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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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zugekehrt und sich zum Geländer des Aussichtsplateaus begeben. So als ob er zum ersten Mal nach einer langen, dunklen Kerkerhaft wieder den würzigen Geruch der Freiheit sich einverleiben könnte, sog er gierig mehrere tiefe Atemzüge in sich hinein. Dabei streckte er seinen Körper nach oben, während er gleichzeitig die Arme auf den Lenden abstützte.
    Ein kaum zu beschreibendes, überwältigendes Gefühl der Erleichterung machte sich in ihm breit. Grenzenlose Freude über die erfolgreiche Aufklärung eines spektakulären Kriminalfalls, der nicht nur über mehrere Monate hinweg die ganze Region in seinen Bann gezogen, sondern der darüber hinaus auch für bundesweites Aufsehen gesorgt hatte.
    Aber eigentlich weiß ich ja noch gar nicht das Tatmotiv, schoss Tannenberg plötzlich eine Erkenntnis-Rakete ins Bewusstsein. Er krauste die Stirn und verspürte mit einem Male das dringende Bedürfnis, nun doch seinen Kollegen zur Dienststelle zu folgen. Er grübelte angestrengt nach, wog die ihm zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen gegeneinander ab. Ziemlich schnell hatte er eine Entscheidung gefällt.
    Ach was, das ist mir jetzt einfach mal schnurzpiepegal, sagte er zu sich selbst. Die Hauptsache, wir haben sie gefasst! Ich ruf später mal im Kommissariat an. Dann können mir die Kollegen alles Wichtige mitteilen. Ich mach mir jetzt erstmal einen schönen Abend. Den hab ich mir ja auch wirklich verdient. Erneut blies er die Backen auf, streckte sich und reckte die Arme gen Himmel.
    Sein zufriedener Blick schweifte zuerst von der völlig unbewegten Wasserfläche des Barbarossawoogs kommend nach links über sattgrüne Wiesen und bunte Blütenteppiche hinweg zum hinteren Teil des Neumühlenparks. Dann streifte sein Blick die riesigen Dinosaurier, die man wie Wachtposten vor das beeindruckende Felsmassiv des Kröckelschen Steinbruchs postiert hatte. Tannenberg bedachte die Urzeitgestalten mit einem schmunzelnden Kopfschütteln.
    Da sich seine Augen als krönenden Abschluss der Sightseeing-Tour anscheinend den direkt unterhalb des Aussichtspunktes befindlichen Stegosaurus noch einmal zu Gemüte führen wollten, an dem ja alles angefangen hatte, lehnte er sich weit über die Brüstung. Als er jedoch die zahlreichen Menschen erblickte, die wild gestikulierend und laut rufend mit ausgestreckten Armen zu ihm hoch deuteten, schnellte sein Oberkörper sofort wieder in die Ausgangsposition zurück.
    Während dieser Rückwärtsbewegung spürte er plötzlich eine Hand, die sich gerade auf sein rechtes Schulterblatt gelegt hatte. Er zuckte unwillkürlich zusammen, drehte sich ruckartig um.
    Vor ihm stand Sabrina.
    „Wolf, tut mir leid! Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken“, sagte sie entschuldigend.
    „Hast du aber! Verflucht nochmal!“, entgegnete er ungehalten. Als er jedoch die Betroffenheit in ihrem Antlitz registrierte, schob er sogleich in bedeutend versöhnlicherem Ton nach. „Schon gut. Was gibt’s denn?“
    „Ich war bereits in der Stadt. Da hat sich plötzlich mein Handy gemeldet. Es war die Kollegin Kriminalpsychologin. Sie hat dich nicht erreichen können. Sicher hattest du dein Handy mal wieder nicht eingeschaltet gehabt, nicht wahr?“
    Tannenberg ging auf diesen Vorwurf nicht ein. „So. Was hat sie denn von dir gewollt?“
    „Von mir ?“ Sie lachte. „Nein, von mir hat sie nichts gewollt, Aber von dir .“
    „Ja, was denn?“
    „Och, vielleicht wollte sie nur ein Schwätzchen mit dir halten. Es soll ja manchmal noch Menschen geben, bei denen du es dir noch nicht verscherzt ...“
    „Was hat sie gewollt?“, würgte sie Tannenberg ungeduldig ab.
    „Das hat sie mir nicht gesagt. Ich soll dich nur lieb von ihr grüßen und dir ausrichten, dass es ihr schon viel besser geht.“
    „Schön!“
    „Sie freut sich sehr auf dich – was immer das bedeuten mag“, bemerkte Sabrina sichtlich amüsierte.
    Tannenberg reagierte lediglich mit einem kurzen Brummen auf diese Aussage und das damit einhergehende vielsagende Mienenspiel seiner jungen Mitarbeiterin.
    „Komm, lass uns von hier weggehen“, sagte er, nahm Sabrina an der Hand und zog sie mit sich fort. „Ich kann diesen ganzen Kram hier nicht mehr sehen! Außerdem hab ich ja auch noch was Wichtiges vor.“
    „Was denn?“, fragte Sabrina mit einer in eine höhere Tonlage transformierten Stimme, womit sie die beiden Worte genüsslich in die Länge zog.
    „Mein streng gehütetes Geheimnis, liebes Sabrinalein. Selbst du darfst nicht alles über
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