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Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Titel: Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
Autoren: Enid Blyton
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schreiend vorwärts gestürzt. Dolly biß fest die Zähne aufeinander. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Nein, sie mußte jetzt durchhalten, kein Zorn, keine Schwäche durfte sie übermannen!
„Haben Sie das gehört, Hausmutter?“ fragte Charly aufgeregt.
„Ja“, sagte Dolly ruhig. „Bleibt bitte hier, und haltet die anderen zurück.“
Dann ging sie langsam auf die Hütte zu, öffnete leise die Tür und trat ein.
„Erschrick nicht, Gundula“, sagte sie sanft. „Ich bin gekommen, euch nach Hause zu holen.“
Gundula hob ihr tränenüberströmtes Gesicht, und mit einem resignierenden Achselzucken legte sie Dolly ihre kleine Tochter in den Arm. Kathrinchen schmiegte sich an die vertraute Schulter, schluchzte noch einmal auf und schlief erschöpft ein.
„Ich weiß nicht, warum sie so geweint hat“, verteidigte sich Gundula, mit ihren Gedanken noch ganz bei dem Kind. „Ich habe sie gewickelt, gefüttert, die ganze Zeit im Arm gewiegt und gestreichelt!“
„Setz dich bitte einen Augenblick“, sagte Dolly.
In diesem Augenblick vollzog sich eine Wandlung in Gundulas Gesicht. Es wurde hart, glatt und undurchsichtig. „Nein.“
„Nun gut, aber ich muß mich setzen.“
Während Dolly sich auf die primitive Holzliege setzte, die außer einem Tisch und einem Stuhl die einzige Einrichtung der Hütte bildete, wich Gundula in den äußersten Winkel des dunklen Raumes zurück. Nur ihr blasses Gesicht war zu sehen, ein heller Fleck vor der nachtschwarzen Bretterwand.
„Beantworte mir nur eine Frage, Gundula. Warum?“
„Weil ich es geschworen habe.“
„Geschworen? Wem hast du was geschworen?“
„Als ich Sie da stehen sah, Sie und Ihren Mann und Ihre kleine Tochter dazwischen, am ersten Abend, Sie hatten mich nicht bemerkt, diese idiotische Zärtlichkeit und Liebe, alles so warm und heil und glücklich, da habe ich mir geschworen: das mache ich kaputt!“
„Weil du das alles nicht hast?“
„Ich habe geglaubt, ich hätte es. Ich habe mir tatsächlich eingebildet, viele Jahre, das gäbe es… eine glückliche Familie, in der sich alle liebhaben und zusammengehören und füreinander da sind. Ich war so blöd! So dämlich! Bis ich aufgewacht bin und gesehen habe, das ist alles Lüge, so was gibt’s in Wirklichkeit gar nicht! Märchentheater, das sie uns vorspielen, solange wir noch klein und dumm sind. Ich wollte, daß auch Sie spüren, daß es das nicht gibt. Glücklichsein und Liebe, dies ganze Getue, als wenn das Leben was ganz Tolles wäre, auf das man sich freuen kann! Sie sind so naiv! Sie sind so dumm! Aber warten Sie nur, eines Tages wird alles aus sein mit Ihrem Möwen-Getue, wie sind wir alle toll, wir vom Nordturm, die Besten, die Größten, was ganz Besonderes! Alle eine große, fröhliche Familie! Eines Tages wird das alles kaputt sein, einer wird Ihnen alles wegnehmen, und Sie haben nichts mehr, und Ihr Leben wird nur noch Traurigkeit sein, Alleinsein, Schmerz. Vielleicht werden Sie sich dann hinstellen und es nicht glauben wollen und sagen: Ich will, daß alles so wird wie vorher! Ich will meine glückliche Familie zurück! Und dann wird man Sie nur auslachen und sagen: Das gibt’s gar nicht, das hast du dir alles nur eingebildet! Das ist Sentimentalität!“
Gundula schwieg erschöpft. Ein langes Schweigen entstand.
„Ich liebe meinen Vater!“ schluchzte Gundula
    „Du haßt deine Mutter“, sagte Dolly schließlich. „Und du haßt mich, weil ich eine glückliche Familie habe. Aber warum haßt du deinen Vater?“
    „Meinen Vater? Ich hasse meinen Vater nicht!“ schrie Gundula empört auf. „Wer das sagt, der lügt! Ich liebe meinen Vater!“
„Das glaube ich dir nicht“, sagte Dolly ruhig. „Wenn du ihn wirklich liebtest, würdest du ihm nicht so weh tun. Du könntest es gar nicht.“
„Ich? Ich tue ihm weh? Meine Mutter hat ihm weh getan, sie hat ihm so weh getan, daß er krank geworden ist! Er wird nie wieder glücklich sein können!“
„Und da glaubst du, es käme auf ein bißchen Schmerz mehr oder weniger nicht an?“
„Sie lügen! Sie sind so gemein! Ich liebe meinen Vater! Er ist der einzige Mensch, den ich noch liebhaben kann!“
„Und? Was sagt er dazu, daß seine Tochter versucht, die Ehe ihrer Hausmutter und ihres Lehrers kaputtzumachen? Daß seine Tochter eine Kidnapperin ist?“
„Was soll er schon sagen!“ Gundulas Stimme klang plötzlich zu Tode erschöpft. „Er merkt es doch nicht. Egal, was ich tue, er merkt gar nicht, daß ich überhaupt da bin. Er ist schon so
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