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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Autoren: Justin Cronin
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sie würde es auch niemals tun. » Ich weiß nicht, ob man so etwas Glück nennen kann«, sagte sie. » Ich weiß nur, wir sind hier.«
    Es war nach Mitternacht, als sie mit ihrem Rundgang fertig war. Sie gähnte in die Faust und war in Gedanken schon halb zu Hause, als sie in das letzte Untersuchungszimmer kam, wo eine junge Frau auf dem Tisch saß.
    » Jenny?«
    » Hallo, Dani.«
    Sara musste lachen– nicht nur über den Namen, der sich anhörte wie aus einer anderen Welt, sondern weil dieses Mädchen hier war. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie angenommen hatte, Jenny sei tot.
    » Was ist mit dir passiert?«
    Jenny machte ein betretenes Gesicht. » Es tut mir leid, dass ich verschwunden bin. Nach dem, was bei der Fütterung passiert ist, bin ich einfach in Panik geraten. Einer der Küchenarbeiter hat mich in einer Mehltonne versteckt und mit einem der Lieferwagen hinausgebracht.«
    Sara lächelte. » Na, ich bin jedenfalls froh, dich wiederzusehen. Was fehlt dir?«
    Das Mädchen zögerte. » Ich glaube, ich bin vielleicht schwanger.«
    Sara untersuchte sie. Wenn sie es war, war es noch zu früh, um es zu erkennen. Aber mit einer Schwangerschaft bekam man einen Platz im ersten Evakuierungstransport. Sie füllte das Formular aus und gab es Jenny.
    » Geh damit zu den Leuten, die für die Volkszählung zuständig sind, und sag ihnen, ich hätte dich geschickt.«
    » Wirklich?«
    » Wirklich.«
    Das Mädchen starrte auf den Zettel in ihrer Hand. » Kerrville. Ich kann es nicht fassen. Ich erinnere mich kaum daran.«
    Sara hatte das Duplikat der Evakuierungsanweisung auf ihrem Clipboard ausgefüllt. Jetzt blieb ihr Stift in der Schwebe. » Was hast du gesagt?«
    » Dass ich es nicht fassen kann.«
    » Nein, das andere.« Sara schaute sie durchdringend an. » Das mit dem Erinnern.«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. » Ich bin da geboren. Glaube ich wenigstens. Ich war ziemlich klein, als sie mich geholt haben.«
    » Jenny, warum hast du das niemandem gesagt?«
    » Hab ich doch. Ich habe es dem Volkszähler gesagt.«
    Verflixt, wie hatte ihnen das entgehen können?
    » Na, ich bin froh, dass du es jetzt mir sagst. Kann sein, dass dich jemand sucht. Wie heißt du mit Nachnamen?«
    » Ich weiß es nicht genau«, sagte Jenny. » Ich glaube, Apgar.«

68
    Am Tag der Abreise brach die Dämmerung schnell an. Im Nu war es taghell. Der Voraustrupp sammelte sich im Stadion: dreißig Männer und Frauen, sechs Trucks und zwei Tankwagen. Eustace und Nina waren gekommen, um sie zu verabschieden, und Lore und Greer waren auch da.
    Eine kleine Menschenmenge war zusammengekommen, Verwandte und Freunde der Abreisenden. Sara und die andern hatten sich schon am Abend zuvor im Krankenhaus von Michael verabschiedet. Na los, hatte er mit verlegenem Gesicht gesagt, haut schon ab. Wie soll man hier seine Ruhe kriegen? Aber die Karte, die Kate für ihn gemacht hatte, brachte ihn vollends aus der Fassung. Ich hab dich lib, onkel Michel. Werde gesunt. Ach, verflixt, sagte er, komm her. Er drückte das kleine Mädchen fest an die Brust, und die Tränen rollten ihm über das Gesicht.
    Die letzten Vorräte wurden auf die Trucks gepackt, und alle kletterten hinein. Peter würde mit Hollis im vorderen Pick-up sitzen, und Kate und Sara fuhren mit einem der großen LKW s weiter hinten. Als Peter den Motor anließ, trat Greer an sein Fenster. Der Major hatte sich bereitgefunden, Peters Stellung als Eustaces Vertreter zu übernehmen, und war jetzt verantwortlich für die Evakuierung.
    » Ich weiß nicht, wo sie ist, Peter. Es tut mir leid.«
    War er so leicht zu durchschauen? Wieder einmal hatte Lish ihn vor dem Altar stehen lassen. » Ich mache mir nur Sorgen um sie. Irgendetwas stimmt da nicht.«
    » Sie hat in dieser Zelle eine Menge durchmachen müssen. Ich glaube, sie hat uns nicht mal die Hälfte von allem erzählt. Sie kommt schon wieder zu sich. Das tut sie immer.«
    Mehr gab es zu diesem Thema nicht zu sagen. Auch nicht zu dem anderen, das in den Tagen seit dem Aufstand mit dem ganzen Gewicht der Trauer unausgesprochen über ihnen geschwebt hatte. Die logische Erklärung war, dass Amy bei der Explosion getötet worden war, verdampft mit den Zwölfen, aber ein Teil seiner selbst konnte das nicht akzeptieren. Sie war wie ein Phantomschmerz an einem unsichtbaren Körperteil.
    Die beiden Männer schüttelten einander die Hand. » Sei vorsichtig, okay?«, sagte Greer. » Du auch, Hollis. Ich weiß, die Welt da draußen ist verändert, aber man kann
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