Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
wurde und sein Körper der Erschöpfung nachgab.
    Seine Gedanken wanderten zu Tess. Wahrscheinlich war sie in Sicherheit, und das war gut, aber er hatte sie enttäuscht. Er hatte den Schatz von Nicäa nicht zu retten vermocht – das würde ein harter Schlag für sie sein. Er bemühte sich, den quälenden Gedanken an diese Enttäuschung festzuhalten, um sich selbst am Aufgeben zu hindern. Indem er selbst am Leben blieb, sagte er sich, ersparte er ihr einen weiteren Verlust. Außerdem konnte er ihr wenigstens genau berichten, was geschehen war, konnte sie von der Last der Ungewissheit befreien, unter der sie sonst für den Rest ihres Lebens leiden würde.
    Nach einiger Zeit gab er es dennoch auf, sich anzustrengen, und verließ sich auf seine Rettungsweste und die Seenotleuchte. In seiner unsäglichen Erschöpfung ließ er sich einfach treiben und wartete auf die Rettung, von der er hoffte, dass sie irgendwann käme.
     
    Hundertachtzig Meilen östlich seiner Position saß der Fluglotse, der die Flugdaten der Conquest überwachte, nachdem Steyl über Funk die Erlaubnis zum Sinkflug angefordert hatte. Als er sah, dass die Maschine unter zwölftausend Fuß sank und beschleunigte, war dem Mann sofort klar, dass etwas nicht stimmte.
    Nach drei vergeblichen Funkrufen, kaum eine Minute nachdem ihm das seltsame Flugverhalten der Maschine aufgefallen war, leitete er Maßnahmen nach dem internationalen Such- und Rettungsplan ein. Und als Reillys Maschine auf dem Wasser aufsetzte, startete gerade vom Stützpunkt der British Royal Navy in Akrotiri auf Zypern ein Sea King HAR 3 Such- und Rettungshubschrauber.
    Das Signal von Reillys Notfunkbake, das die Koordinaten seiner Position enthielt, wurde an den Hubschrauberpiloten übermittelt, während der mit Höchstgeschwindigkeit zur letzten bekannten Position der Conquest flog. Bereits nach kaum mehr als einer Stunde, die Reilly im Mittelmeer getrieben war, legte ein Kampfschwimmer ihm ein Gurtzeug an, um ihn am Seil hinaufzuziehen. In Sicherheit.
     
    Sie flogen ihn zurück nach Akrotiri, wo das medizinische Personal des Militärkrankenhauses Princess Mary’s der Sovereign Base Area seine Verletzungen untersuchte und behandelte.
    Obwohl das Flugzeug in internationalen Gewässern notgewassert hatte, musste Reilly eine ganze Menge Fragen beantworten – wer sich an Bord befunden hatte, was genau geschehen war und warum. Zuerst waren es die Briten, die Fragen stellten. Wenig später erschienen Vertreter des zyprischen Direktorats für zivile Luftfahrt und der Nationalgarde, und auch sie stellten Fragen.
    Eine Weile lang war Reilly auf sich allein gestellt. Er beantwortete die Fragen mit aller Zurückhaltung, die er aufbringen konnte, aber er war erschöpft, seine Verletzungen schmerzten, und ihm drohte der Geduldsfaden zu reißen. Er rief in New York an, erreichte Aparo und bat ihn, etwas zu unternehmen, um ihn herauszuholen. Es würde einige Zeit dauern, das war ihm klar. Die amerikanische Botschaft befand sich im eine Autostunde entfernten Nikosia, und das FBI hatte dort keinen Rechtsattaché. Immerhin, es wurden Anrufe getätigt, und gegen Mittag erschien der Militärattaché der Botschaft, der sich der Lage annahm und Reilly rasch herausholte. Wichtiger noch, er konnte Reilly helfen, eine Antwort auf die Frage zu bekommen, die ihm so verzweifelt auf der Seele brannte, seit er an Bord des Sea King gehievt worden war.
    Allerdings erwiesen sich die Nachforschungen als kompliziert. Ertugrul war tot, und im Konsulat in Istanbul herrschte nach allem, was vorgefallen war, heilloses Chaos, sodass schwer zu bestimmen war, wer am ehesten in der Lage wäre, sie ausfindig zu machen. Es erforderte zahlreiche Telefonate und quälend lange Wartezeiten, aber endlich fand man heraus, dass sie sich auf einer Polizeiwache in Konya befand.
    Ihre Stimme zu hören linderte seine Schmerzen mehr als sämtliche Tabletten, die er bekommen hatte. Sie war wohlauf und in Sicherheit. Aber auch sie brauchte Hilfe.
    Sie war in einem ähnlichen Netz von Bürokratie gefangen. Von ihr wurden ebenfalls Antworten auf zahlreiche Fragen verlangt, und man würde sie nicht gehen lassen, ehe sie diese Antworten geliefert hatte.
    «Halt die Ohren steif», sagte Reilly. «Ich komme und hol dich da raus.»
     
    Der Jet landete spät am Abend, ein makelloser weißer Ritter mit dem dezenten Emblem der Gulfstream Aerospace. Reilly verfolgte mit wachsender Ungeduld, wie die Maschine zu dem privaten Hangar rollte und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher