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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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sind. Auch die entgegengesetzte Hypothese, Prokrastinierer hätten «Angst vor dem Erfolg», beruht auf Einzelbeobachtungen von Therapeuten. Dagegen spricht, dass es deutlich weniger mühsam wäre, sich erst gar keine großen Aufgaben vorzunehmen, wenn man einfach nur dem Erfolg aus dem Weg gehen will. Einige Forscher argumentieren außerdem genau umgekehrt: Wer von ängstlicher Natur ist, wird anstehende Aufgaben besonders zügig erledigen, um nicht den Zorn von Behörden und Vorgesetzten auf sich zu ziehen.
    Prokrastinierer sind dümmer als andere. Oder schlauer.
    Studenten, die sehr viel prokrastinieren, sind manchen Theorien zufolge unbegabter als ihre Mitstudenten und drücken sich daher vor Aufgaben, mit denen sie überfordert wären. Anderen Theorien nach sind sie überdurchschnittlich begabt und haben herausgefunden, dass sie es sich leisten können, erst in letzter Sekunde mit der Arbeit zu beginnen. Belegt ist bisher keine der beiden Varianten.
    Wer prokrastiniert, ist depressiv. Oder ein Optimist.
    In manchen Studien zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Depressionen und Prokrastinationsverhalten. Diesen Studien lässt sich nicht entnehmen, ob das viele Prokrastinieren unglücklich macht oder ob die Depression dazu führt, dass man alles schleifenlässt. Der Wirtschaftspsychologe und Prokrastinationsforscher Piers Steel erklärt: «Der Depressions-Zusammenhang hat offenbar vor allem mit fehlender Energie zu tun, wodurch viele Aufgaben unangenehmer werden.» Auf der anderen Seite kann übergroßer Optimismus dazu führen, dass man seine Fähigkeit überschätzt, langes Herumtrödeln kurz vor der Deadline wieder auszugleichen.
    Prokrastinierer sind Perfektionisten.
    Die überraschend beliebte Perfektionismuserklärung lautet in ihrer Kurzfassung: Weil wir den Gedanken nicht ertragen können, unvollkommene Arbeit abzuliefern, tun wir lieber gar nichts. Diese Theorie ist nach neueren Erkenntnissen falsch, Perfektionisten neigen sogar etwas weniger als andere Menschen zum Aufschieben.
    Prokrastinierer langweilen sich leicht.
    In vielen Studien zeigt sich, dass langweilige oder unangenehme Aufgaben häufiger aufgeschoben werden. Menschen, die zum Aufschieben neigen, langweilen sich überdurchschnittlich schnell, lassen sich leicht ablenken, sind impulsiver und ungeduldiger. Die Wirtschaftswissenschaftler David Ackerman und Barbara Gross fanden heraus, dass Studenten weniger prokrastinieren, wenn eine Aufgabe interessant ist und unterschiedliche Fähigkeiten erfordert, wenn zügiges Anfangen sozial erwünscht ist und belohnt wird und wenn es klare Instruktionen gibt. Angst, anderweitiger Zeitdruck,der gefühlte Schwierigkeitsgrad und die Dauer der Aufgabe hatten in dieser Studie dagegen keinen Einfluss auf das Aufschiebeverhalten.
    Prokrastinierer sind weniger ehrgeizig.
    Eine der ältesten und inzwischen gut belegten Theorien. Es gibt Untersuchungen, denen zufolge aufschiebefreudige Menschen im Schnitt weniger beruflichen Erfolg haben und weniger Geld verdienen als besser organisierte. Womöglich stört sie dieser Umstand nicht so sehr, wie man zunächst annehmen könnte, weil ihre persönliche Erfolgsmesslatte niedriger liegt. Im Film «Jackie Brown» macht der Waffenhändler Ordell Robbie seiner Freundin Melanie Vorwürfe: «Scheiße, bist du schon wieder high? Um zwei Uhr nachmittags? Ich mach erst meine Arbeit und fang dann an zu kiffen. Außerdem ruiniert Kiffen und Fernsehen jeden Ehrgeiz!» Das Gegenargument der Freundin: «Nicht, wenn Kiffen und Fernsehen dein ganzer Ehrgeiz ist.»
    Prokrastinierer leben in der Gegenwart.
    Mit Hilfe eines Standardfragebogens, des «Time Perspective Questionnaire», lassen sich Testpersonen in vergangenheitsorientierte, gegenwartsorientierte und zukunftsorientierte Menschen einteilen. Studien zeigen, dass die Zukunftsorientierten dazu neigen, mehr zu arbeiten; sie haben mehr Erfolg in Schule und Studium und halten Abgabetermine ein. Wer für den Moment lebt, legt mehr Wert auf Zwischenmenschliches, ist impulsiver, geht mehr Risiken ein und denkt nicht viel über Zukunft oder Vergangenheit nach. Menschen aus dieser Gruppe schieben mehr auf und ziehen Tätigkeiten vor, die sich nicht erst in weiter Zukunft auszahlen. Die Studien sagen nichts darüber aus, wie es zu diesen unterschiedlichen Prioritäten im Leben kommt.
    Prokrastination als Symptom einer Aufmerksamkeitsstörung.
    Es gibt einen statistischen Zusammenhang zwischen Prokrastination und ADS, dem
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