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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen
Autoren: Jaromir Konecny
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Jacke. Jetzt am Abend war’s schon etwas kühler.
    »Er hat gedacht, ich hätte mich über seine Schwester lustig gemacht«, sagte ich.
    »Ach, so!«, sagte sie zu Danis. »Du hast die Ehre deiner Schwester verteidigt!«
    »Na, das ist bei euch doch ganz normal, oder?«, sagte ich. Langsam gingen mir die Türken mit ihrer Ehre auf den Sack. Wenn man sich deswegen ständig prügeln musste, wollte ich echt keine Ehre haben.
    »Meinst du bei uns den Türken?«, fragte sie. Ich sagte nichts. »Du hast doch keine Ahnung«, sagte sie.
    »Aber ich hab nur gelacht, weil grad eben mein Va… eeh … ein Typ und ein Hund auf einem Tandem vorbeigefahren sind.« Uff! Fast wäre mir »mein Vater« rausgerutscht. Voll peinlich, wenn die zwei wüssten, dass der durchknallte Radfahrer mein Vater war. Das wäre bei den Türken sicher schlimmer, als Frauenfußball zu spielen.
    »Rede dich nicht raus!«, sagte Danis.
    »Den Verrückten mit dem Hund auf dem Tandem hab ich an der Kreuzung auch gesehen«, sagte Sibel. Den Verrückten? Alles klar! Diesen Leuten durfte ich echt nie meinen Vater vorstellen. Na ja, wollte ich ja auch nicht. Diese Sibel nervte sowieso. Tauchte in unmöglichen Situationen auf. Wohl nur, um sich über mich lustig machen zu können. »Der Radfahrer sah einem Nachtwächter vom PEP sehr ähnlich, den habe ich schon ein paar Mal am Abend gesehen, wie er ums PEP herum seine Runden dreht«, fügte sie hinzu. »Aber da irre ich mich sicher. Kein solcher Verrückter könnte doch als Wachmann arbeiten.« Oh, da irrst du dich aber, Baby! Ein Verrückter kann schon als Wachmann arbeiten. Scheißeee!
    Danis und ich klopften unsere Klamotten ab. »Siehst du?«, sagte ich zu Danis. »Ich lache doch nicht über deine Schwester. Auch wenn sie sicher nicht die besten Burger macht. Die besten Burger macht der Wilderer in Haching!«
    Sibel schaute Danis mit großen Augen an und lachte wieder. »Du hast dich wirklich wegen deiner Schwester geprügelt?«
    »Nee!«, sagte Danis und wirkte plötzlich ziemlich verunsichert. Dabei hatte er noch vor Kurzem erzählt, wie er mit den Mädchen umspringen würde. Jetzt hatte er aber nur Augen für seinen Rucksack und wühlte drin rum wie in einer Schatztruhe. He, he, vielleicht war er in diese Sibel verknallt? Gut so! Die würde ihm schon seine Macho-Flausen austreiben, diese Hexe. Mann! Wenn alle Türkinnen so drauf waren, dann wollte ich echt kein Türke sein. Die mussten voll auf Drill leben, die Armen. Na ja, Lena war auch krass brutal und war keine Türkin.
    »Deine Schwester kann auf sich selber aufpassen«, sagte Sibel zu Danis. »Eigentlich müsstest du dich bei ihm entschuldigen.« Sie zeigte auf mich.
    »Ein Türke hat seinen Stolz«, sagte Danis. »Ein Türke entschuldigt sich nie!«
    »Entschuldige dich«, sagte Sibel streng.
    »Sorry!«, sagte Danis und gab mir die Hand. Der sollte mir noch mal erzählen, wie ein Mann mit Frauen umgehen soll, he, he …
    »Gehen wir?«, sagte Sibel.
    Ich hatte wohl recht gehabt. Die zwei kannten sich. »Ihr kennt euch?«, fragte ich.
    Danis guckte mich an und machte den Mund auf: »Das ist doch …«
    Sibel unterbrach ihn: »Ob ich den da kenne?« Sie zeigte auf Danis. »Klar! Ist der Bruder von einer Freundin. Wir Türken in München kennen uns alle untereinander.«
    »Eeeh …« Danis wirkte, als wenn er bei Meggi zu den Pommes Senf statt Ketchup gekriegt hätte.
    Sibel kicherte. »Musst du auch in meine Richtung?«, fragte sie ihn.
    »Waas? Ach, so … klar, klar!« Sie trabten davon. Ich guckte ihnen nach. Komische Leute, die Türken, oder? Mann, oh, Mann! Kannten sich echt alle Türken in München? Da waren wir Deutsche krass asozial dagegen. Meine Eltern hatten noch mit keinem einzigen Nachbarn aus unserem Haus geredet. Und ich kannte hier eigentlich nur Schnauze, der zwar ein Franke, aber seinem Weltbild nach wohl auch ein Türke war. In Oberhaching hatten meine Eltern auch nur für sich gelebt. Na ja … Anne hatte ihre Geige und Dok sein Tandem.
    Nach ein paar Schritten drehte sich Sibel um. »Danis’ Schwester macht wirklich die besten Burger in der Stadt«, rief sie. Sofort kam mir ihre Freundin aus der NORDSEE in den Sinn.
    »Die Schwester von Danis war heute nicht zufällig mit dir in der NORDSEE ?«, fragte ich. »Als ich …«
    »Als du der Oma den Fisch wegessen wolltest?«, fragte Sibel. »Ja, das war Selma, die Schwester von Danis.«
    »Fisch?«, fragte Danis. »Oma? … Selma?« Aber da zerrte Sibel ihn schon davon.
    »Soll
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