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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf
Autoren: Giovannino Guareschi
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hatten entschieden, daß ich Schiffsingenieur werden sollte. So kam es, daß ich Jurisprudenz studierte und in kurzer Zeit in der Stadt Parma als Schöpfer von Werbeplakaten und Karikaturist bekannt wurde.
    Da mir in der Schule nie jemand das Zeichnen beigebracht hatte, war es logisch, daß die Zeichenkunst auf mich eine besondere Anziehungskraft ausübte. Daher beschäftigte ich mich nach Karikatur und Werbeplakat viel mit Holzschnitt und Bühnenmalerei.
    Zur gleichen Zeit versuchte ich mich auch als Pförtner in einer Zuckerfabrik und als Inhaber eines bewachten Fahrradparkplatzes. Und obwohl ich keine Ahnung von Musik hatte, gab ich sogar einigen Kindern vom Land Mandolinenunterricht. Großartig bewährt habe ich mich als Amtsperson bei der Volkszählung. Ein Jahr lang war ich Privatlehrer in einem Internat, dann ging ich dazu über, in der Lokalzeitung Korrektur zu lesen. Um mein bescheidenes Gehalt aufzubessern, begann ich Geschichten zu schreiben, danach beschäftigte ich mich mit der Stadtchronik, und da ich den Sonntag noch völlig frei hatte, übernahm ich die Leitung eines Montagsblattes, das ich, um Zeit zu sparen, zu drei Vierteln selber schrieb. Eines schönen Tags nahm ich den Zug und fuhr nach Mailand, wo es mir gelang, mich in eine ganz neue humoristische Wochenzeitung mit Namen Bertoldo einzuschmuggeln. Dort wurde ich gezwungen, das Schreiben sein zu lassen, doch dafür durfte ich zeichnen. Und ich nützte das aus und zeichnete in Weiß auf schwarzes Papier - was in der Zeitung traurig schwarze und, ich muß es zugeben, auch deprimierende Akzente setzte.
    Ich bin in der Bassa von Parma geboren, in der Po-Ebene. Und die Menschen, die aus dieser Gegend stammen, haben einen Kopf, so hart wie Gußeisen: Es gelang mir, Chefredakteur des Bertoldo zu werden, immerhin einer Zeitung, in der Steinberg, der damals in Mailand Architektur studierte, seine allerersten Zeichnungen veröffentlichte und an der er bis zu seiner Abreise nach New York mitarbeitete.
    Aus Gründen, die nicht von meinem Willen abhingen, brach der Krieg aus, und 1942 trank ich mir einen großen Rausch an, weil mein Bruder in Rußland vermißt war und ich nichts über ihn in Erfahrung bringen konnte. Ich brüllte in jener Nacht einiges durch die Straßen von Mailand und sagte Dinge, die ich dann am nächsten Morgen, nachdem die Politische Polizei mich festgenommen hatte, auf zwei Protokollseiten wiederfand. Eine Menge Leute kümmerte sich damals um mich und brachte es fertig, mich wieder frei zu bekommen. Doch um mich aus dem Verkehr zu ziehen, wurde ich am 9. September 1943 zu den Waffen gerufen, und nachdem wir die Bescherung hatten, wurde ich von den Deutschen in Alessandria festgenommen. Da ich keine Lust hatte, meinem König den Gehorsam zu verweigern, kam ich in ein polnisches Lager. Danach passierte ich verschiedene deutsche Lager, und das bis Ende April 1945. Damals wechselte ich von der deutschen Verwaltung zur englischen, und nach fünf Monaten wurde ich wieder nach Italien zurückgeschickt.
    In der Zeit der Gefangenschaft entfaltete ich die intensivste Aktivität meines Lebens. Tatsächlich mußte ich vor allem danach trachten, am Leben zu bleiben, und das gelang mir fast vollständig, da ich mich auf ein präzises Programm festgelegt hatte, unter dem Motto: «Ich sterbe nicht, nicht einmal, wenn sie mich umbringen!»
    Es ist nicht leicht, am Leben zu bleiben, wenn man nur noch aus Haut und Knochen besteht, 46 Kilo wiegt und von Läusen, Wanzen, Flöhen, Hunger und Schwermut heimgesucht ist.
    Als ich nach Italien zurückkam, fand ich, daß sich viele Dinge verändert hatten. Vor allem die Italiener hatten sich verändert, und ich verwendete viel Zeit darauf, herauszufinden, ob zum Besseren oder zum Schlechteren. Zum Schluß entdeckte ich, daß sie sich überhaupt nicht verändert hatten, und da packte mich die Schwermut. Ich schloß mich im Haus ein und zeichnete die Illustrationen für mein Weihnachtsmärchen, das ich 1944 geschrieben hatte, um die Weihnachtstraurigkeit etwas zu lindern - meine und die meiner Lagerkameraden.
    Dann gründeten wir die Wochenzeitschrift Candido, und ich fand mich bis zum Hals in der Politik, obwohl ich damals, wie ich es auch heute noch bin, völlig unabhängig war. Aus dieser Zeit, ich meine aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, habe ich einen dicken Band mit dokumentarischen Tafeln herausgeschlagen, unter dem Titel Italia provvisoria.
    1950 verlor der italienische Kommunistenführer Togliatti bei
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