Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Klapsmühle am Einlieferungstag. Vor den
Kulissen ballte sich eine Gruppe von Zuschauern, die unablässig über die
Übertragungskabel stolperten oder sich darin verfingen, während die körperlose,
allgegenwärtige Stimme des Aufnahmeleiters sie ersuchte, doch, verdammt noch
mal, aus dem Weg zu gehen.
    Ich
hatte gerade Zeit, eine exotisch aussehende Brünette zu bemerken; dann lenkte
Bowers meine Aufmerksamkeit auf das Szenenbild. Es hätte aus einem Alptraum
stammen können, aus dem Alptraum eines Verrückten.
    Bowers
kicherte. »Was halten Sie davon, Leutnant?«
    »Eines
muß ich Ihnen lassen«, sagte ich. »Die Kinder, die noch auf sind, obwohl sie
längst im Bett sein sollen, werden gleich schreiend ins Bett flüchten oder ins
nächste Irrenhaus.«
    Das Szenenbild
stellte das Innere einer Gruft, eines Kellers, eines Gewölbes dar — eine
Kombination von allem zusammen. Große Spinngewebe aus Plastik glitzerten in den
beiden Ecken, und in einem der Netze hing ein großer, undefinierbarer schwarzer
Kloß. Je länger man hinschaute, um so stärker hoffte man, daß es bloß eine
Spinne sei. Selbst eine Schwarze Witwe hätte man mit Erleichterung zur
Kenntnis genommen.
    Vor
diesem Hintergrund stand ein langer hölzerner Arbeitstisch, auf dem sich Gerät
befand, mit dem der wahnsinnige Forscher billige Atomkraft oder sonst etwas
herzustellen hoffte. Da gab es eine Unzahl seltsam geformter Glasflaschen, die
durch Glasröhren miteinander verbunden waren. Eine brodelnde schwarze
Flüssigkeit hüllte die Aufbauten in wallende Dunstschwaden.
    Hinter
diesem Arbeitstisch ruhte auf zwei Holzböcken ein Fichtenholzsarg, der einen
recht rohgezimmerten Eindruck machte. Er sah aus, als hätte man ihn in aller
Eile zusammengenagelt.
    »Das
ist Brunos erster Auftritt in unserem Programm«, erklärte mir Bowers. »Wir
wollen ihn natürlich groß herausstellen. Gespenstische Einführungen zu
Gruselprogrammen kommen immer mehr in Mode, Leutnant.«
    »Bei
mir nicht«, versicherte ich ihm.
    »Bruno
muß jeden Augenblick erscheinen«, sagte er. »Seine Maske ist wirklich
sehenswert! Er hat auch eine Assistentin.«
    »Brunhild?«
    »Woher
wissen Sie das?«
    »War
nicht schwer zu erraten«, sagte ich.
    Er
blickte sich um und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich will Ihnen ein
kleines Geheimnis verraten, Leutnant. Brunhild ist niemand anders als Penelope
Calthorpe!«
    »Was
Sie nicht sagen!«
    »Es ist
wahr, Leutnant«, flüsterte er freudestrahlend. »Sie sagen es doch nicht weiter,
Leutnant?«
    »Ganz
großes Ehrenwort«, versprach ich. »Wer ist Penelope Calthorpe überhaupt?«
    Da
wurde sein Gesicht ganz starr. »Das soll wohl ein Witz sein! Haben Sie noch nie
von den Calthorpe-Schwestern gehört?«
    Dann
fiel es mir ein, und ich wünschte, nie etwas von den beiden gehört zu haben. »O
nein«, stöhnte ich. »Nicht diese Calthorpe-Schwestern!
Die verrückten Calthorpes, die tolldreisten Schwachköpfe der High Society — Playgirl
Penelope und Witzbold Prudence!«
    »Ah,
jetzt erinnern Sie sich«, sagte Bowers glücklich.
    Ich
schauderte. »Jeder Polizist im Lande kennt Prudence Calthorpe — Sie brauchen
bloß ihre Namen zu erwähnen, und wir fangen an zu laufen. Sie ist doch das
Weibsstück, das mitten in eine wichtige Sitzung der UN hineinplatzte, >Lauft
um euer Leben!< schrie und dann eine Rauchbombe unter die Delegierten warf.
Ich kann mich noch erinnern, daß sie auf dem Kopf des russischen
Chefdelegierten landete. Der Polizei-Commissionervon New York benötigte eine
Woche, um dem Russen klarzumachen, weshalb er sie nicht hatte erschießen
lassen, und selbst dann war dieser noch nicht überzeugt.«
    Bowers
Gesichtsausdruck wurde zusehends glücklicher. »Ist das nicht eine herrliche
Publicity!«
    »Vor
sechs Monaten waren sie in Los Angeles«, erinnerte ich mich. »Sie mieteten
einen Wohnwagen, fuhren am Freitagnachmittag, als der Wochenendverkehr bereits
eingesetzt hatte, auf die Hollywood Freeway hinaus, stellten sich quer über
alle vier Fahrbahnen, und während Prudence auf die Trommel haute, vollführte
Penelope einen orientalischen Bauchtanz. Als Höhepunkt zog sie ihre Kleider aus
und warf sie den Polizisten entgegen, die gekommen waren, um sie festzunehmen.
Prudence steckte ihr Höschen einem Leutnant in die Tasche, der sie zum
Streifenwagen schleifte, und als im Revier dann die Reporter versammelt waren,
behauptete sie, von dem Leutnant vergewaltigt worden zu sein, wobei sie die
Höschen als Beweis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher