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Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen
Autoren: Annabel Dilling
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Single-Coaching und traf mich mit einem Fremdsprachen-Tandem, bei dem es überraschend schnell um etwas anderes gehen sollte als darum – Entschuldigung, aber es war so –, Französisch zu lernen. Ich nahm an Speeddatings teil und an einem Jumping Dinner. Ich hatte ein Dutzend Dates, aus denen nichts wurde. Und eines, bei dem es anders war.
    »Machst du das jetzt für’s Buch oder privat?«, fragten mich Freunde und Kollegen immer, wenn ich wieder von einer frustrierenden, aufregenden, lustigen oder extrem nervigen Verabredung erzählt habe. Ich konnte es nicht mehr sagen: Was aus journalistischem Interesse begonnen hatte, war in mein Innerstes vorgedrungen, hatte meine Auffassung von Liebe und Kennenlernen verändert. Es war – auch für mich – eine Operation am offenen Herzen.
    Ich habe gemerkt, dass ich nicht glaubhaft und umfassend über dieses Thema schreiben kann, ohne selbst die Finger ins Räderwerk zu stecken. Und so werde ich zwischen meinen Beobachtungen als Journalistin auch ganz persönlich aus der neuen Welt der Liebe erzählen, von den neuen Regeln im uralten Spiel.

    1 Gemeint sind tatsächliche Singles, nicht Ein-Personen-Haushalte.

1
    Zwischen Einsamkeit und Pragmatismus – Wie Singles mit der Liebe rechnen
    Es müsste ein Wort geben für die schleichende Verschiebung, die ein Freundeskreis zwischen dreißig und vierzig erfährt; diesen cliquen-tektonischen Prozess, der einsetzt, wenn die Ersten aus beruflichen Gründen wegziehen oder – noch häufiger – heiraten und Familien gründen. »Liebe treibt die Welt zu Paaren«, schreibt Erich Kästner in seinem Gedicht »Kleines Solo«, der wohl schönsten Beschreibung des traurigsten Gefühls der Welt: Einsamkeit.
    Barbara Felgenhauers Freunde sind alle zu Paaren geworden, zu Eltern und Immobilienbesitzern. Barbara blieb übrig. Ausschussware im Paarproduktionsprozess. »Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine.«
    Ihren wöchentlichen Frauenstammtisch hatten sie und ihre Studienfreundinnen über die Jahre des Berufseinstiegs gepflegt, auch die ersten Hochzeiten hatte die Runde überstanden. Jeden Freitag ein neues Restaurant, eine Bar oder einen ungewöhnlichen Ort der Stadt entdecken – über Jahre war das ihr Ritual gewesen. Mit den ersten Kindern war dann Schluss. Timmi zahnt, Luca hat Keuchhusten, Mona ist gerade in einer schwierigen Phase. Immer öfter saß Barbara mit einer weiteren Freundin aus der früheren Sechserrunde alleine da – als Singles hatten die beiden natürlich weiterhin Zeit. So langsam verschob sich Barbaras Freundeskreis. Seit einer Weile fragt sie regelmäßig zwei Arbeitskolleginnen – jünger als sie und ebenfalls Single –, ob sie nicht Lust hätten, sich freitags zu treffen.
    Kennenlernen, zusammenziehen, verloben, heiraten, Kinderkriegen – für Barbara folgt das biografische Programm ihrer Freundinnen einem unerbittlichen Rhythmus: »Mit Anfang dreißig ging das in Abständen von zwei Jahren. Zwei Jahre nach dem Kennenlernen zog man zusammen, zwei Jahre später verlobte man sich und so weiter. Aber jetzt, mit Mitte dreißig, sind die Abstände kürzer, meine Bekannten verloben sich jetzt schon ein Jahr nach dem Kennenlernen.«
    »Rushhour des Lebens« wird diese Zeit genannt. Barbara ist 37. Nichts treibt sie mehr um als die Angst, in dieser Rushhour den Anschluss zu verpassen. Dabei war sie nie der klassische Langzeitsingle, sie hatte immer wieder Beziehungen, doch seit fünf Jahren ist der Wurm drin. Sie fragt sich: »Handelt es sich um einen biografischen Zufall, oder habe ich mich zu dumm angestellt? Hätte ich es machen sollen wie so viele Frauen, die einfach den Deckel draufgemacht haben, bevor ihr Kerl es sich noch einmal anders überlegt? Jetzt sind alle guten Typen erst mal vom Markt.«
    Vergangene Woche war sie bei einem befreundeten Paar zum Babygucken eingeladen, der dritte Antrittsbesuch in diesem Jahr. Wieder hat sie etwas aus gestreifter Baumwolle von »Petit Bateau« mitgebracht. Wieder stellte sie die Fragen nach dem Stillen, der Zeit im Krankenhaus, den ersten Nächten zu dritt. Sie beherrscht das Spiel aus dem Effeff.
    In Sabines und Philipps Gegenwart hat sie sich eigentlich immer wohl gefühlt, die beiden sind ein angenehmes Paar, keines dieser Wir-Sager und Armeumeinanderleger, die einen verschwörerisch anschauen und so Zwinkerzwinker-Fragen stellen, was es denn Neues »von der Single-Front« gebe. Doch diesmal schmerzte sie selbst dieser Besuch.
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