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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen
Autoren: Jaromir Konecny
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zu erledigen: Ich musste einen Familienkrimi lösen. War ich mal echt schwer krank gewesen? Ich erinnerte mich nur an Grippen. Und von welchem Mädchen redeten die denn?

    Auf dem umzäunten Rasen an der Putzbrunner Straße schnürte Danis sich gerade seine Fußballschuhe zu. Inmitten der anderen türkischen Jungs. Lena war auf ihrem Rennrad gekommen. Ich hatte sie an der Straße getroffen. »Hast du dein Cheerleader-Team mitgebracht?«, fragte Danis und grinste Lena an.
    »Ich würde gern mitkicken!«, sagte Lena.
    Die türkischen Jungs wieherten vor Lachen. »Und wenn du dich verletzt?«, fragte Danis und grinste zur Abwechslung seine Kumpel an. »Fußball ist nicht Kochen, Blümchen, he, he, he …«
    »Wenn du auf deine Glocken Obacht gibst, Schorschi, passe ich auch auf!«, sagte Lena. »Bei mir hängt da aber nix frei rum, was verletzt werden könnte.«
    »Waas? Schorschi?« Danis machte einen Schritt auf Lena zu, plötzlich lachte er aber wieder. »Na, gut!« Er freute sich wohl auf die Abreibung, die er Lena beim Spiel verpassen würde. Trotzdem warf er mir einen sehr komischen Blick zu: »Was soll das, Mann, he?« Ich hoffte nur, Lena hat das Fußballspielen nicht verlernt. Sonst würde ich mich vor den Jungs als der große Frauenfußballer outen. Noch dazu vor lauter Türken. Wo ich mich hier grade zu integrieren angefangen hatte. Nee, Lena würde mich nicht enttäuschen, oder? Man weiß aber nie, wie sich die Mädels anstellen. Eine Achtel im Hormonzyklus, und schon ist das Mädchen unberechenbar! So stand’s in einem Buch über das Frauenverhalten, das Dok gelesen hatte. Wenn Lena hier die Kuschelpuppe rauskehrte, würde ich mich vor Danis und den anderen Türken für immer blamieren. Ach, was soll’s. Schlimmstenfalls prügeln wir uns wieder und die Sache hat sich.
    Lena schnürte sich die Schuhe zu. Danis zischte mir ins Ohr: »Du solltest deine Freundinnen besser erziehen, Mann! Wenn meine Schwester oder meine Freundin so was wie mit den Glocken sagen würden, hätte ich ihnen gleich eine runtergebuttert. Bei den Frauen musst du immer zeigen, wer der Herr im Haus ist, Alter! Sonst wachsen sie dir über den Kopf!« Ich zuckte nur mit der Schulter. Wenn ich Lena auf die harte Tour angepackt hätte, würde sie mir den Kopf zur Glatze rupfen. Sollte er doch selber seine Methoden anwenden. Eigentlich war Lena ganz cool, oder? Cooler als Danis auf jeden Fall. Aber etwas Verbrüderung mit Danis dürfte nicht schaden. Dank der Beschiktasch -Schlägerei auf dem Bolzplatz und Schnauzes Erklärung kannte ich mich super mit der türkischen Liga aus. »Bist du Beschiktasch -Fan?«, fragte ich Danis.
    »Logisch!«, sagte er.
    »Ich auch!«, sagte ich. Sofort lächelte Danis wieder und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
    Blöd nur, dass keiner mit Lena und mir spielen wollte. Wir waren zwölf, aber nach dem Aufteilen standen die vier uns zugeteilten Spieler plötzlich wieder bei der Gegenmannschaft. »Na, was ist?«, sagte Lena am Ende genervt. »Wollt ihr alle gegen eine Frau spielen? Ihr Memmen!«
    »Was hast du gesagt, Püppschen?«, fragte einer der Jungs.
    »Dass du ein Held bist!«, sagte Lena und grinste. Sie hatte nicht mal vor dem Teufel Angst.
    Danis trieb die uns zugewiesenen Jungs zurück. »Ihr wurdet ausgelost«, sagte er. »Murat, Haluk, Karmak und Deppe!« Deppe war der einzige Deutsche von den Jungs, schien sich aber wegen seines Spitznamens gar nicht zu grämen. Nur wegen Lena grämten sich die Jungs. »Was soll der Scheiß?«, fragte Murat, der Lena vorhin angemacht hatte. »Soll’ma heute Hinkepinke spielen oder Fußball?«
    Die erste Runde haben wir 5:1 gewonnen. Vier von unseren Toren hatte Lena geschossen. Danis spielte gut, voll der Techniker, fast so gut wie ich, na ja, das wieder nicht, aber er hatte es echt drauf. Seine Tricks mit der Hacke waren erste Sahne, das wusste er auch, und spielte fast jeden zweiten Ball mit der Hacke. Bei diesem Ronaldo-Gehabe wäre unser Trainer in Haching ausgeflippt – statt nach freien Spielern zu suchen, suchte Danis nach einem Zaubertrick. Er dribbelte wie der Gott des Fußballs, doch jede Finte kostete Zeit, einmal Schwenk nach links, einmal nach rechts, und schon wurde unsere Abwehrkette wieder fest geflochten. Hin und wieder schielte Danis nach Lena dabei, und langsam wurde mir auch klar, für wen Danis heute diese Show abzog. Lena dagegen flankte, wenn sie flanken konnte, sie kickte mir den Ball nach links zu und lief weiter durch die Mitte,
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