Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse
Autoren: Gustav Keller
Vom Netzwerk:
relativ viel Schul- und Schülerkritik. Geklagt wird über schlechte Schrift, Lernrückstände und schlechtes Betragen. Vor allem die Disziplinlosigkeit beunruhigte und stresste manche Eltern so stark, dass sie nachts nicht mehr schlafen konnten.
    Altes Ägypten
    Die Schule im alten Ägypten wurde Pharaos Unterrichtsstall genannt. Kern-fächer waren das Lesen und Schreiben von Hieroglyphen sowie die Mathematik. Die überlieferten Papyri enthalten auch Informationen über den pharaonischen Schulbetrieb, die Schulleistungen und das Schülerverhalten. Der Tenor der Schülerbilder ist eher negativ. An Fehlverhaltensweisen werden genannt: Disziplinschwierigkeiten, Gewalt und Aggression sowie das Schuleschwänzen. Darüber hinaus wird auch angemerkt, dass die Jugend-lichen das Bier mehr lieben als die Papyri.
    Abweichendes Schülerverhalten versuchte man zum einen mit Ermahnungen zu bekämpfen: «Verlier deine Zeit nicht mit Wünschen, sonst wirst du zu einem bösen Ende kommen.» Zum anderen wurde auch geprügelt. In einem Lehrerleitfaden steht lapidar: «Die Ohren des Jugendlichen sind auf dem Rücken angebracht. Er hört zu, wenn man ihn schlägt.» Dies schien kurzzeitig Wirkungen gezeitigt zu haben. Reumütig schrieb ein Schüler seinem Lehrer: «Du schlugst meinen Rücken und deine Belehrungen gingen in mein Ohr.»
    Dass die pädagogische Arbeit ein schwerer Job ist, scheint den altägyptischen Lehrern recht bald bewusst geworden zu sein. Die folgende Klage zeugt davon: «… Affen werden gezähmt, Pferde schneller abgerichtet und Löwen eher gebändigt als ein Schüler belehrt wird.»
    Altes Griechenland
    Die Schüler in Athen lernten Lesen, Schreiben, Rechnen, Musizieren, Gedichte rezitieren und Sport. Der Lehrplan in Sparta war knapper bemessen. Er beschränkte den Wissenserwerb auf Lesen, Schreiben, Rechnen und Kampfsport, schließlich sollten die Schüler tüchtige Krieger und nicht Philosophen werden.
    Schüler- und Lehrerkritik gab es zuhauf. Aristophanes bezeichnete die jungen Athener als verweichlicht und verwöhnt. Sie hätten nichts mehr mit den großen Marathonkämpfern gemein. Beim Waffentanz könnten sie nicht einmal mehr das Schild ordentlich führen. Das einzig Hervorstechende an ihnen sei das große Mundwerk. Sie schwänzten häufig die Schule. Die Unterrichtsdisziplin lasse sehr zu wünschen übrig.
    Die Unzufriedenheit der athenischen Eltern mit der Schule war manchmal so groß, dass sie die Lehrer darum baten, härter durchzugreifen. So auch die Mutter des stinkfaulen und verhaltensauffälligen Schülers Kokkalos. Ihrer Bitte entsprach Klassenlehrer Lampriskos so: «Wo ist das scharfe Leder, mein Ochsenziemer, mit dem ich die Widerspenstigen, Gefesselten schlage? Man gebe ihn mir, bevor mein Zorn platzt.» Kokkalos fügte sich dem Schicksal und verlangte lediglich eine mildere Sanktion: «Nein, ich fleh’ dich an, Lampriskos … nicht das scharfe! Nimm das andere, mich zu schlagen!»
    Auf die Frage nach dem Grund der zunehmenden Lern- und Verhaltensprobleme fand Plato eine gesellschaftspolitische Antwort. Durch die Demo-kratisierung sei die Gehorsamsbereitschaft der Kinder gegenüber Elternhaus und Schule verloren gegangen. «Der Lehrer fürchtet unter solchen Verhältnissen die Schüler und schmeichelt ihnen, die Schüler achten Lehrer und Erzieher geringer.» Bei diesen Überlegungen vergaß Plato wohl, dass im autokratischen Sparta trotz militärischer Schulzucht ähnliche Klagelieder gesungen wurden.
    Altes Rom
    Das römische Schulsystem war dem der Griechen sehr ähnlich, denn die Lehrerschaft bestand großenteils aus Griechen. Nach der «Grundschule» besuchten die jungen Römer eine weiterführende Schule, in der sie Grammatik, Literatur, Griechisch, Geschichte, Astronomie, Philosophie und Musik lernen mussten.
    Klagelieder über schlechtes Schülerverhalten wurden genauso häufig gesungen wie in Griechenland. Ein Magister beklagte sich darüber, dass die Schüler zum Schulgebäude, einer Pergola, viel zu oft hinausschauten, statt dem Unterricht zu folgen. Selbst das Aufstellen von Blenden durch die Stadtverwaltung wirkte nicht konzentrationsfördernd. Die Schüler blickten dann in den Himmel und wendeten ihre Aufmerksamkeit den Vögeln zu. Immer wieder musste auf Faulheit und Fehlverhalten mit Stockschlägen und Peitschenhieben reagiert werden. Übrigens hieß Zur-Schule-Gehen: manum ferulae subducere (die Hand für die Peitsche hinhalten).
    Dieses Disziplinieren und Sanktionieren scheint
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher