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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five
Autoren: Michael Koglin
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Oggerty rollte eilfertig sein Maßband zusammen.
    »Lassen Sie ein paar Gipsabdrücke herstellen. Was, glauben Sie, bedeutet diese Kettenspur?«
    »Nun, Sir, derartige Antriebssysteme werden neuerdings bei Fahrzeugen im Straßenbau und auch in den Minen benutzt. Zum Transportieren...«
    »Wer um Himmels willen kurvt mit einem kettenbetriebenen Minenfahrzeug über den Platz des ehrwürdigen Paradise-Polo-Clubs?«
    »Keine Ahnung, Sir, aber könnte es nicht sein, dass Admiral von Schneider...«
    »Nun, Oggerty? Raus damit.«
    »Nun, dass er wortwörtlich unter die Räder, also, unter die Kette geraten...«
    »Donnerwetter, Oggerty, das ist ja messerscharf geschlossen.«
    Oggerty zuckte unter dem Spott des Chefinspektors zusammen. Heute war ihm wieder einmal überhaupt nichts recht zu machen.
    »Schon gut, Oggerty, aber warum fährt man... also, wenn Sie mir die Formulierung erlauben, warum fährt man einen Admiral regelrecht platt?«
    »Nun, Sir, es gibt auch beim Militär neuerdings...«
    »Wir werden sehen, was die Zeugen zu sagen haben.«
    Der Chefinspektor drehte sich um. Nein, an weiteren Theorien war er nicht interessiert.

    * * *

    Standesunterschiede! Immer kam sie ihm mit ihren »Standesunterschieden«. Gütiger Himmel! Wo die Liebe hinfällt, da gibt es keinen Rang und Namen mehr. Da recken sich die Rosen der Liebe dem Licht entgegen. Prachtvoll und in aller Öffentlichkeit. Nur sie will das nicht begreifen, verschließt ihr warm pochendes Herz in ihrer eisernen Brust.
    James schlug das Tuch gegen die Kante der Anrichte. Eine Staubwolke nebelte die angetrockneten Astern ein. Er griff zu einer Sherryflasche und drehte zärtlich das Etikett nach vorn. Es mochten drei Fingerbreit Flüssigkeit sein, die den Boden bedeckten.
    Miss Sophie und ihre Standesunterschiede! Dahinter verbarg sich genauso ein Betrug wie in dieser Flasche. Nichts als ordinäres Wasser schwappte da hinter dem grünlichen Glas.
    Er zog den Korken aus dem Flaschenhals und schnupperte daran. Vom Sherrygeruch war kaum noch etwas zu erahnen. Miss Sophie hatte alle Alkoholvorräte verschlossen. Wie ein Kind behandelte sie ihn. Und dann diese Ausdrucksweise! Von »hoffnungslosen Emotionen, die bis in alle Ewigkeit ihrer Erfüllung harren«, hatte sie gesprochen. Ausgerechnet sie mit all ihrer mühsam verborgenen Zartheit. Eigentlich war sie in der Tiefe ihres Herzens wie ein Schmetterling, der mit seiner schönen flügelschlagenden Eleganz den rauen Winden des Herbstes ausgesetzt war.
    James seufzte und schlug den Korken in den Hals der Flasche zurück. Auf der Anrichte vor ihm grinste ihn der Porzellanhund an.
    Diese lächerliche Kontrolle seines kleinen Privatvergnügens. War er nicht ein ganzer Mann? Einer, der einen kräftigen Schluck vertrug, wenn die Zeit dafür reif war?
    Hätte er nicht diese glänzenden Beziehungen zu Mister McKinsey vom Kolonialwarenladen in der Down-Under-Street unterhalten, keine zehn Pferde hätten ihn in diesem Haus halten können. Zwischen diesen Wänden, in denen seine aufrichtigen Gefühle mit Füßen getreten wurden.
    James stellte die Sherryflasche zurück auf die Anrichte und nahm sich die Likörkaraffe vor. Eifrig polierte er das Glas, hielt dann abrupt inne, schob seinen Zeigefinger durch den Henkel und ließ sie über dem magermilchgrünen Porzellanhund pendeln. Manchmal verspürte er einen tiefen, lustvollen Drang zur Zerstörung. Es war ein betörendes Gefühl, Macht über das Wohl und Wehe dieses Porzellanhundes zu haben. Verbarg sich hinter dieser Lust womöglich ein Anflug von Rache? Unwürdig war jedenfalls das Verhalten von Miss Sophie. Unwürdig und erniedrigend. Als ob er Probleme mit dem Alkohol hätte! Ein richtiger Mann trinkt hin und wieder einen Schluck. Das war ganz normal. Besonders in seiner Situation. Und was ging das diesen Hund an? Millimeter für Millimeter rutschte die Karaffe von seinem Finger.
    »James, was führen Sie mit meinem Cairn-Terrier im Schilde? Dieses Erinnerungsstück ist mir besonders ans Herz gewachsen.«
    »Miss Sophie, ich...»
    »Nein, James. Wir wollen diese leidige Diskussion nicht fortsetzen, nicht wahr?«
    »Aber, Miss Sophie! Sie sehen mich am Boden zerstört, ich...«
    »James! Schluss mit dieser unwürdigen Theatralik!«
    Der Butler zuckte bei den scharf gesprochenen Worten zusammen. In letzter Sekunde fing er die von seinem Finger gleitende Karaffe ab. Nur wenige Zentimeter über dem Kopf des Porzellanterriers. Nein, Sophie-Täubchen würde jetzt keinen
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