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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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Vertrag.«
    Dossen zeigte keine Regung, aber sein Gesicht wurde rot. Marcus nahm an, dass ein Mitglied der fürstlichen Garde nicht daran gewöhnt war, eine Abfuhr zu erhalten.
    »Ihr glaubt, Ihr steht über Männern wie mir?«, fragte Dossen. »Ihr glaubt, Ihr könnt Bedingungen festlegen, und die Welt wird sie achten? Wacht auf, Wester. Ihr seid weit weg von den Feldern von Ellis.«
    Yardem brummte, als hätte er einen heftigen Schlag eingesteckt, und schüttelte den großen Kopf. »Ich hätte Ellis nicht erwähnt …«, sagte er, seine Stimme ein tiefes Grollen.
    Dossen blickte abschätzig zu dem Tralgu auf, dann zu Marcus, und schließlich schaute er nervös zur Seite. »Ich wollte nicht respektlos gegenüber Eurer Familie sein, Hauptmann«, erklärte er.
    »Haut ab«, sagte Marcus. »Jetzt.«
    Dossen trat zurück. Genau außerhalb der Reichweite eines Schwertes hielt er inne. »Drei Tage, bis die Karawane aufbricht«, sagte er.
    Das Übrige war unmissverständlich. Erfüllt die Bedingungen des Vertrages nicht, und Ihr gehört dem Fürsten. Ob Ihr es wollt oder nicht. Marcus antwortete nicht. Dossen wandte sich um und stolzierte auf den Platz hinaus.
    »Das ist ein Problem«, sagte Yardem.
    »So ist es.«
    »Wir brauchen Männer, Herr.«
    »Ja.«
    »Irgendeine Ahnung, wo wir sie finden?«
    »Nein.«
    Marcus warf einen weiteren verzweifelten Blick auf die Männer, die früher die Seinen gewesen waren, schüttelte den Kopf und kehrte der Menagerie den Rücken zu.
    Die Stadt Vanai war einst eine Hafenstadt an der Mündung des Taneisch gewesen, aber die Verschlammung hatte die Flussmündung im Lauf der Jahrhunderte immer weiter nach draußen geschoben, und inzwischen lag sie einen halben Tagesritt weit im Süden. Kanäle und Wasserläufe durchzogen die Stadt, und noch immer fuhren Lastkähne auf dem Weg in die kleinere, jüngere Stadt Neuhaven hier durch, die Getreide und Wolle, Silber und Holz aus den Ländern des Nordens beförderten.
    Wie bei allen Freistädten war die Geschichte Vanais voller Zwietracht. Einst war es eine Republik gewesen, von einem durch das Los bestimmten Rat beherrscht, dann der persönliche Besitz eines Monarchen, Verbündeter oder Feind von Birancour oder dem Gespaltenen Thron, je nachdem, woher der Wind gerade wehte. Es war ein religiöses Zentrum gewesen und ein Zentrum der Revolte gegen die Religion. Jede Inkarnation hatte ihre Zeichen auf den weißen Holzgebäuden hinterlassen, auf den schmierigen Kanälen, den engen Straßen und offenen Plätzen.
    Hier hingen alte Tore in ihren Angeln, um jederzeit die Hallen des Stadtrates schützen zu können, auch wenn die letzten Ratsmänner schon seit Generationen tot waren. Dort zeigte eine edle Bronzestatue das weise und ernste Antlitz eines Bischofs in Robe und Mitra, von Grünspan und Vogelmist verschmiert. Die Stadt besaß Straßenschilder aus Holz und Stein aus einer tausendjährigen Geschichte, so dass eine einzelne Gasse ein Dutzend Namen haben konnte. Eisentore wiesen die zwanzig winzigen politischen Bezirke aus, was es dem Fürsten gestattete, die Routen durch die Stadt ganz nach Belieben zu gestalten – ein Schutz gegen Aufständische und Verschwörer.
    Aber noch mehr als in der Architektur trat die Vergangenheit Vanais im Charakter seiner Einwohner zutage.
    Timzinae und Erstgeborene kamen am häufigsten vor, aber auch haarlose Dartinae mit glühenden Augen, Cinnae, blass wie Schnee und dünn wie Schilf, und Jasuru mit bronzenen Schuppen hatten ihre Bezirke innerhalb der breiten weißen Mauern der Stadt. Zeit und Erfahrung hatten ihnen allen einen kultivierten, zynischen Zug verliehen. Marcus konnte überall kleine Hinweise darauf erkennen, als er durch die schmalen Straßen neben den tiefgrünen Kanälen schritt: Erstgeborenen-Händler, Getreue des Fürsten, boten den Soldaten Nachlässe auf Waren an, die genau zu diesem Zweck höher ausgezeichnet worden waren. Die Bierhäuser und Ärzte, Gerber und Schuster und Gewerbetreibenden jeder Art arbeiteten an neuen Tafeln in der Schrift des imperialen Antea, so dass die Geschäfte ungehindert weitergehen konnten, nachdem der Krieg verloren war. Alte Timzinae-Männer, ihre dunklen Schuppen ergraut und gesprungen, saßen mit gekreuzten Beinen an Tischen am Ufer und sprachen über die letzte Revolution, durch die der Vater des Fürsten der Republik die Macht entrissen hatte. Ihre Enkelinnen liefen in kleinen Gruppen umher und trugen dünne weiße Röcke, deren Schnitt beinahe imperial war. Wie
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