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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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war eher ein kleineres Übel.
    Vieles hatte sich geändert, seit dem Tod des Königs. Unheil regierte das Land. Das Licht der Sonne war verdunkelt, und die hellste Zeit des Tages glich der Dämmerung. Doch das Dämmerlicht war nicht der Grund, warum er zu dieser Zeit noch schlief. Sein pochender Kopf erinnerte ihn deutlich daran, dass es an einer durchzechten Nacht lag.
    In der Menschentraube, die sich nach der Ankunft des Reiters gebildet hatte, erblickte er auch Eric. Als sein Freund und Zechkumpan sah er genauso aus, wie Norak sich fühlte. Er gesellte sich zu ihm.
    Ein paar der Älteren halfen dem Reiter vom Pferd. Sowohl Tier als auch Reiter sahen abgehetzt aus. Das bedeutete nichts Gutes. »Man könnte meinen, der Dämon persönlich sei hinter ihm her«, raunte Norak Eric ins Ohr. Wie sich herausstellen sollte, war genau das der Fall.

2
    Der Reiter plumpste neben seinem Pferd auf den Boden. Seine dunklen schulterlangen Haare klebten an seinem Kopf. Er war groß, sah aber nicht besonders kräftig aus. Seine dunklen Augen irrten ziellos umher. Seine staubbedeckte Kleidung sah vornehm aus. Nicht wie die eines Edelmannes, mehr wie die eines Dieners. Er konnte kaum Luft holen, obwohl das Pferd die ganze Muskelarbeit geleistet hatte.
    In seinen Augen las Norak Angst. Hin und wieder wich diese Angst nacktem Entsetzen, was Norak in keiner Weise beruhigte. Eine Frau gab dem Reiter zu trinken. Gierig schluckte er die Flüssigkeit. Danach hatte er sich so weit gefasst, um endlich zu sprechen.
    » Sie sind hinter mir her! « Er schrie fast, bevor seine Stimme brach. Die Frau versuchte, ihn zu beruhigen. »Sie werden kommen. Sie sind hinter mir.« Der Mann war außer sich.
    Elgrim, der Dorfälteste, nahm ihn an den Schultern und schüttelte ihn. » Wer verfolgt Dich, Fremder. Wer ist hinter Dir her?«
    Verblüfft sah der Fremde in Elgrims Augen. »Die schwarzen Reiter!«, hauchte er. Daraufhin herrschte Totenstille im Dorf.
    Der Stille folgte der stumme Schrei der Panik. Stimmen kreischten umher. Angst, Furcht und Schrecken mischten sich zu einem Chor der Verzweiflung. Seine Angst durch Wut kaschierend brüllte ein Mann »Wieso bringst Du die schwarzen Reiter in unser Dorf? Sie werden uns alle töten!«
    Die Bewohner versuchten zu fliehen, aber sie wussten nicht wohin. »Wo sind die schwarzen Reiter? Es sind weit und breit keine zu sehen. Aus welcher Richtung kommen sie?«
    »Sie … ich weiß nicht … vielleicht habe ich sie abgehängt«, entgegnete der Fremde, seinen Worten selbst keinen Glauben schenkend.
    »Red’ keinen Unsinn«, widersprach ihm eine aufgebrachte Stimme. »Niemand entkommt den schwarzen Reitern.«
    »RUHE!« Das war Elgrim. Augenblicklich herrschte Stille. Elgrim war ein weiser und besonnener Mann. Leider zu besonnen, um an Flucht zu denken. »Fremder«, fragte er also den Neuankömmling, »die schwarzen Reiter sollen Dich hierher gehetzt haben?« Elgrim blickte sich um. Von den Verfolgern war keine Spur zu sehen. Trotzdem redete er eine Spur hastiger. »Falls Du wirklich eine solche Gefahr auf unser Dorf ziehst, sag uns doch, warum Du hierher geflohen bist und warum sie Dich verfolgen.«
    »Ich … ich bin … war Diener in der Festung.« Entsetzen war in den Gesichtern der Anwesenden zu lesen. Einer aus der Festung. Dem Herrschersitz des neuen Fürsten. Des Mannes, der das Verderben brachte. »Seht mich nicht so an«, jammerte der Fremde. »Ich mache das nicht freiwillig. Niemand hat mir eine Wahl gelassen. Dienen oder sterben. Grausam sterben! Das ist die Alternative.«
    Er sah auffordernd einen nach dem anderen an, dann sprach er weiter. »Ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen. Sie hetzen mich schon eine ganze Weile durch die Gegend. Ich habe jede Orientierung verloren.«
    »Aber warum?«, fragte Elgrim nach. »Warum sind sie hinter Dir her?«
    »Ich habe den Meister belauscht«, stieß er hervor. »Nicht absichtlich«, fügte er schnell hinzu, als ob es eine Rolle spielte. »Die Tür war nur angelehnt. Ich brachte ihm das Essen. Was ich hörte, war unfassbar – eine Chance! Ich hatte schon zu viel gehört. Ich konnte mich nicht mehr zeigen, ohne Misstrauen zu erregen. Der Herrscher musste davon ausgehen, dass ich gelauscht hatte. Ob Absicht oder nicht ist ihm egal. Er zieht seine Schlüsse und es folgen Konsequenzen – fürchterliche Konsequenzen!« Der Mann fing bitterlich an zu weinen.
    Die Leute im Dorf waren bedrückt. Elgrim versuchte, den Fremden zu beruhigen. Der Dorfälteste wollte
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