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Dinner fuer drei Roman

Dinner fuer drei Roman

Titel: Dinner fuer drei Roman
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ausgestopft, und Ende der Sechziger hatte Onkel Earl sie aus dritter Hand einem Mann aus North Carolina abgekauft, dessen Park in der Nähe von Forest City Pleite gegangen war.
    »Chantal?«, rief sie noch einmal, ehe sie, als sie immer noch nichts hörte, das Gebäude durch den Notausgang verließ, über einige Stromkabel kletterte und zurück in Richtung Hauptweg ging.
    Die meisten der bunten Glühbirnen, die im Zickzack an mit einstmals farbenfrohen Wimpeln verzierten Schnüren über dem Hauptweg hingen, waren längst kaputt. Die Spielgeräte - das Ringe-Werfen, das Aquarium, das Verrückte Ballspiel und die Eisenklaue in dem gläsernen Kasten voller Kämme, Würfel und Schlüsselanhänger mit den Dukes of Hazzard - waren über Nacht verschlossen, doch der abgestandene Geruch von Popcorn, Pizza und dem ranzigen Öl der Trichterkuchen hing überall in der Luft.
    Es war der Geruch von Honeys schnell endender Kindheit, und sie sog ihn tief in ihre Lungen ein. Falls die Disney-Leute den Park übernahmen, würde der Geruch zusammen mit den Spielgeräten, dem Kinderland und dem Geisterhaus für alle Zeit verschwinden. Sie umschlang ihren schmalen Oberkörper fest mit beiden Armen - die einzige Liebkosung dieser Art, da es sonst niemanden mehr gab, der sie in die Arme schloss.
    Seit sie ihre Mutter im Alter von sechs Jahren verloren hatte, war dies das einzige Zuhause, das sie kannte. Und aus diesem Grund liebte sie es von ganzem Herzen. An die Leute von Disney zu schreiben war das Schlimmste, was sie jemals hatte tun müssen. Sie war gezwungen gewesen, all ihre Gefühle beiseite zu schieben und den verzweifelten Versuch zu unternehmen, das Geld aufzutreiben, das sie brauchte, um ihre Familie zusammenzuhalten, um sie vor dem Abstieg in die Sozialhilfe bewahren und ein Häuschen in einer netten Gegend
für sie kaufen zu können, vielleicht mit ein paar hübschen Möbeln und einem kleinen Garten. Nun jedoch stand sie auf dem menschenleeren Hauptweg ihres kleinen Parks und wünschte sich, sie wäre alt und klug genug, um den Lauf der Dinge zu ändern. Sie konnte den Gedanken, Black Thunder zu verlieren, ganz einfach nicht ertragen, und wenn die Achterbahn noch in Betrieb wäre, hätte sie zweifellos weiter mit Händen und Füßen um den Erhalt des Parks gekämpft.
    Die gespenstische nächtliche Stille und der Geruch von altem Popcorn weckten in ihr die Erinnerung an ein kleines Kind, das zusammengekauert, die aufgeschlagenen Knie bis ans Kinn hinaufgezogen, mit weit aufgerissenen Augen in einer Ecke des Wohnwagens gekauert hatte, während sie plötzlich jene zornige Stimme wieder hörte.
    »Schaff sie mir aus den Augen, Sophie! Verdammt noch mal, sie macht mich einfach verrückt. Seit du sie gestern Abend hergebracht hast, hat sie sich kaum bewegt. Sie hockt einfach stumm in dieser Ecke und starrt uns alle mit großen Augen an.« Sie hörte, wie Onkel Earl seine fleischige Faust auf den Küchentisch hatte sausen lassen und wie Sophie jämmerlich gefragt hatte: »Aber Earl, wohin soll ich sie denn bringen?«
    »Das ist mir scheißegal. Es ist nicht meine Schuld, dass deine Schwester sich ertränkt hat. Diese Sozialheinis aus Alabama hatten kein Recht, dir einfach diese Göre aufzuhalsen. Ich will, verdammt noch mal, in Ruhe essen, ohne dass sie mich dabei blöde anglotzt!«
    Sophie war zu ihr in die Ecke gekommen und hatte mit der Spitze ihrer roten Espandrilles gegen die Sohle von einem von Honeys billigen Leinenturnschuhen getreten. »Hör auf, dich so idiotisch zu benehmen, Honey. Geh raus und such Chantal. Du hast den Park noch nicht gesehen. Sie wird ihn dir zeigen.«
    »Ich will zu meiner Mama«, hatte Honey gewispert.
    »Gottverdammt, Sophie! Schaff sie mir endlich aus den Augen!«
    »Jetzt siehst du, was du angerichtet hast«, hatte Sophie geseufzt.
»Jetzt ist dein Onkel Earl entsetzlich böse.« Sie hatte Honey am Oberarm gepackt und sie hochgezogen. »Komm. Wir holen dir eine schöne Zuckerwatte, ja?«
    Sie hatte Honey aus dem Wohnwagen gezerrt und zwischen den Pinien hindurch hinaus in die gleißende Nachmittagssonne geführt. Honey hatte sich bewegt wie ein kleiner Roboter. Sie hatte keine Zuckerwatte gewollt. Sophie hatte ihr während des Frühstücks ein paar Cornflakes aufgezwungen, gegen die ihr Magen entsetzlich rebelliert hatte.
    Sophie hatte ihren Arm längst wieder losgelassen. Honey hatte bereits gespürt, dass ihre Tante, im Gegensatz zu ihrer Mutter Carolann, andere Menschen nicht gerne berührte.
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