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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck
Autoren: Jude Deveraux
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Armstrong sowie Travis und Regan Stan-
    ford. Travis war unruhig und schien es offensichtlich kaum erwarten zu können, daß er wieder nach Hause gehen durfte, während seine hübsche Frau ihm giftige Blicke zuwarf, die ihr hünenhafter Mann geflissentlich übersah. Clay hingegen verhielt sich vollkommen still und sah nur hin und wieder seine dunkelhaarige Frau an, als könne er nicht recht glauben, daß sie wirklich da sei.
    Wesley, der nun Kims Hand etwas fester faßte, dachte an all die Dinge, die er noch erledigen mußte, ehe er mit ihr in zwei Wochen nach Kentucky aufbrechen würde. Sie sollten am Sonntag getraut werden, die Nacht — oh, herrliche Nacht! — auf der Stanford-Plantage verbringen und sich früh am Montag auf den Weg machen. Im frischgebackenen Staat Kentucky erwartete sie dann das Land, das Wesley gekauft hatte, mit einem neuen Haus und einer neuen Scheune darauf und dem Vieh, das inzwischen von Nachbarn versorgt wurde. Zum erstenmal in seinem Leben würde er dort nicht mehr daran gemessen werden, was sein älterer Bruder sagte oder tat.
    Während Wesley sich in diese idyllischen Zukunftsvisionen vertiefte, flog die Seitentür des Kirchenschiffes auf und krachte gegen die Wand. Reverend Smyth unterbrach seine mit monotoner Stimme vorgetragene Sonntagspredigt, um sich nach dem Störenfried umzusehen, und als er ihn erblickte, verschlug es ihm vollends die Sprache.
    Der verrückte alte Elijah Simmons zerrte mit einem vor Wut hochroten Gesicht ein an beiden Händen gefesseltes weibliches Wesen hinter sich her. Vermutlich handelte es sich um eine seiner Töchter, die man jedoch nicht identifizieren konnte, weil ihr Gesicht völlig verquollen und entstellt war.
    »Sünder!« brüllte der alte Elijah Simmons. »Ihr sitzt hier mit scheinheiligen Gesichtern in Gottes Haus; Ihr seid jedoch alle Unzucht treibende Sünder!«
    Er stieß das gefesselte Mädchen so heftig, daß es auf die Knie fiel. Als Elijah es an den Haaren in die Höhe zerrte, konnten alle sehen, daß es in gesegneten Umständen war. Ein harter runder Bauch wölbte sich über mageren Beinen.
    »Travis!« wandte sich Regan bittend an ihren Mann; doch der war schon auf den Beinen, um den verrückten Alten aufzuhalten.
    Elijah zog eine Pistole aus seiner Rocktasche und setzte sie dem Mädchen an die Schläfe. »Diese unzüchtige Hure verdient es nicht, zu leben.«
    »In Gottes Haus!« stöhnte der Reverend.
    Elijah hielt das Mädchen fest und stieg, rückwärts gehend, die Wendeltreppe zur Kanzel hinauf. »Schaut sie an!« schrie er und zwang das Mädchen, den Bauch noch weiter nach vorn zu strecken. »Wer von euch Sündern hat das getan?«
    Der Reverend wollte von seiner Kanzel heruntersteigen; doch Elijah preßte die Mündung seiner Pistole nur noch fester gegen die Schläfe des Mädchens. Es schien bereits mit einem geschlossenen Auge und einem müde herabhängenden Lid über dem anderen, halbtot zu sein.
    Travis bewegte sich langsam an der Wand neben den Kirchenbänken entlang. »Gemach, Elijah«, sagte er beschwichtigend, »wir werden den Schuldigen herausfinden, und er wird sie heiraten.«
    »Der Teufel hat es ihr gemacht!« schrie Elijah, den Kopf in den Nacken geworfen. Die Gemeinde, die Augen auf ihn gerichtet, stöhnte im Chor.
    »Nein«, sagte Travis ruhig, sich zollweise auf ihn zubewegend, »ein Mann hat es ihr gemacht. Und wir werden ihn zwingen, sie zu heiraten. Nun gib mir erst mal deine Pistole.«
    »Sie hatte keinen Mann!« rief Elijah. »Ich habe sie immer im Auge gehabt. Ich habe sie Tag und Nacht beobachtet, habe versucht, etwas Gutes in sie hineinzuprügeln; doch diese Schlampe .. .« Der Alte hielt inne und bog den Arm des Mädchens noch weiter nach hinten. »Am zwölften September blieb sie die ganze Nacht weg. Am dreizehnten September versuchte ich, etwas Scham in sie hineinzuprü-geln; doch sie ist in Sünde geboren und wird in Sünde sterben.«
    Wesley Stanford, dessen Gesicht bei jedem Wort blasser wurde, sah seine Welt um sich zusammenbrechen. Er wußte, dieses Mädchen war Leah, mit der eine Stunde lang beisammengewesen und deren jungfräuliches Blut er am nächsten Morgen auf seinem Umhang entdeckt hatte. Er wußte, daß das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug, von ihm sein mußte. Daran konnte er nicht zweifeln. Wenn er nun nach vorne ging, würde er sie vielleicht gar nicht heiraten müssen; aber er hatte große Bedenken, daß Kimberly bereit war, ihm diesen einen Fehltritt zu vergeben. Wenn er nicht nach
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