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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Rechtsbrecher, sondern als Tosílos, der Page des Herzogs. Insgesamt zeigt sich Sancho als Herrscher durchaus weise; wie der karnevaleske Mummenschanz ist seine Regentschaft örtlich und zeitlich begrenzt: Sancho dankt schließlich freiwillig ab. Auf dem Weg zu einem Turnier in Zaragoza werden beide Zeugen einer Unterhaltung über den apokryphen zweiten Teil des Quixote von Avellaneda: Quixote beschließt nach dem Gespräch mit Gerónimo, dessen Avellaneda-Ausgabe er mit einigem Abscheu durchblättert, nicht nach Zaragoza zu gehen, um so den frechen Plagiator Avellaneda Lügen zu strafen. Auf dem Weg nach Barcelona lernt er den edlen Banditen Roque Guinard kennen und beaufsichtigt in Barcelona selbst den Druck des authentischen zweiten Teils des Quixote . Mit Sancho besichtigt er eine Galeere, als deren Befehlshaber er begrüßt wird. Ein türkischer Segler wird aufgebracht, dessen Kapitän sich als eine in jungen Jahren nach Algier gebrachte Christin entpuppt.
    Abschließender Höhepunkt ist das zweite Duell gegen Sansón Carrasco, der dem besiegten Quixote das Versprechen abverlangt, nach Hause zurückzukehren. Quixote, nach seiner Niederlage deprimiert, erwägt, die Ritterrüstung für immer abzulegen und Schäfer zu werden. Nochmals am Herzogshof, lässt sich Sancho überreden, durch eine heroische Opfertat – er muss sich von einer Handvoll Zofen drangsalieren lassen – die allem Anschein nach tote Altisidora zu entzaubern. Diese berichtet von einer Vision, die sie während der Verzauberung hatte: Sie habe in der Hölle gesehen, wie einige Teufel mit Avellanedas Quixote Pelota (ein Ballspiel) spielten, da es nach Auskunft eines Teufels das schlechteste Buch der Welt sei. Auf dem Weg in das Heimatdorf begegnen den beiden Helden schließlich sogar die Figuren aus Avellanedas Roman, die sich darüber beklagen, wie schlecht sie in dessen Werk weggekommen seien. Quixote und Sancho lassen sich durch eine notarielle Urkunde beglaubigen, dass sie selbst nichts mit Avellanedas Gestalten gemein hätten.
    Ins Dorf zurückgekehrt, fühlt sich Quixote krank. Auf dem Sterbelager macht er sein Testament und stirbt friedvoll im Kreis seiner Angehörigen, befreit von seinem literarischen Wahn, nachdem er seine eigentliche Identität als Alonso Quixada el Bueno wieder angenommen hat.
    Wenngleich für zahllose Details der Struktur, der Handlung und vor allem der verbalen Gestaltung Vorbilder nicht nur aus den Ritterromanen, sondern vor allem auch der altspanischen Romanzendichtung und dem italienischen Renaissance-Epos (Boiardo, Ariost, Pulci, Folengo) nachweisbar sind, geht Cervantes weit über die ursprünglich beabsichtigte Parodie des Ritterbuchs hinaus, da sein Roman eine kritische Auseinandersetzung mit allen damaligen literarischen Moden, dem Schelmen-, Schäfer- und vor allem dem Ritterroman, darstellt. Einiges deutet darauf hin, dass Cervantes zunächst nur beabsichtigt hatte, eine kürzere Novelle zu verfassen, den Plan schließlich aber dahingehend änderte, dass er das Thema des vollständigen Scheiterns des idealistischen Literaturliebhabers doch besser in einem Roman vorzuführen gedachte. Die Parodie der Ritterromane im Quixote ist, wie schon Hegel ausführte, denn auch eher als »Aufhebung« im doppelten Sinne zu verstehen: als deren Ende und Archivierung.
    Der mittelalterlichen Darstellung ritterlichen Handelns entspricht es, den Helden als Vollstrecker eines theologischen Heilsplans zu begreifen, durch den die Welt selbst als ›Buch‹ lesbar wird. Quixotes Scheitern an der Wirklichkeit stellt sich so als misslungener Versuch dar, zwischen der christlich geprägten idealistischen Ordnung der Textwelt und der zeitgenössischen Realität zu vermitteln. Andererseits wird, wie Hegel in der Ästhetik betonte, Don Quixote zugleich ein »Archiv« jener mittelalterlichen Vorstellungen, die mit der Epochenwende zur Neuzeit unwiederbringlich preisgegeben werden. Am deutlichsten ist dies sicher daran zu erkennen, dass modernen Lesern Belianis de Grecia, Amadís de Gaula und Palmerín de Inglaterra nur noch aus Cervantes’ Werk bekannt sind.
    Gerade für das spanische Selbstverständnis nicht nur der Epoche, sondern auch der frühen Moderne ist der Roman eines der wegweisenden Zeugnisse geworden. Die wesentlichen Texte der ›Generation von 98‹ (Unamuno, Maeztu, Baroja) zeugen von der interpretierenden Beschäftigung mit Cervantes’ Text, der ebenso zur Folie erzähltechnischer Experimente wie auch zur Quelle der
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