffer
3 bleibt der Däne stehen. »Da ist Martens drin«, sagt er und schließt danach die
Tür vom Nebenraum auf. Darin befinden sich mehrere Stühle und ein heller Holzfurniertisch
mit Sprechanlage, Telefon, Bildschirmen und Computer. Auf dem linken Flachbildschirm
ist Kilian Martens in seinem Vernehmungsraum zu sehen.
    »Ihr wisst,
wo er ist«, stellt der Däne fest und erklärt, »ihr habt beide die Genehmigung zum
Verhör. Wäre schön, wenn du es machst, Jan. Wenn ich etwas nicht verstehe, kann
Silvia übersetzen.«
    Swensen
nickt, verlässt den Raum und betritt die 3. Er hat noch nicht die Tür geschlossen,
da springt Kilian Martens von seinem Stuhl auf.
    »Was läuft
hier eigentlich? Man wollte mich umbringen, und ich werde behandelt wie ein Verbrecher!
Warum bin ich überhaupt hier? Und warum werde ich in Dänemark von einem deutschen
Polizisten vernommen?«
    »Am besten,
wir setzen uns erst einmal, dann beruhigen Sie sich und ich erkläre Ihnen, was ich
hier mache.« Swensens Stimme klingt ruhig, aber er lässt keinen Zweifel aufkommen,
wer in diesem Raum das Sagen hat.
    »Es gibt
in Europa eine Art Amtshilfe. Das Landeskriminalamt von Schleswig-Holstein hat bei
den Thisteder Kollegen darum ersucht, und deshalb bin ich befugt, Ihnen jetzt ein
paar Fragen zu stellen.«
    Nur widerwillig
setzt sich Kilian Martens auf den Stuhl zurück, der Hauptkommissar nimmt ihm gegenüber
Platz.
    »Ich habe
mich an der Rezeption erkundigt. Sie sind gestern Abend gegen 20.30 Uhr im Hotel
abgestiegen. Was haben Sie hier in Thisted gemacht?«
    »Ich bin
gestern aus Deutschland gekommen, von meinen Eltern in Uelvesbüll. Ich habe einen
Termin, heute Nachmittag, die Vaterschaftsanerkennung und Sorgerechtserklärung für
das ungeborene Kind von Frau
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