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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot
Autoren: Michael Bishop
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heutzutage mit den Sowjets treiben, war es beinahe unvermeidlich, daß Minister Berthelot die Einfuhr einiger dieser kahlen Kommunisten-Meerschweinchen für amerikanische Labors vereinbarte.«
    »Und die Mähnen?«
    »Ich glaube, die sind nur da, weil es niedlich ist. Der Kreml hat eine Züchtung, die völlig nackt ist. Leider geht das den meisten Leuten an die Nerven. Aber die Breschnew-Bären, na, über deren Aussehen muß man kichern, und man spürt Beschützerdrang und möchte zwei mit nach Hause nehmen, als Haustiere oder als Gesprächsgegenstand.«
    »Oder als Statussymbole?«
    »Auch das.«
    »Halten Sie mich für die Art Frau, Mr. Pickford, die Statussymbole braucht, um ihr Ego zu kräftigen?«
    »Nein, Miss. Aber Sie wollten sie sehen.«
    »Das weiß ich. Und ich werde ein Pärchen kaufen. Aber nicht als Statussymbol. Weil sie so niedlich sind. Weil ich Gesellschaft haben möchte.«
    Sie suchte sich zwei Meerschweinchen aus, und Cal zeigte ihr ein paar unbewohnte Aquarien, damit sie sich auch davon eins kaufen könnte – und dazu einen Beutel Meerschweinchenfutter, eine Wasserflasche und einen großen Sack Zedernspäne. Die Gesamtrechnung belief sich auf hundertzweiundzwanzig Dollar plus Steuer, und der strahlende Mr. Kemmings überließ es Cal, die Kasse zu bedienen.
    Vielleicht erfahre ich jetzt, wie du heißt, dachte Cal. Er erwartete, daß die Kundin ihm einen Scheck oder eine Kreditkarte überreichen werde. Teils wollte er ihren Namen wissen, weil er glaubte, das werde sie weniger einschüchternd wirken lassen, und teils, weil er den merkwürdigen Verdacht hatte, daß er ihn eigentlich längst wissen müßte.
    Aber statt Scheck oder Kreditkarte gab die Frau ihm Bargeld. Einen Hundert-Dollar-Schein, einen Zwanziger und einen Zehner.
    Cal fühlte sich genasführt, vielleicht sogar auf subtile Weise verspottet; er gab ihr drei Dollar und zwölf Cents heraus. Die beiden Pennies (bemerkte er, wie er es stets bemerkte) trugen das gravierte Profil Richard Nixons, des einzigen Präsidenten, der sich dieser Ehre zu Lebzeiten hatte versichern können. Überdies hatten King Richards Mannen den Coup nicht erst nach seiner Pensionierung gelandet, sondern im ersten Jahr seiner dritten Amtsperiode. Tatsächlich stammten sogar beide Pennies aus diesem Jahr, 1977; links von RNs Antlitz war das Wort Liberty eingeprägt, und einen halben Zentimeter unter der wie eine Skipiste geformten Nase ein D (für die Prägeanstalt in Denver).
    »Gibt es hinsichtlich der Pflege noch etwas, das ich wissen sollte?«
    »Halten Sie sie warm. Achtzehn Grad mindestens, sonst erkälten sie sich, und dann fällt ihnen das Sägemehl raus.« (Witz halbwegs beabsichtigt.)
    »Das läßt sich machen. Aber heute haben wir ja nur zehn Grad. Wie bekomme ich sie da zu meinem Wagen?«
    Cal erinnerte sich, daß ihm heute morgen auf dem ganzen Weg zum Einkaufszentrum ein frischer Märzwind entgegenweht und dem Dart schwer zu schaffen gemacht hatte. Die ›Bären‹ würden solche Bedingungen natürlich ein paar Minuten überstehen. Aber falls einer von ihnen beim Verlassen des Ladens nur ein bißchen schwächlich sein sollte, würde schon ein kurzes Verweilen in der Kälte lebensbedrohlich sein. Und weil Mr. K. auf die Gesundheit seiner Tiere vom Kauf an eine Woche Garantie gab, bedeutete jeder Breschnew-Bär, der innerhalb dieser Zeit einging, einen Verlust.
    Aber der Chef hatte zugehört. »Pickford wird Ihnen helfen, Miss«, sagte er und kam von den Hamstern und Gerbils herüber. »Fahren Sie Ihr Auto hinten herein. Halten Sie dann vor dem Lieferanteneingang, auf dem unser Name steht. Wir bringen Ihnen Ihre Tiere zum Auto.«
    Wir? Was soll dieser ›Wir‹-Quatsch? Mr. K. war achtundfünfzig und ging mit Riesenschritten auf die Fünfundachtzig zu; er hatte einen Herzfehler und litt unter chronischer Atemnot. Cal erwartete ja nicht, daß er schwere Haustierartikel zu den Autos der Kunden schleppte, aber die Verwendung der Pluralis majestatis ärgerte ihn fast ebenso sehr, wie es ihn ärgerte, die Fresse eines lebenden Menschen auf den gesetzlichen Zahlungsmitteln des Reiches zu sehen.
    Als er sich mit einem Aquarium, in dem zwei völlig verschreckte Breschnew-Bären Amok liefen, durch die Tür ins Freie gequetscht hatte, sah Cal sich einem großen, samtbraunen Cadillac gegenüber. Er bemühte sich, eine gleichmütige Miene zu wahren, als er den Käfig auf den ledergepolsterten Vordersitz schob und alles andere in den Kofferraum des Fleetwood
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