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Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen
Autoren: Annabel Dilling
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Recherche immer wieder gefragt, warum jüngere Erwachsene kaum Online-Dating betreiben. Das Durchschnittsalter der deutschen Partnersuch-Seiten liegt bei Mitte dreißig bis vierzig. Meine Vermutung war, dass Jüngere ein Unbehagen gegenüber Online-Dating verspüren, weil die von Effektivität und Pragmatismus geprägte Partnersuche nicht ihren Vorstellungen von Romantik entspricht.
    Professor Rosenfeld widerspricht dem: »Nein, dass die Liebe das Leben auf den Kopf stellt, wollen alle Singles – egal, wie alt sie sind. Ab dreißig hat man einfach einen anderen Leidensdruck und versucht es deshalb online.« Und dann kommt er auf seine Lieblingsformulierung zu sprechen: thin dating markets , also Heiratsmärkte mit wenig Angebot. »Online-Dating ist nur dann eine Option, wenn sich die Leute in ›thin dating markets‹ befinden, wenn also die natürlichen Möglichkeiten zum Kennenlernen weniger werden oder verschwinden.« Wenn man nicht mehr zur Uni oder auf WG -Partys geht zum Beispiel.
    Das Internet erweise sich immer dann als extrem hilfreich, wenn man Dinge aufstöbern will, die schwer zu finden sind. »Denken Sie an seltene Bücher, die man heute problemlos bei Amazon bekommen kann. Genauso ist es mit Oldtimer-Ersatzteilen und B-Seiten von The-Who-Platten.« Oder mit Singles in thin dating markets, ergänze ich.
    Als ich mich von Michael Rosenfeld verabschiedet habe und in der kalifornischen Sonne zurück zu meinem Auto gehe, denke ich an Barbara und den Parcours an Hochzeiten von Freunden und Babybesuchen, zu dem ihr Leben geworden ist. Die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu finden, das zeigen Statistiken, sinkt rapide mit dem Eintritt ins Berufsleben. Etwa achtzig Prozent der Männer zwischen 35 und 37 sind in festen Beziehungen, in Barbaras Wunschaltersgruppe um die vierzig sogar noch mehr. Wie spürt man die verbleibenden Singles auf? Im privaten Umfeld sind die meisten mit Ende zwanzig liiert, das Ausgehen beschränkt sich – wenn überhaupt – auf das Wochenende. Gelegenheit macht Liebe, aber was, wenn die Gelegenheiten immer weniger werden?
    Es ist schon seltsam: Wir leben in einer Zeit, in der es theoretisch so einfach wie nie zuvor ist, allein zu leben und sein Leben zu bestreiten. Und doch ist in den Augen der meisten die Paarbeziehung das Lebenskonzept der Wahl, rund zwei Drittel der jungen Erwachsenen heiraten auch heute einmal im Leben. Vor allem wie sie das tun, verrät viel darüber, wie beherrschend der Lebensentwurf Zweierbeziehung ist.
    Siegesfeiern im Paarlaufwettbewerb – Wie die Liebe materiell inszeniert wird
    Heiraten war kulturgeschichtlich gesehen natürlich schon immer eine Leistungsschau. Bis weit ins 20. Jahrhundert gab es etwa die Tradition, dass die Brauteltern das Fest ausrichten oder dass die Braut eine Mitgift erhält. Unter dem strengen Blick der Verwandtschaft und Dorfgemeinschaft taten die Brauteltern alles, um sich nicht zu blamieren: Sie gaben in jeder Hinsicht ihr Bestes.
    Dafür sorgen die Paare heute schon selbst. Die Siegesfeiern im »Paarlaufwettbewerb« (Peter Sloterdijk) sind pompöser denn je. Zwischen 20 000 und 30 000 Euro gibt ein Paar aus der deutschen Mittelschicht heute für eine Hochzeit aus – weit mehr als noch vor einigen Jahrzehnten. Dass Hochzeiten immer kostspieliger werden, liegt auf der Hand: Das Heiratsalter stieg allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als vier Jahre. Je später geheiratet wird, desto mehr Geld haben die Brautleute zur Verfügung. Hinzu kommt das für diese Generation so typische Optimierungsdenken, wonach alles noch ein bisschen besser geht. Und so sind Hochzeiten in den vergangenen Jahren zu perfekt orchestrierten Events geworden – durchgestylt vom Grafikdesign der Einladungen über den eigenen Hochzeitsblog bis zum personalisierten Gastgeschenk. Alles Konzept. Bloß nichts dem Zufall überlassen.
    Die Blaupause für das formvollendete Jawort bilden Hollywoodfilme wie »Bridesmaides«, »Wedding crasher« oder »27 Dresses«, in denen Hochzeiten als mehrtägige Luxuswochenenden zelebriert werden. Seit ein paar Jahren ist es mit einer einfachen Samstagshochzeit auch in Deutschland nicht getan – ob Junggesellenabschied, Hen nights, Bridal Shower oder Foto-Austausch-Brunch: Kostspielige Sonderveranstaltungen, die um den schönsten Tag des Lebens herumgelegt werden, runden die Feier dramaturgisch ab.
    Für Melanie Grove von »Premium Weddings« in München sind Januar und Februar die entscheidenden Monate, in denen
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