Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
der Mordkommission. Darum waren auch seine Versuche, sich das Rauchen abzugewöhnen, immer wieder im Ansatz steckengeblieben. Auch jetzt hatte er zur Zigarette gegriffen, um besser mit dem Eindruck der Explosionsopfer fertig zu werden.
    Der Ruf aus der Einsatzstelle ließ ihn zusammenfahren. »Ja, was ist los?« meldete er sich, ohne die vorgeschriebene Sprachregelung des Funkverkehrs zu beachten.
    »Spreche ich mit UNI 81/12?« fragte der Mann vom Funktisch.
    »Mit wem denn sonst – du hast mich doch angemorst«, bellte Lupus ins Peikermikrofon. »Nun red schon!«
    »Sind Sie am Tatort abkömmlich?«
    »Ja, verdammt, mit dem größten Vergnügen. Hier sind inzwischen genug Staatsdiener am Werk. Wir haben reichlich Augenschein genommen und hauen gleich ab. – Was will CEBI von uns?«
    »Ermittlungen in einer Leichensache. – Bei Baggerarbeiten auf der Beueler Platte wurde eine Tote aus dem Rhein geholt.
    Gruppenleiter eins bittet das erste Kommissariat um direkte Kontaktaufnahme mit der Wasserschutzpolizei.«
    »UNI von UNI 81/12 verstanden«, bestätigte Lupus korrekt. »Wir nehmen Kontakt mit der WSP auf. – Ende.« Nachdem er seinen etwas kurz geratenen Daumen vom Sprechknopf gelöst hatte, warf er die angerauchte Zigarette zum Fenster hinaus. »Verdammter Scheiß – von einer Leiche zur anderen, das ist vielleicht ein Leben.«
    Hauptkommissar Freiberg hatte sich vom Brandmeister verabschiedet und trat vor die Tür des Appartementhauses. Er sah Lupus aus dem Wagen steigen und rief ihm zu: »Das war’s für heute, heim zu…«
    »Nix da«, winkte Lupus ab. »Meldung von CEBI. Paßt vorzüglich zu diesem Fall hier: Feuer und Wasser. Wir müssen rüber nach Beuel. Der Bagger hat eine Frauenleiche aus dem Rhein geholt.«
    Freibergs Fluch war nicht minder deutlich als der seines Mitarbeiters. Er warf einen Blick auf die Uhr. »Dabei haben wir seit einer Stunde Feierabend.« Sabine, seine studentische Hilfskraft, wie er sie immer noch nannte, würde wieder einmal vergeblich auf ihren »Waldi« warten. Und nach einer Todesermittlung, wie es im Aufgabenkatalog des 1. Kommissariats so treffend förmlich hieß, war es mit den Freuden der Beziehungskiste in dieser Nacht auch nichts mehr.
    Mit Sabine hatte er in den letzten Wochen oft genug Zoff gehabt, weil er sich seinen Junglehrerbart wieder wachsen lassen wollte. Der war den Ermittlungen beim »Schnee im Regierungsviertel« zum Opfer gefallen. Sabine hatte ihrem commissarius strikten Liebesentzug angedroht, wenn er ihr mit frischen Bartstoppeln zu nahe kommen sollte. Das Warten heute abend würde ihre Stimmung nicht bessern.
    Lupus saß schon wieder hinter dem Funkgerät und hatte mit Wernicke von der WSP vereinbart, daß Wiking 5 am Westufer in Höhe des Feuerlöschbootes festmachen sollte, um Freiberg und ihn zum Bagger überzusetzen. Das ging schneller als mit dem Auto über die von Fahrzeugen verstopfte Kennedybrücke.
    Nach der Leichterung des Tankers hatten die uniformierten Kollegen das Erzbergerufer wieder freigegeben. So blieb es nicht aus, daß zahlreiche Zuschauer die Anbordnahme der Insassen des Polizeifahrzeugs beobachteten – und schon begannen die Gerüchte zu kursieren. Vom Bombenfund über die Bergung eines Goldschatzes bis hin zur Leichensache war alles akut.
    Der alte Fahrensmann Köhler versuchte, die Kollegen vom 1. Kommissariat auf den Anblick vorzubereiten, der sie erwartete.
    »Hör auf damit«, sperrte sich Lupus. »Mach uns nicht schon die Überfahrt mies. – Es wird ohnehin schlimm genug.«
    Und es kam schlimmer als erwartet. Der Baggerführer wiederholte Freiberg gegenüber den kurzen Bericht, den er schon Köhler gegeben hatte. Mehr als die Erkenntnis, daß beim Ausbaggern der Fahrrinne der Eimer mit der Frauenleiche aus dem Wasser aufgetaucht war, kam dabei nicht heraus. Er selbst habe den Vorgang beobachtet und die Maschine sofort gestoppt, erklärte er.
    »Weist die Leiche irgendwelche Besonderheiten auf?« wollte Freiberg wissen.
    »Keine Ahnung. Von uns hat sich ihr niemand genähert, Herr Köhler hat das strikt untersagt«, betonte der Baggerführer.
    Freiberg sah seinen Kollegen Lupus an. »Ich werde wohl selbst genauer hinsehen müssen. Oder kommst du…?«
    »Das denn nun doch nicht«, sagte Lupus und wandte sich ab.
    Schon mehrfach waren Sportboote am Bagger vorbeigefegt. Jetzt näherte sich mit aufheulendem Motor ein ganz schneller Flitzer. Noch bevor das Manöver richtig wahrgenommen wurde, sprang ein Mann in Lederkluft mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher