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Dinner fuer drei Roman

Dinner fuer drei Roman

Titel: Dinner fuer drei Roman
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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entfernten Silver Lake erfüllt.
    Als sie unter einer Reihe verwitterter Stützpfeiler aus Pinienholz hindurchging, schob sie die Hände in die Taschen ihrer Shorts und nahm sich vor, dieses Mal einfach immer weiterzugehen. Dieses Mal würde sie nicht stehen bleiben und sich nicht umsehen. Wenn sie sich umsah, fing sie an zu denken, und wenn sie dachte, riefen ihre Gedanken immer nur das alte Elend in ihr wach. Eine Minute lang marschierte sie entschlossen weiter, dann jedoch blieb sie unwillkürlich stehen,
drehte sich um, reckte den Hals und blickte auf die massive hölzerne Silhouette von Black Thunder, die sich wie das Skelett eines prähistorischen Dinosauriers vom dunklen Himmel abhob.
    Ihr Blick wanderte die steile Auffahrt hinauf, die Sechzig-Grad-Abfahrt hinunter, bei der ihr regelmäßig das Herz stehen geblieben war, und dann weiter die nächsten beiden Auf-und Abfahrten entlang bis zur letzten Spirale, durch die man in einem albtraumhaften Strudel bis auf den Silver Lake hinausschoss. Ihr Herz zog sich beim Anblick der drei Hügel und der steilen Todesspirale vor Sehnsucht und Bitterkeit zusammen. Das ganze Unglück hatte in jenem Sommer angefangen, als Black Thunder seinen Betrieb eingestellt hatte.
    Obgleich sich der Silver-Lake-Freizeitpark im Vergleich zu Parks wie Bush Gardens oder Six Flags drüben in Georgia klein und altmodisch ausnahm, hatte er doch immer eine Besonderheit gehabt. Die größte hölzerne Achterbahn im gesamten Süden, eine Achterbahn, die von ihren Fans als aufregender erachtet wurde als der legendäre Coney Island Cyclone. Seit ihrer Erbauung Ende der zwanziger Jahre hatten Menschen aus dem ganzen Land den Freizeitpark besucht, nur um einmal damit zu fahren. Für unzählige Enthusiasten hatte die Fahrt nach Silver Lake den Status einer Pilgerreise gehabt.
    Nach einem Dutzend Fahrten auf der legendären Berg-und-Tal-Bahn hatten sie natürlich auch die banaleren Attraktionen des Freizeitparks genossen und am Ende gewöhnlich für zwei Dollar pro Person eine Fahrt über den Silver Lake auf dem Schaufelraddampfer Robert E. Lee gemacht. Doch inzwischen hatte sowohl die Bobby Lee als auch Black Thunder ein trauriges Schicksal ereilt.
    Vor knapp zwei Jahren, am ersten Mai 1978, war eine Aufhängung am letzten Wagen von Black Thunder gerissen, worauf er sich vom Zug gelöst hatte und aus der Bahn geschleudert worden war. Obgleich dabei glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen war, hatten die Behörden die Achterbahn
noch am selben Tag geschlossen, und keine der Banken hatte die teure Renovierung finanzieren wollen, ohne die die Wiederinbetriebnahme der Bahn nicht gestattet war. Ohne seine größte Attraktion starb der kleine Freizeitpark einen langsamen, schmerzlichen Tod.
    Honey ging weiter durch den Park. Zu ihrer Rechten erhellte eine mit toten Käfern übersäte nackte Glühbirne das verlassene Innere der Auto-Scooter-Halle, in der die verbeulten Fiberglaswagen wie Schafe zusammengedrängt auf die Öffnung des Parks am nächsten Morgen warteten. Dann ging sie durch das Kinderland, in dem kleine Motorräder und winzige Feuerwehrautos reglos auf den Schienen standen und ihrer Gäste harrten, vorbei an der Krake und am Jumper, die sich von ihrer nicht gerade harten Arbeit auszuruhen schienen, ehe sie schließlich zur Geisterbahn kam, an deren Wand das Bild eines kopflosen Körpers prangte, aus dessen durchtrenntem Hals sich leuchtend rotes Blut über die Eingangstür ergoss.
    »Chantal?«
    Keine Antwort.
    Sie nahm die Taschenlampe vom Haken hinter dem Kartenhäuschen und kletterte zielstrebig über die Rampe in das Gebäude. Tagsüber vibrierte die Rampe, und aus einem Lautsprecher drangen dumpfes Stöhnen und gellende Schreie, doch jetzt war alles ruhig. Sie betrat die Passage des Todes und richtete den Lichtstrahl der Lampe auf den über zwei Meter großen, mit einer Kapuze verhüllten Henker, der eine blutgetränkte Axt in den Händen hielt.
    »Chantal, bist du hier drinnen?«
    Immer noch hörte sie nichts. Sie schob sich durch die künstlichen Spinnweben, ging vorbei am Hackklotz in die Rattenhöhle und sah sich um. Einhundertundsechs »Ratten« hockten zwischen den Balken oder hingen an unsichtbaren Drähten von der Decke und blitzten sie aus rot glühenden Augen boshaft an.
    Honey nickte zufrieden. Die Rattenhöhle war eindeutig der
beste Teil der Geisterbahn, denn die Tiere waren echt. Ein Tierpräparator hatte sie 1952 für die Geisterbahn im Palisades Park in Fort Lee
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