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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer!
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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Gruppe von Ceknake-Okisela-Indianern eine Postkutsche mit Weißen überfallen hatte, um diese auszurauben und zu massakrieren. Natürlich habe man die Gruppe seinerseits angegriffen, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Und selbstverständlich habe man den Kampf mit den ungeliebten Nachbarn, die man ja schon seit Jahren dafür verachtete, dass sie sich von der Kavallerie mit ein paar billigen Geschenken hatten ködern lassen, statt sich weiter gegen deren anmaßende Vereinnahmung zu wehren, locker für sich entscheiden können. Und logischerweise habe man dann die meisten weißen Passagiere inklusive des Kutschers selber massakriert. Genau genommen alle … bis auf diese Frau! Fool Dog wunderte sich, warum seine Krieger nicht allein der Einfachheit halber gleich allen Insassen den Garaus gemacht und stattdessen ausgerechnet eine Person geschont hatten. Aber erstens war er nicht dabei gewesen, und zweitens konnte er schließlich nicht immer alles gleich verstehen.
    Als er aber kurz darauf das Zelt betrat, in das man die Gefangene gebracht hatte, begriff er schnell! Auf dem Boden und an einen Pfahl gefesselt, saß eine Frau kräftiger Statur, mit extrem weißer Haut, großen braunen Augen und einer Haarpracht, wie sie Fool Dog noch nie in seinem Leben zuvor gesehen hatte. Natürlich hatten viele der indianischen Frauen wundervolle lange schwarze Haare, so wie übrigens auch viele indianische Männer. Aber diese hier waren rot. Rot wie … er suchte nach einem passenden Vergleich. Feuer oder Blut trafen es nicht, beides war heller. Kirschen auch nicht, die waren dunkler. Es war irgendwas dazwischen, so wie er es tatsächlich bislang nicht kannte. Weshalb er es »neues Rot« nannte. Ja, und diese lockige Mähne in ebenjenem prachtvollen Ton war auch der Grund, warum man sie nicht, wie die anderen Mitreisenden, einfach umgebracht hatte. Man hatte sie ihm, dem Häuptling, aufgehoben, um ihm so zu ermöglichen, seine ohnehin schon beachtliche Skalpsammlung mit diesem imposanten Exemplar zu bereichern. Diese Frau beziehungsweise ihre Haare waren quasi ein Geschenk seiner Gefolgschaft an ihn!
    Gerührt rieb sich Fool Dog die Nase. Er deutete der kleinen Gruppe, die ihn ins Zelt begleitet hatte, an, dass er gerne mit der Gefangenen alleine sein wollte. Kaum waren sie seiner Bitte nachgekommen, näherte er sich der Gefangenen. Bislang hatte sie ihn mit ihren großen Augen nur stumm angestarrt, und so auch jetzt, da er mit bedächtigen Schritten auf sie zukam. Vorsichtig näherte sich nun seine Hand ihrem Gesicht, um sie behutsam von dem Knebel zu befreien, den man ihr in den Mund gestopft hatte. Kaum war sie das Ding los, hustete sie heftig und spuckte dabei immer wieder kleine Stofffetzen aus. Ungeachtet ihrer Hauptfunktion als Skalplieferantin konnte er nicht abstreiten, dass ihm ihre gesamte Erscheinung durchaus gefiel. Die braunen Augen, die neuroten Haare und ihre ausgesprochen weibliche Figur in diesem für Indianerverhältnisse doch ungewöhnlichen Kleid. Das übrigens farblich fast völlig mit ihrer hellweißen Haut übereinstimmte, sodass er erst bei wiederholtem Hinschauen bemerkte, dass es ärmellos war. Vor allem aber war er gespannt, welchen Klang ihre Stimme wohl haben würde, denn schon immer hatte er eine ausgeprägte Vorliebe für besonders schöne Frauenstimmen.
    »Sach ma, habt ihr hier alle de Vollduppe? Was soll dann der Scheißdreck? Erst überfallt uns diese eine Gruppe von Arschlöchern, dann kimmt die andere Gruppe von Arschlöchern dezu, und mer denke schon, dass die uns rette. Dann bringe die von de zweiten Arschlöchergruppe die von de ersten Arschlöchergruppe um, und kaum sind se damit fertisch, mache se sich über uns her und schneide einem nach em annern die Gorschel dorsch! Außer mir! Und dadefür hätt ich jetzt gern ema e Erklärung, wenn’s em Methusalem nix ausmacht!«
    Wutentbrannt starrte sie Fool Dog ins Gesicht, der vor ihr kniete und sie verzückt betrachtete. Was immer sie da auch in dieser fremden Sprache erzählt hatte, es gefiel ihm. Allein schon vom Klangvolumen her! Zwar erwies sich ihre Stimme tatsächlich als etwas höher und eindringlicher als erwartet, andererseits war sie so gerade für ihn mit seinen zunehmenden Hörproblemen gut wahrzunehmen. Und da ihm auch ihr munteres Temperament auf Anhieb zusagte, nickte er ihr lächelnd und wohlgesonnen zu.
    »Sach ma, du halb toter Tattergreis, habbe se dir komplett in deinen faltische Eierkopp geschisse, oder liegt des an dem
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