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Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Titel: Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
Autoren: Enid Blyton
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aber kaum warf sich Dolly in wirren Fieberträumen hin
und her, war sie wieder an ihrem Bett.
Zwei Tage und zwei Nächte änderte sich Dollys Zustand kaum. Sie
klagte über unerträgliche Kopfschmerzen, das Licht tat ihren Augen
weh, der Hals war wund und zugeschwollen. Gundula ließ in ihrem
Bemühen keinen Augenblick nach, nur kurz sank sie zwischendurch
in einen leichten Schlaf.
„Glaubst du, daß du das verantworten kannst?“ fragte Ellen Wollen
Klaus.
„Ja. In dem Alter verkraftet man ein paar Tage extremer
Anstrengung schon mal. Nichts in der Welt würde sie jetzt von Dollys
Seite wegbringen, und wenn man sie mit Gewalt von ihrem Platz
vertriebe, wäre alles umsonst gewesen.“
„Ich hoffe für Dolly, daß sie sich nicht irrt!“
Am dritten Tag ging es Dolly besser. Das Fieber sank, die
unerträglichen Kopfschmerzen wurden besser, und auch die
Halsentzündung begann zurückzugehen.
„Jetzt müssen Sie etwas essen“, ordnete Gundula an. „Wie wär’s
mit einer Quarkspeise mit Früchten? Oder Vanillepudding?“ „Vanillepudding. Aber ich hab überhaupt keinen Appetit“, klagte
Dolly.
„Das macht nichts.“
Gundula brachte ihr einen Teller Vanillecreme in einem See von
hellrotem Erdbeerkompott, und Dolly löffelte gehorsam die Portion in
sich hinein.
„Prima!“ lobte Gundula. „Heute abend versuchen wir es mit ein
bißchen Kartoffelbrei und Rührei.“
Sie ließ Dolly ein Bad ein, dem sie anregende Kräuteressenzen
beifügte. „Die nimmt meine Großmutter immer, wenn sie sich
geschwächt und erschöpft fühlt.“
Als Dolly gebadet im frisch bezogenen Bett lag, brachte Gundula
das Tablett mit dem Abendessen. Neben dem Teller stand in einer
kleinen Vase eine rote Rose.
„Von dir, Klaus?“
„Nein, von mir bekommst du diesen bunten Strauß. Die Rose habe
ich auf Gundulas Bitte für dich mitgebracht!“
„Aber jetzt wird gegessen!“ sagte Gundula schnell, um ihre
Verlegenheit zu verbergen. „Soll ich Ihnen dabei etwas vorlesen?“ Während Gundula das Buch, das sie auf Dollys Nachttisch
gefunden hatte, aufschlug und zu lesen begann, nahm Dolly die Rose
und strich ihr zart über die Blätter. Schon gestern hatten die Mädchen
aus dem Nordturm ihr einen riesigen bunten Strauß schicken lassen,
mit einem Brief, den sie alle unterschrieben hatten und der ein Beweis
ihrer großen Anhänglichkeit an ihre Hausmutter war. Aber diese eine
Rose bedeutete mehr als alle Blumen und alle Worte der anderen
zusammen.
„Essen!“ sagte Gundula energisch. „Sonst wird alles kalt!“ Dolly gehorchte. Während Gundula las, wanderten ihre Gedanken
eigene Wege. Es war Gundula anzusehen, daß sie –aller Erschöpfung
zum Trotz – glücklich war. Sie fühlte sich geborgen, angenommen,
gebraucht, anerkannt.
Aber was war, wenn sie nun wieder in ihren Schlafsaal zu den
anderen zurückkehrte? Wenn sie wieder eine von den vielen war, die
die Hausmutter umschwärmten? Wenn sie keine Sonderrolle mehr
spielte, sondern sich einfügen mußte? Und noch schlimmer: Wenn sie
in den Ferien zu ihrem Vater zurückkehrte? Wenn er ihre
Bemühungen, ihn zu versorgen, ihm ihre Liebe zu zeigen, in seinem
Schmerz einfach nicht wahrnehmen würde? Sie war stark, das hatte
sie bewiesen. Aber sie war ein Kind. Würde sie diese Zurückweisung
ihrer Liebe ertragen?
Ich müßte mit Gundulas Vater sprechen, dachte Dolly.
„Sie hören mir gar nicht zu. Woran denken Sie?“ fragte Gundula. „An dich“, antwortete Dolly lächelnd. „Ich habe darüber
nachgedacht, wie stark du bist, auch wenn du äußerlich nicht so
aussiehst. Und dann habe ich darüber nachdenken müssen, ob du stark
genug bist, um deine Zukunft zu bewältigen.“
„Liebe“, sagte Gundula, „ist etwas, das wir tun müssen. Nicht
etwas, das wir bekommen.“
„Wie?“
„Das waren Ihre Worte.“ Gundula stand auf und ging zum Fenster.
Sie lehnte die Stirn an das kühle Glas und sah nach draußen in die
nebelverhangenen Klippen. „Ich werde nicht mehr danach fragen, was ich bekomme. Nicht mehr darüber nachdenken, was ich haben könnte,
wenn… nein. Einfach tun. Weiter nichts. Weil…“
„Weil?“
„Ich weiß es nicht. Weil es ein gutes Gefühl ist. Ein Gefühl wie
Frieden. Oder Glück.“
An diesem Abend sprachen sie noch lange miteinander. Sie
sprachen bis weit nach Mitternacht.
Einen Tag lang pflegte Gundula Dolly noch, dann konnte sie in
ihren Schlafsaal zurückkehren. Während die anderen im Unterricht
saßen, trat sie vor die Tür und atmete tief die kalte,
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