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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck
Autoren: Jude Deveraux
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gefaßt.
    »Begreifst du denn nicht, daß es nur ein Traum gewesen ist?« Und dann: »Aber Wesley hat einen Gärtnergehilfen, der sich vielleicht für eine Frau von . . . von unserer Seite des Flusses erwärmen könnte.«
    Leah hatte sie nur wieder stumm und bleich angesehen und war dann aus der Schenke geeilt. Und als sie das nächste Mal zu Besuch kam, benahm sie sich, als hätte sie nie etwas von Wesley Stanfords Verlobung erfahren. Sie wollte noch mehr Geschichten von Wesley hören. Und als Bess sich spröde zeigte und die Schwester noch einmal an Wesleys Verlobung erinnern wollte, warf Leah ihr einen so eisigen Blick zu, daß Bess die Augen abwenden mußte. Trotz ihrer Zerbrechlichkeit konnte Leah zuweilen eine imponierende Härte zeigen.
    Seither hatte Bess nicht mehr versucht, Leah von ihren Illusionen abzubringen, sondern gab ihr jedesmal, wenn sie zu ihr kam, einen gleichgültigen Bericht von Wesleys letztem Besuch in der Taverne. Sie erwähnte nicht, daß er in jüngster Zeit viel öfter hereinschaute, weil die Taverne auf dem Weg zwischen seiner Wohnung und dem Haus der Shaws lag.
    Nun lehnte sich Leah zurück und steckte die Hand in die Tasche ihres mit Flicken übersäten Kleides. Sie schloß die Finger um die Goldmünze, die Wes ihr Vor Jahren geschenkt hatte. Sie hatte sie so oft in Händen gehalten, daß die Oberfläche ganz glatt geworden war. Nachts, wenn ihr Vater sie verprügelt hatte und sie nicht schlafen konnte vor Schmerzen, hatte sie auf ihrem Strohsack gelegen, mit den Fingern über die Goldmünze gerieben und sich dabei an jede Sekunde erinnert, die sie mit Wesley Stanford verbracht hatte. Er hatte sie auf die Wange geküßt — und nach ihrem Wissen war das der einzige Kuß, den sie bisher in ihrem Leben bekommen hatte. Manchmal schilderte ihn Bess als einen Mann, der glaubte, er sei Gott und allen anderen überlegen, doch Leah wußte es besser. Er hatte ein kleines, mageres schmutziges Mädchen geküßt, das er noch nie zuvor gesehen hatte, und es fürstlich beschenkt. Eitle, überhebliche Männer taten so etwas nicht. Eines Tages, dachte sie, würde sie Wesley Wiedersehen, er würde die Liebe in ihren Augen lesen und . . .
    »Leah«, rief Bess, »schlaf nicht ein! Der Alte wird dich bald vermissen. Du mußt zur Farm zurück!«
    »Ich weiß. Es ist nur so warm hier und angenehm.«
    »Das könntest du immer haben, wenn . . .«
    Leah erhob sich und schnitt Bess das Wort ab: »Vielen Dank für alles, Bess, und auf Wiedersehen im nächsten Monat. Wir kämen nicht über die Runden ohne deine Hilfe, und .. .«
    Die schwere Vordertür ging auf, und ein Mann kam herein, der mit seinem Körper den Türrahmen gänzlich ausfüllte und die Tür hinter sich ins Schloß warf.
    »Oh, gütiger Gott«, stammelte Bess, die einen Moment wie gelähmt schien, ehe sie mit einem Lächeln auf den Mann zuging. »Scheußliches Wetter heute, nicht wahr, Mr. Stanford? Da mag man nicht gern im Freien sein. Darf ich Ihnen das abnehmen?« Sie half ihm aus dem Mantel und sah dabei verstohlen zu Leah hinüber, die wie eine Statue dastand und den Gast mit offenem Mund anstarrte.
    Er hat sich kaum verändert, dachte Leah. Er war größer, auch etwas muskulöser, als sie ihn in Erinnerung hatte, und noch attraktiver. Sein dichtes Haar bildete feuchte Locken um seinen Hals, und Regentropfen hingen an seinen Wimpern, so daß seine Augen noch dunkler, noch zwingender wirkten.
    Bess stellte sich auf die Zehenspitzen und wischte ihm mit der Hand das Wasser vom dunkelgrünen Wolljacke«. Die Hose aus Rehleder spannte sich wie eine zweite Haut über seine kräftigen Schenkel, und hohe Stiefel umschlossen seine Füße und Waden.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du heute geöffnet hast. Gibt dir Ben denn abends nie frei?« fragte er, auf ihren Chef anspielend.
    »Nur, wenn er weiß, daß ich den Abend anderweitig nutzbringend verwende. Da aber kein Gast zugegen ist, mit dem ich den Abend verbringen könnte, kann ich mich ebensogut hinter die Theke setzen«, fügte sie in neckischem Ton hinzu. »Nun setzen Sie sich erst einmal, während ich Ihnen etwas Heißes zu trinken bringe.«
    Bess schob Wesley Stanford auf eine hohe Seitennische zu und bemühte sich, seinen Rücken Leah zugekehrt zu halten, die immer noch mit offenem Mund mitten in der Schänke stand.
    Mit einem leisen Lachen schob Wesley ihre Hände weg. »Was willst du denn mit mir anstellen, Bess?« fragte er scherzend und entdeckte in diesem Moment Leah.
    Bess sah ein kurzes
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