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Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Titel: Diese Sehnsucht in meinem Herzen
Autoren: Jen Safrey
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es Ihnen denn jetzt? Sie wirken ziemlich… verstört. Oje, mir tut diese Geschichte wirklich schrecklich Leid.“
    Nate war sich nicht so sicher, wie es ihm ging. Er war die Treppe hochgejagt, um jemandem zu helfen, der – wie er dachte – gerade genau so etwas Schreckliches durchmachen musste wie er selbst jahrelang. Und jetzt war die Erleichterung darüber, dass die Frau keinerlei Schaden genommen hatte, fast zu viel für ihn.
    „Ich… also, mir ist das Ganze nur etwas peinlich, das ist alles.“
    „Aber dafür gibt es doch gar keinen Grund!“ rief die Frau aus. „Ich finde das furchtbar nett und könnte Ihnen gar nicht dankbarer sein, wenn mich wirklich jemand angegriffen hätte und Sie mir zur Hilfe gekommen wären. Wirklich“, fügte sie nachdrücklich hinzu. „Entschuldigen Sie, dass ich mich hier so habe gehen lassen, und das auch noch bei offenen Fenstern. Ich wünschte, ich könnte das wieder gutmachen… aber warten Sie mal, ich hab da eine Idee. Bleiben Sie doch einfach hier. Ich mach uns was zu essen, außerdem hab ich noch genug Limonade und Bier für uns beide da.“
    „Sie wollen, dass ich hier bleibe?“
    „Klar. Ich meine, ich kenne Sie zwar nicht, aber Sie haben mir sofort bewiesen, dass Sie einen tollen Charakter haben, weil Sie mir hier aus der Bredouille helfen wollten. Von den Freunden, die ich noch habe, hätten das nicht allzu viele für mich getan. Schon gar nicht der Typ, der mich heute versetzt hat.“ Sie verschwand in der Küche. „Na ja, das war sowieso nicht mein Typ“, fuhr sie fort, zog ein Sechserpack Light-Limonade aus dem Kühlschrank und löste zwei Dosen aus den Plastikringen. Mit einem Hüftschwung schloss sie die Tür wieder.
    „Nicht, dass ich aktiv auf der Suche nach meinem Typ wäre. Aber ich komme vom Thema ab.“ Sie warf Nate eine Dose zu. „Ich hätte wirklich gern einen Verbündeten hier im Wohnblock. Und ich bin mir sicher, dass ich Ihnen vertrauen kann. Wenn Sie nämlich gemeingefährlich wären, hätten Sie mir schon längst eins übergezogen und sich die sechs Dollar aus meinem Portemonnaie geschnappt. Also bleiben Sie doch, und schauen Sie sich das Spiel mit mir an.“
    Nate fühlte sich ein bisschen überfordert damit, ihren Gedankengängen zu folgen, er war noch ganz erschöpft von den Ereignissen der letzten Minuten und den Erinnerungen, die in ihm wach geworden waren. Also öffnete er einfach den Verschluss seiner Getränkedose und nahm einen Schluck.
    Der blieb Nate fast im Hals stecken, als die Frau Nate erneut ansprach: „Also, das sollte jetzt kein Annäherungsversuch sein. Verstehen Sie mich da bloß nicht falsch, okay?“ Sie trank ebenfalls etwas Limonade. „Ich meine, Sie sind ja nicht schlecht gebaut und so, aber deswegen hab ich Sie nicht eingeladen. Ich bin überzeugter Single. Sie kommen mir bloß so vor wie ein… wirklich netter Mensch.“
    Die junge Frau betrachtete Nate eindringlich. Wie ein Psychiater, der gerade einen Patienten genauer unter die Lupe nimmt, dachte er. Diesem Berufsstand ging Nate tunlichst aus dem Weg. Schließlich brauchte er niemanden, der ihn an seine miese Kindheit erinnerte. „Sie sind nicht zufällig Psychiaterin oder Psychologin oder so was?“ fragte er.
    „Nein, tut mir Leid, damit kann ich Ihnen nicht dienen“, erwiderte sie und lachte.
    „Ich schlage vor, wir schauen uns jetzt einfach das Spiel an. Wenn Sie wollen, können Sie mir ja während der Unterbrechungen von Ihren Problemen erzählen, dann sehe ich mal, was sich machen lässt.“
    Ihre Unbeschwertheit war ansteckend, und Nate konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. „Schaffen Sie es denn, Ihr Temperament zu zügeln, solange ich hier bin?“ erkundigte er sich. „Ich will nämlich nicht die ganze Zeit Möbelstücken ausweichen müssen.“
    „Nein, jetzt, wo ich einen Gast habe, versuche ich, mich zu beherrschen.“ Sie streckte ihm die Hand hin, und er ergriff sie. Sie fühlte sich kühl und zart an, gleichzeitig wirkte die Berührung beruhigend auf Nate.
    „Ich heiße übrigens Josey“, stellte sich die junge Frau vor.

1. KAPITEL
    Etwa anderthalb Jahre später
    .
    Dass die Schulaufführung zum Muttertag eine Katastrophe werden würde, war praktisch unvermeidlich.
    Siebenundzwanzig Drittklässler rannten hinter der Bühne um die ausgeblichenen Kulissen herum, versteckten sich hinter den Vorhängen, jagten sich gegenseitig und kicherten, als sie über ihre weiten Tierkostüme stolperten und schließlich auf den staubigen
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