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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five
Autoren: Michael Koglin
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>arbeiten< bedeutet...«
    »Ich sagte: schon gut, James! Es ist gut. Ist mein Herzblatt fertig?«
    »Sie benötigen einen Arzt, Sir?«
    »Arzt? Unsinn! Miss Sophie, ich meine...«
    »Miss Sophie befindet sich noch in ihrem Ankleidezimmer. Wenn Sie die Güte hätten, etwas Geduld aufzubringen...?«
    James hob dezent die Augenbrauen und trat zur Seite. Mit einer betont eleganten Handbewegung winkte er Sir Toby herein. Einige Augenblicke hatte er Gelegenheit, diesen unerwünschten Besucher zu taxieren. Das weiße Jackett war völlig unpassend für diese Jahreszeit. Und dann dieser kleine Schmutzfleck unterhalb des Kragens. Die Orchidee am Revers — mehr als degoutant. Was sich ihm da präsentierte, war zweifellos der Inbegriff eines Parvenüs. Zudem saß der Überzieher schlecht. Sir Toby musste kräftig zugelegt haben, seitdem er diesen Umhang bei einem offensichtlich durchschnittlichen Schneider hatte fertigen lassen. Die Hose war an den Knien ausgebeult, und die Schuhe eigneten sich besser für den Golfplatz. Seine Haare hatte Sir Toby bis auf einen dünnen Haarkranz eingebüßt. Die Stirn war nach vorne gewölbt. Ebenso seine Unterlippe, die den Blick auf ein wild durcheinander tanzendes Ensemble nikotinverfärbter Zähne freigab.

    Auf der Nase trug er eine eckige Brille, hinter der die Augenbrauen sich verschämt versteckten. Was fand Miss Sophie nur an diesem Mann? Er hatte nicht einmal Geld. Er, James, hatte sich kürzlich genötigt gefühlt, Miss Sophie darüber aufzuklären, dezent, aber deutlich. Leider hatte sie sich jede Einmischung verbeten.
    »Sophie-Täubchen. Dein Romeo wartet auf dich!« Sir Tobys ölige Stimme wurde zu einem Zwitschern. James erwog, beim nächsten Besuch eine Schale mit Vogelfutter auf den Tisch zu stellen. Er rückte einen Stuhl zurecht und verbeugte sich leicht.
    »Wollen Sie Platz nehmen, Sir?»
    »Danke, James... und ein Glas Whisky wäre der Tageszeit wohl angemessen.«
    Bevor sich Sir Toby auf dem Stuhl niederlassen konnte, schob ihm James das nasse Wischtuch auf die Sitzfläche. Sir Toby sprang auf und starrte auf das Tuch.
    »Sir?«
    »Was, verdammt, ist das...?«
    »Entschuldigung, Sir. Das muss ich vergessen haben.«

    * * *

    Das Tanzcafé erstrahlte im Licht glitzernder Kristalllüster. Auf den Tischen sorgten Kerzen für eine anheimelnde Atmosphäre. Die Luft war geschwängert mit einer Melange kaum zu unterscheidender süßlicher Düfte, wobei Moschus die Oberhand zu gewinnen schien. Ein Kellner führte Miss Sophie und Sir Toby an einen Tisch in der Nähe des Orchesters. Zufrieden überflog Sir Toby die nach seinen Wünschen gestaltete Tischdekoration. Alles war perfekt, die Blumen, das feine Porzellan, der Champagner im silbernen Eiskübel. Der Kellner rückte Miss Sophie den Stuhl zurecht. Sir Toby behalf sich selbst. Miss Sophie strich über die Blüte einer Rose und seufzte.
    »Sir Toby, Sie wissen, was die Herzen der Frauen bewegt.»
    »Aber Sophie-Schatz, natürlich weiß ich, dass Sie Rosen über alles lieben.«
    »Gewiss, aber auch alles andere ist eine Wohltat für das Auge. Mir ist nicht entgangen, dass die Arrangements auf den anderen Tischen dagegen doch sehr abfallen.«
    »Aber Sophie-Darling, Sie sind es, die meine Phantasie beflügeln. Ihr... Ihr unvergleichlicher Charme. Ihre Eleganz.»
    »Lieber Toby, ich bitte Sie.«
    »Die reine Wahrheit. Ich schwöre, einer Frau wie Ihnen, zart wie ein Täubchen, bin ich nie zuvor begegnet. Nie!« Sir Toby hob zwei Finger zum Schwur.
    Die ersten Takte des Orchesters wehten zu ihnen herüber. Ein langsamer Walzer. Drei Paare betraten die Tanzfläche und drehten sich sacht im Rhythmus der Musik. Der Kellner brachte die Karte. Miss Sophie schob sie graziös von sich. »Seien Sie ein Schatz, Toby, und suchen Sie etwas aus.»
    »Aber natürlich. Besondere Wünsche?«
    »Ach, für mich nur eine Winzigkeit. Vielleicht einen halben Hummer? Oder Perlhuhn?«
    Sir Toby nickte und vertiefte sich in die Karte. Nein, heute durfte er sich nicht lumpen lassen. Hier ging es um eine Investition in die Zukunft, so musste man es sehen. Und es war eine gute Investition. Nur eines beunruhigte ihn: Dieser Butler kam ihm bekannt vor. Das großflächige Gesicht mit dieser markanten Nase, die leicht gebückte Haltung, die abgespreizten Finger, ja, die ganze Gestik meinte er irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Nur, wo? Und bei wem? Bei einer Frau? Der Kerl mochte vielleicht fünfundzwanzig Jahre jünger sein als er selbst, also wohl noch
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