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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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haben kann. Er hat die Harpune auf Oleander Eschenberg abgefeuert. Den Ablauf der
Tat haben die beiden vorher im Flensburger Hotel abgesprochen. Doch es gibt nach
wie vor einen entscheidenden Haken daran. Die ganze Geschichte ist nur von ihm selbst
ausgedacht, und alle dazu passenden Fakten reichen nicht aus, dass ein Richter dafür
einen Haftbefehl ausstellen würde.
    Die Tür
geht auf, und Ove Toksvig kommt mit einem Tablett voller belegter Brötchen herein.
    »Nervennahrung!«,
scherzt er knapp.
    »Ich kann
jetzt nichts essen«, knurrt Swensen.
    »Ich schon!«,
sagt Silvia freudig, greift nach einer Hälfte mit Lachs und Meerrettich und beißt
kräftig hinein.
    Während
Swensen sich weiterhin die aufgezeichnete Szene aus dem Verhör ansieht, in der Freja
Sjøqvist von der Vergewaltigung ihrer Mutter erfährt, kauen der Däne und die Hauptkommissarin
seelenruhig vor sich hin. Am Ende bleiben noch zwei Brötchenhälften mit Fisch auf
dem Tablett zurück.
    »Warum schaust
du dir immer wieder dieselbe Stelle an?«, fragt Ove, der die ganze Zeit über Swensen
beobachtet hat. »Wonach suchst du eigentlich?«
    »Wie war
diese Situation für dich, als du allein mit ihr da drinnen warst? War es überzeugend
oder kam dir ihr Ausbruch nur gut gespielt vor?«
    »Da bin
ich überfragt. War schon ziemlich dick aufgetragen, war mein Eindruck! Aber letztendlich
kann keiner in einen Menschen hineinschauen. Ich tippe mal, sie hat es gespielt!«
    »Aber du
bist dir nicht sicher?«
    »Nein, nicht
hundertprozentig! Und du, Jan, wie siehst du die Sache?«
    »Mein erster
Eindruck war, so gut kann das niemand spielen. Aber es gibt auch Zweifel. Silvia,
komm schon, was sagst du dazu!«
    »Theatralisch,
die Nummer! Gespielt, das Ganze!«
    »Was machen
wir jetzt?«, fragt der Däne. »Wir können uns die Mutter noch mal vornehmen. Die
könnte etwas mitbekommen haben!«
    »Wenn ja,
wird sie nichts sagen! Sie wird zu ihrer Tochter halten.« Swensen fasst sich an
die Stirn und massiert sich die Schläfen. Trotz der wachen Augen wirkt er müde.
»Ich bin der Meinung, wir sind in einer Sackgasse!«
    »In einer
was?«
    »En blind
vej!«, übersetzt Silvia.
     
    »Hinter der Erscheinung der Dinge
gibt es Wege, Übergänge in andere Welten der Wirklichkeit. Doch wer in eine andere
Welt überwechseln will, muss sein Bewusstsein verändern.«
     
    Urplötzlich, wie aus dem Nichts,
ist die Idee in Swensens Kopf. Selbst nach einem kurzen Abwägen findet er sie immer
noch stimmig.
    »Wie wäre
es, wenn wir eine Situation schaffen, in der Mutter und Tochter sich wie zufällig
in einem Raum treffen? Sie müssten dabei das Gefühl haben, dass sie völlig allein
sind und niemand ihnen zuhört. Dann warten wir in aller Ruhe ab, was passiert.«
    »Und was
soll das bringen?«, fragt Silvia. »Wenn sie sich abgesprochen haben, werden sie
auch allein nicht darüber reden!«
    »Kann sein,
muss aber nicht«, antwortet Swensen. Sein Blick ist schon abwesend, als würde er
die beiden Frauen bereits allein in einem Raum sitzen sehen. »Ich glaube, es wird
etwas passieren. Vielleicht bekommen wir auch nur heraus, ob ihre Reaktion auf die
Vergewaltigung geschauspielert war. Dann wissen wir am Ende zumindest, in welche
Richtung es mit den Verhören weitergehen könnte.«
    »Wir haben
nichts zu verlieren«, stimmt der Däne zu.
    »Gibt es
einen Raum, unauffällig, der nicht gleich auf den ersten Blick nach Verhörraum aussieht,
und in dem wir trotzdem mithören können?«
    »Ein Warteraum
mit Bank, Stühlen und Wasserspender. Da können wir mithören und sehen! Kleine Kamera
in der Decke, winzigklein, wird nicht auffallen.«
    Der Däne
tritt an den Tisch, lässt den Cursor mit der Maus über den Computerbildschirm flitzen,
und mit ein paar Klicks erscheint das Bild des beschriebenen Raums auf dem Flachbildschirm.
    »Okay?«,
fragt er.
    »Okay!«,
stellt Swensen fest und klopft dem Dänen auf die Schulter.
    »Machen
wir es!«, sagt der.
    Während
er aus dem Raum eilt, greift Swensen zum Fischbrötchen. Er kaut jetzt ebenfalls
genussvoll, als Ove Toksvig mit Freja Sjøqvist auf dem Bildschirm erscheint, ein
paar Worte spricht und wieder den Raum verlässt. Wenige Minuten später geht die
Tür erneut auf. Sandi Sjøqvist tritt herein. Sie trägt einen schwarzen Fuggerhut,
unter dem ihre auffällig grauen Haare nahezu verborgen sind.
    »Hvad laver
du her?« (Was machst du hier), Freja Sjøqvists Stimme ist voller Aggression.
    »Sie haben
mich hier reingeschickt.
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