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Die zwoelf Gebote

Die zwoelf Gebote

Titel: Die zwoelf Gebote
Autoren: Sidney Sheldon
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unten durch, weil er sie ihrer Ansicht nach im Stich gelassen hatte.
    Wenn er nicht gewesen wäre, hätten sie sich für die Meisterschaft qualifiziert.
    Eines Morgens, als Robert seinen Garderobenspind öffnete,
sah er, daß man ihm ein gelbes Schild auf die Tür geklebt
hatte: „FEIGLING!"
Einige Jungs beobachteten ihn dabei.
    „Was willst du dagegen tun?" fragten sie ihn. „Gar nichts", sagte Robert gelassen.
    Er hatte nicht die Absicht, sich von irgendwem zu einer Schlägerei provozieren zu lassen. Er hatte stets das Zwölfte Gebot im Sinn: Du sollst deinen Mitmenschen kein Leid zufügen.

    Als Robert mit dem College fertig war, sagte sein Vater zu ihm: „Ich habe mit dem Polizeichef über dich gesprochen. Sie nehmen dich auf." Er lächelte seinen Sohn an. „Vater, ich möchte nicht zur Polizei."
    Sein Vater wurde zornig. „Was denn? Ist die Polizei nicht gut genug für dich?"
    „Natürlich ist sie das, Vater. Aber ich könnte niemals Polizist
werden."
„Und warum nicht?"
    Aber er wußte die Antwort ohnehin schon im voraus.
    „Weil ich da Menschen etwas antun müßte."
    Jetzt hatte sein Vater endgültig genug. „Du bist eine Schande, ich schäme mich für dich schrie er ihn an. „Solange ich denken kann, warst du, ein Feigling, schon als kleines Kind. Ewig mußte ich zusehen, wie die anderen dich verprügelt haben und du nicht einmal versucht hast, dich zu wehren. In der FootballMannschaft, in der High School hast du dich geweigert, ordentlich zu spielen. Du bist und bleibst einfach nur ein Feigling. Und ein Lügner bist du obendrein. Dauernd sagst du, es ist, weil du keinen verletzen willst. Aber die Wahrheit ist doch, daß du Angst hast, selbst verletzt zu werden." „Glaube mir, Vater, so ist das nicht..."
    „Ach was, ich habe genug. Geh mir aus den Augen und aus dem Haus. Ich will dich nicht mehr sehen, verstanden? Ich schäme mich für dich."
    Robert war über das alles sehr gebrochen. Er sagte die Wahrheit, aber niemand wollte ihm glauben. Haben sie denn alle, fragte er sich, noch nie etwas vom Zwölften Gebot gehört, Du sollst deinen Mitmenschen kein Leid zufügen?
    Am nächsten Morgen verließ er sein Elternhaus.
    Aber vor dem Abschied hatte er noch ein Gespräch mit seiner Mutter.
    „Ich sehe es gar nicht gern, daß du fortgehst, mein Sohn", sagte sie. „Aber dein Vater will dich nicht mehr im Haus haben." Sie umarmte ihn und versicherte: „Ich halte dich nicht für einen Feigling, mein Junge." „Danke, Mutter."
    Robert zog in ein kleines Apartment und sah sich nach einer Stellung um. Er fand eine in einem Supermarkt. Viel verdiente er dort nicht, aber zumindest war er sicher, daß er dort nie in Gefahr käme, jemandem ein Leid anzutun.
    Im selben Supermarkt arbeitete auch ein sehr hübsches Mädchen namens Jenny.
    Robert und Jenny begannen miteinander auszugehen, und nach
    einiger Zeit machte Robert Jenny einen Antrag. Sie nahm an, und sie heirateten.
    Jenny hielt ihren Mann für den wundervollsten der Welt. Er sah gut aus und war intelligent und gutmütig. Sie führten eine sehr glückliche Ehe. Sie bekamen einen Sohn.
    Und damit fingen die ganzen Schwierigkeiten an.
    Ihr kleiner Junge, er hieß Louis, kam eines Tages mit einem
blauen Auge und einer blutigen Nase aus der Schule. Jenny
war entsetzt.
„Wer war das?" fragte sie.
„Einer der Jungs in der Schule."
    Der Junge, der Louis verprügelt hatte, war viel älter. Als Robert nach Hause kam, erzählte ihm Jenny, was passiert war.
    „Du mußt mit dem Vater dieses Jungen reden!" sagte sie. „Na gut."
    Robert suchte den Mann auf. Dieser war klein und schmächtig, viel kleiner als Robert.
    „Tut mir leid, Sie zu belästigen", sagte Robert höflich, „aber
unsere bei den Jungs haben sich anscheinend in die Wolle
gekriegt."
„Na und? Alle Jungs prügeln sich."
    „Ich weiß, aber das war nicht fair", sagte Robert. „Ihr Sohn ist viel älter als mein Louis. Er sollte das nicht tun: und ihn in Ruhe lassen."
    „Wer sagt, er hat angefangen? Ihr Louis hat angefangen." „Das glaube ich nicht", sagte Robert.
    „Was, nennen Sie meinen Sohn einen Lügner?" ereiferte sich der Mann.
    Und er versetzte Robert einen Schlag ins Gesicht.
    Aber Robert schlug nicht zurück. Er sagte nur: „Das hätten Sie nicht tun sollen." Doch der Mann schlug ihn noch einmal.
    „Also, wirklich", sagte Robert, „das ist nun echt nicht nötig." Da hatte er schon wieder eine.
    Als er nach Hause kam, hatte er zwei blaue Augen und eine blutige Nase.
    Jenny war
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