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Diesen Partner in den Warenkorb legen

Diesen Partner in den Warenkorb legen

Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen
Autoren: Annabel Dilling
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des Geheimnisses glücklicher Ehen. Auch die Popularität der Liebesdoktoren zeigt, wie sehr wir dem Glauben anhaften, privates Glück sei etwas, das man herstellen könne.
    Same game, new rules – damit hat Meetic, die größte Partnerbörse Europas, eine Zeit lang geworben; ein unglaublich treffender Slogan. Das Spiel vom Suchen und Finden der Liebe hat sich von Grund auf verändert. Es wird heute konsequenter, effizienter und rationaler betrieben als jemals zuvor.
    Für dieses Buch habe ich mich auf die Reise durch die neue Welt der Liebe begeben. Ich habe untersucht, wo die Grenzen verlaufen zwischen den Suchstrategen und den Schicksalsgläubigen. Zwischen den Vertretern einer gigantischen Single-Industrie und ihren sehnsuchtsvollen Kunden. Zwischen alter Romantik und neuem Pragmatismus.
    Ich habe sechzehn Menschen getroffen, die Online-Dating betreiben oder betrieben haben, darunter fünf Paare, die sich im Internet gefunden haben. Ich habe Menschen getroffen wie die 37-jährige Clara, die ihrer großen Liebe per Zufall auf einer Party begegnete, um dann festzustellen, dass es sich um exakt den Mann handelt, der im Trubel der Partnerbörse nie etwas von ihr wissen wollte. Ich habe Menschen getroffen wie Till aus der Oberpfalz, einen 35-jährigen Single, der auf dem Land lebt und sich weigert, seine Freizeit mit Partnersuche zu verbringen. Menschen wie Barbara, deren kompletter Freundeskreis inzwischen verheiratet ist, die aber ein großes Unbehagen verspürt, dem Liebeszufall auf die Sprünge zu helfen. Menschen wie Friederike, die ihren künftigen Partner so genau beschreiben kann, dass man meint, sie habe ihn bereits gefunden. Ich habe mit Frank aus Berlin gesprochen, der keine Probleme hatte, Partnerinnen zu finden, aber unzufrieden war, dass seine Beziehungen nie von Dauer waren; der dachte, das muss professioneller gehen mit der Partnersuche, und sich bei Parship angemeldet hat. Wenn dieses Buch erscheint, hat er gerade geheiratet. Herzlichen Glückwunsch!
    Weil meine Interviewpartner in diesem Buch viel Privates preisgeben, habe ich mich entschlossen, alle Namen zu verändern. Und obwohl es eine Selbstverständlichkeit ist, möchte ich an dieser Stelle betonen: Alle Menschen, mit denen ich über ihr Liebesverständnis gesprochen habe und die hier im Buch auftauchen, sind echt. Ich habe sie in Cafés, Restaurants oder bei sich zu Hause getroffen – in Frankfurt, Berlin, München und in der oberpfälzischen Provinz.
    Um zu verstehen, was Liebe und Partnersuche im Jahr 2012 bedeuten, habe ich auch mit Menschen gesprochen, die mit der Sehnsucht ihr Geld verdienen: mit Speeddating-Betreibern und professionellen Verkupplern, mit Paartherapeuten und Biochemikern, die glauben, dass Zusammenpassen eine Frage genetischer Kompatibilität ist.
    Ein Jahr lang habe ich recherchiert. Meine Suche nach der neuen Liebe hat mich auch in die USA geführt, wo Match und eHarmony, die größten Partnerbörsen der Welt, ihren Sitz haben; ich habe mir von den »Chef-Wissenschaftlern« dieser Unternehmen erklären lassen, wie man die Zufriedenheit von Paaren mathematisch berechnen kann. Ich habe Stanford-Professoren interviewt und einen Coach in New York, der reichen Geschäftsleuten anbietet, ihr Online-Dating-Profil für sie zu pflegen.
    Ich habe ein Interview mit dem 81-jährigen Hugo Schmale geführt, einem der Gründer der Partnerbörse Parship. Er hat das Matching in Deutschland eingeführt, also das Verfahren, Paare auf der Basis populärwissenschaftlicher Persönlichkeitstests zu bilden. Und ich habe viele Bücher von Eva Illouz gelesen. Die israelische Soziologin ist die größte Koryphäe auf dem Gebiet romantischer Beziehungen. So klug wie sie schreibt niemand über die moderne Liebe.
    Und doch stellte ich fest, dass ich als Journalistin an Grenzen stieß. In der Theorie hörte sich das so einfach an: ein Profil anlegen, Kandidaten durchklicken, Leute treffen. Aber was macht das mit einem? Ist die systematische Partnersuche wirklich ein Räderwerk, aus dem man nicht ohne Blessuren herauskommt?
    Ich wollte fühlen, wie das ist, wenn man die eigene Haut zu Markte trägt – und entschied mich, zu Recherchezwecken all die Angebote selbst zu nutzen, die für Millionen Deutsche längst Teil ihres Liebeslebens geworden sind. Ich meldete mich bei drei verschiedenen Partnerbörsen an, überlegte stundenlang, welches Bild ich verwenden soll, holte mir Abfuhren ab – und manchmal verteilte ich auch welche. Ich ging zu einem
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