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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Autoren: Justin Cronin
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Kittridge längst weggeworfen. Aber der Typ hatte offensichtlich eine Schwäche für Ben und Jerry’s Chocolate Fudge Brownie gehabt, denn der Gefrierschrank war voll von dem Zeug gewesen. Nicht Chunky Monkey oder Cherry Garcia, kein Phish Food und nicht mal ein schlichtes altes Vanilleeis– nur Chocolate Fudge Brownie. Kittridge hätte gern ein bisschen Abwechslung gehabt, wenn man bedachte, dass es jetzt eine Zeitlang kein Eis mehr geben würde, aber da außer Dosensuppen und Cracker nichts in den Schränken war, wollte er sich nicht beklagen. Er legte sein Buch auf die Armlehne des Sessels, stand auf und ging durch die Glasschiebetür ins Penthouse.
    Bevor er in der Küche ankam, merkte er schon, dass etwas nicht stimmte, aber anfangs dachte er sich nichts dabei. Erst als er den Karton öffnete und den Löffel in einen schlabbrigen Brei aus geschmolzenem Chocolate Fudge Brownie stieß, ging ihm ein Licht auf.
    Er drückte auf einen Lichtschalter. Nichts. Er ging durch das Apartment und prüfte Lampen und Schalter. Überall das Gleiche.
    Mitten im Wohnzimmer blieb er stehen und atmete tief durch. Okay, dachte er. Okay. Das war zu erwarten gewesen. Eigentlich war es längst überfällig. Er sah auf die Uhr. Neun Uhr zweiunddreißig. Die Sonne ging kurz nach zwanzig Uhr unter. Elfeinhalb Stunden, um seinen Arsch von hier wegzubewegen.
    Schnell packte er einen Rucksack: Proteinriegel, Wasserflaschen, saubere Socken und Unterwäsche, den Verbandskasten, eine warme Jacke, ein Fläschchen Zyrtec (seine Allergien hatten ihm den ganzen Frühling hindurch das Leben zur Hölle gemacht), Zahnbürste und Rasierapparat. Einen Moment lang überlegte er, ob er die Geschichte aus zwei Städten mitnehmen sollte, aber das wäre eher unpraktisch, und mit leisem Bedauern legte er das Buch zur Seite. Im Schlafzimmer zog er ein schweißabsorbierendes T-Shirt und eine Cargohose an, dazu eine Jagdweste und ein Paar leichte Wanderschuhe. Ein Zeitlang überlegte er, welche Waffen er mitnehmen sollte, und dann entschied er sich für ein Bowiemesser, zwei Glock19 und das modernisierte polnische AK mit der klappbaren Schulterstütze– über jede Art von Distanz nutzlos, aber im Nahkampf zuverlässig, und das war es, womit er zu rechnen hatte. Die Glocks passten sauber in ein Doppelholster, eine unter jeden Arm. Die Taschen der Weste stopfte er mit Patronenmagazinen voll, das AK hakte er an den Schultergurt, den Rucksack warf er über die Schultern, und dann kehrte er auf die Terrasse zurück.
    Er blickte nach unten auf die Verkehrsampel an der Straße. Grün, Gelb, Rot. Grün, Gelb, Rot. Es konnte ein Zufall sein, aber irgendwie bezweifelte er das.
    Sie hatten ihn gefunden.
    Das Seil war an einem Fallrohr auf dem Dach befestigt. Er stieg in seinen Canyoninggurt, hakte sich an und schwenkte erst das gute und dann das schlechte Bein über das Geländer. Mit Höhen hatte er keine Probleme, aber er schaute trotzdem nicht nach unten. Er stand auf der Kante des Balkons, den Penthouse-Fenstern zugewandt. Aus der Ferne hörte er das Geräusch eines näher kommenden Hubschraubers.
    » Last Stand in Denver« meldete sich ab.
    Er stieß sich ab und hing kurz in der Luft, dann schwang sein Körper abwärts. Ein Stockwerk, zwei, drei. Das Seil glitt leicht durch seine Hände. Er landete auf dem Balkon des Apartments vier Stockwerke tiefer. Ein vertrauter Stich zuckte schmerzhaft von seinem linken Knie nach oben. Er knirschte mit den Zähnen, um ihn niederzukämpfen. Der Hubschrauber war irgendwo ganz in der Nähe. Das Knattern der Rotorblätter prallte von den Gebäuden ab und hallte durch die leeren Straßen. Kittridge schälte den Gurt herunter, zog eine der Glocks aus dem Holster und zerschmetterte mit einem Schuss das Glas der Balkontür.
    Die Luft in dem Apartment war abgestanden wie in einer Jagdhütte, die den Winter über verschlossen war. Wuchtige Möbel, vergoldete Spiegelrahmen, das Ölgemälde eines Pferdes über dem Kamin. Von irgendwoher wehte Verwesungsgestank heran. Ohne sich weiter umzusehen, durchquerte er rasch den stillen Raum. An der Wohnungstür blieb er stehen und befestigte einen Scheinwerfer an der Führungsschiene des AK , dann trat er in den Hausflur hinaus und ging zur Treppe.
    In seiner Tasche war der Schlüssel des Ferrari, der unten in der Tiefgarage des Gebäudes parkte. Mit der Schulter drückte er die Tür zum Treppenhaus auf und schwenkte den Lichtstrahl von seinem AK in dem Schacht auf und ab. Alles okay. Er zog eine
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