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Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
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die Schüsse, die plötzlich ertönten.
    Zahed auf der anderen Seite der Rettungsinsel feuerte in blinder Wut, offenbar um die Rettungsinsel zu zerstören oder Reilly umzubringen.
    Oder beides.
    Die Kugeln durchschlugen die Nylonhülle der Rettungsinsel, und für Reilly gab es keine Deckung.
    Während er sich duckte und vorwärtskroch, fielen mehrere Gegenstände auf den Boden der Kabine und rollten nach vorn – der Inhalt des Survival-Pakets, das aus der Rettungsinsel gefallen war, als sie sich aufblies.
    Reilly überblickte den Haufen und suchte nach etwas, das ihm nützlich sein könnte. Er sah ein ausziehbares Paddel. Einen Signalspiegel. Ein Gefäß mit Henkel zum Wasserschöpfen. Rettungsleinen. Handfackeln.
    Und ein Messer.
    Nicht groß. Kein Kampfmesser aus Karbonstahl, mit dem man einen Alligator hätte zerlegen können. Nur ein Sicherheitsmesser mit orangerotem Griff und einer harmlos aussehenden, gut zehn Zentimeter langen gezahnten Klinge.
    Es lag einfach so da am Sockel des Sitzes. Rief nach ihm.
    Neue Hoffnung durchfuhr ihn wie ein Messerstich.
    Er bückte sich danach und hob es auf. Sekunden später waren seine Hände und Füße frei. In diesem Moment schlug eine Kugel in den Sitz hinter ihm ein, bohrte sich in die dicke Lederpolsterung, und gleich darauf streifte eine weitere ihn an der Schulter und blieb in der Trennwand stecken. Die Rettungsinsel bestand aus mehreren getrennten Luftkammern, sodass sie trotz der Löcher noch immer ihre volle Größe hielt, aber es würde nicht mehr lange dauern, ehe sie in sich zusammenfiel und Zahed den Weg freigab.
    Reilly musste ihn vorher außer Gefecht setzen.
    Ohnehin war keine Zeit zu verlieren. Das Flugzeug verlor weiterhin rapide an Höhe.
    Tief geduckt kroch Reilly ans hintere Ende der Kabine, fort von der Stelle, wo die Kugeln einschlugen. Am Rand der Rettungsinsel hielt er kurz inne und atmete durch, dann schnellte er vor. Während er mit dem rechten Arm den Rand der Rettungsinsel zur Seite zog, griff er mit dem Messer in der linken Hand an.
    Es gelang ihm, Zahed zu überrumpeln und ihm die Waffe ins rechte Handgelenk zu stoßen.
    Dem Iraner fiel die Pistole aus der Hand, und Blut spritzte aus der Wunde. Er stand reglos da und starrte Reilly an, völlig im Schock, noch immer von der Rettungsinsel gegen die Kabinentür gedrückt.
    Reilly durchbohrte ihn mit seinen Augen. Am liebsten hätte er den Anblick noch ein wenig genossen, aber er durfte keine Zeit verlieren. Das Flugzeug setzte seinen Sinkflug auf Autopilot fort, sanft und in schnurgerader Linie, direkt dem Wasser entgegen.
    Reilly funkelte den Iraner noch einen Moment lang mit finsterer Miene an, dann griff er hinter ihn und öffnete den unteren Teil der Kabinentür.
    Er prägte sich jeden Zentimeter von Mansoor Zaheds fahlem Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen ins Gedächtnis ein. «Den Grabstein wirst du wohl doch nicht brauchen», schrie er ihm entgegen.
    Und stieß ihn mit einem Tritt in den Unterleib hinaus.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Fünfundsechzig
    Der Iraner stürzte lautlos durch die Öffnung und war im nächsten Augenblick außer Sicht.
    Reilly stand im eisigen Wind und warf durch die offene Kabinentür einen Blick auf das wogende Meer unter ihm. Einen Moment lang fragte er sich, ob der Iraner nicht der Glücklichere von ihnen beiden war. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Rettungsinsel, die ihm den Weg zu den Steuerinstrumenten des Flugzeugs versperrte. Er arbeitete sich zu der Stelle vor, wo sie im Durchgang zum Cockpit klemmte, und begann, mit seinem Messer darauf einzustechen.
    Er bohrte, schnitt, riss und stach auf die gelbe Nylonhülle ein wie ein Amok laufender Psychopath. Den Schmerz spürte er gar nicht mehr.
    Jetzt zahlte sich seine Ausbildung aus, in der er trainiert hatte, sich vollkommen an eine Situation anzupassen und alle seine Ressourcen auf das zu richten, worauf es in diesem Moment ankam: überleben. Sämtliche Funktionen seines Körpers, all seine Kräfte setzte er für diesen einen Zweck ein. Adrenalin beschleunigte die Informationsverarbeitung in seinem Gehirn und steigerte seine Aufmerksamkeit für unzählige Sinnesreize. Endorphine dämpften den Schmerz und machten ihn erträglich, Dopamin trieb Puls und Blutdruck in die Höhe. Die Bronchien erweiterten sich, sodass die Sauerstoffzufuhr stieg. Energiereserven wurden freigesetzt. Selbst sein Sehsinn war geschärft.
    Ein ganzes System ineinandergreifender Mechanismen, einzig auf
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