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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf
Autoren: Giovannino Guareschi
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antwortete Don Camillo. «Aber da ich mit einem normalen Gehirn denke, ändert sich meine Freundschaft nicht, denn ich bin der Freund des Menschen und nicht des Weltmeisters. Im Gegenteil: Je mehr Unglück er hat, desto mehr fühle ich mich als sein Freund.»
    «Ja», rief der Smilzo. «Aber es tut Euch leid, daß er die Weltmeisterschaft verliert! Es ist so, wie wenn einer Ehefrau die Zähne ausfallen. Man mag sie noch immer, aber es tut einem leid, daß ihr die Zähne ausfallen!»
    Don Camillo schüttelte den Kopf: «Peppone ist weder Radweltmeister noch deine Ehefrau: Meiner Ansicht nach hast du dir einen Sonnenstich geholt.»
    Smilzo fing an zu brüllen: «Hochwürden, ist es denn möglich, daß Ihr überhaupt nichts kapiert?»
    «Wenn du willst, daß ich etwas kapiere, dann drück dich deutlich aus!» antwortete Don Camillo schroff.
    Smilzo goß ein Glas Wein in einem Zug hinunter und fing an, sich deutlich auszudrücken:
    «Hochwürden, schuld an allem ist jener Unglücksmensch, der Peppones Frau den Floh ins Ohr gesetzt hat, ihre sala zu renovieren ...»

    Es war ein drückend heißer Augustnachmittag - wieder ein glühender Augustnachmittag. Don Camillo troff vor Schweiß, aber er rührte sich nicht von der Stelle: Seit mehr als einer Stunde stand er hinter der Hecke und paßte auf. Er hatte den Mann, den er suchte, da hineingehen sehen, und er wollte ihn auch wieder herauskommen sehen.
    Und als der Mann dann endlich herauskam und sich auf sein Fahrrad schwingen wollte, sah er Don Camillo vor sich.
    «Guten Tag, Herr Bürgermeister.»
    Peppone maß Don Camillo mit einem Blick voll Mißtrauen.
    «Guten Tag, Herr Pfarrer.»
    Don Camillo hob die Schultern.
    «Ich glaube nicht, daß ich es bei meinem Gruß an Respekt habe fehlen lassen», beklagte er sich.
    «Sie sind einer, der es den Leuten gegenüber immer an Respekt fehlen läßt. Sie sind eine permanente Provokation.»
    Don Camillo hob die Augen zum Himmel.
    «Herr», rief er aus, «ist es denn möglich, daß diese Leute immer im Dienst sind? Ist es denn möglich, daß diese Leute alles nur politisch sehen? Herr, was denken diese Leute bloß beim Anblick eines Sonnenuntergangs - oder eines Sonnenaufgangs - oder einer Mondfinsternis? Was denken diese Leute, wenn sie im Frühling die blühenden Kirschbäume sehen? Können diese Leute denn nicht einmal angesichts eines Vulkanausbruchs, eines Erdbebens, einer Wasserhose oder einer Lawine in ihrem Hirn einen Gedanken produzieren, der nichts mit der Partei und ihren letzten Direktiven zu tun hat?»
    Peppone lauschte stirnrunzelnd Don Camillos Erguß, dann sagte er: «Solche Vorhaltungen dürft Ihr nicht mir machen, Hochwürden; ich bin es, der sie Euch machen muß, denn Euer Blut ist durch und durch von der Politik vergiftet.»
    «Peppone», erklärte Don Camillo geduldig, «seit einer Ewigkeit habe ich dich nicht gesehen. Es hat mich gefreut, dich so gesund und munter zu finden, und meine einzige Schuld ist, daß ich diese meine aufrichtige Freude offen gezeigt habe.»
    «Hochwürden, woran erkennt man, wann Ihr aufrichtig seid und wann nicht?»
    Don Camillo war zu Fuß, und Peppone schob nun sein Fahrrad neben ihm her. Die Straße war voller Staub, und Staub hing auch in der Luft und dörrte die Kehle aus. Es hatte tatsächlich den Anschein, als sei Don Camillo von den aufrichtigsten Absichten erfüllt, und so gab Peppone nach und nach sein ganzes Mißtrauen auf, und die Unterhaltung wurde immer gelöster.
    Sie redeten über dies und jenes, und als sie zum Pfarrhaus kamen, fand Don Camillo es ganz natürlich, Peppone zu einem Glas Bianco amabile einzuladen. Und Peppone fand es ganz natürlich, die Einladung anzunehmen.
    Sie tranken eine Flasche, und als sie hinausgingen, sagte Don Camillo zu Peppone: «Ich muß noch zum Bicci, ich begleite dich bis zu deinem Haus.»
    Sie nahmen die Abkürzung, einen scheußlichen Weg, der es fertigbrachte, selbst bei der mörderischen Hitze noch sumpfig zu sein, denn er lag in einer Senke, in der sich das Wasser der Abflußgräben aus den umliegenden Feldern sammelte.
    Als sie vor Peppones Haus standen und der Bürgermeister sah, wie Don Camillo keuchte, fand er es natürlich, ihn auf ein Glas hereinzubitten.
    Der Flur war schattig und kühl.
    «Setzen wir uns hier hin?» fragte Don Camillo.
    «Nein, nein, wir gehen da hinein.»
    «Da hinein» hieß in den «Salon», die «gute Stube», jenen Raum, den man in der Bassa la sala nennt. In ihm stehen die Eßzimmermöbel, hängen
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