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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern
Autoren: Carter Brown
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solche
Sorgen bereitet.« Dann knackte es, als er einhängte.
    Ich
legte den Hörer auf die Gabel und weihte Charlie in die neuesten Ereignisse
ein. Sein Gesicht klärte sich ein bißchen auf. »Bin ich froh«, meinte er.
»Jetzt kriegen wir sie wenigstens zurück. Fahren Sie mal hin, um nachzusehen?«
    »Vermutlich«,
nickte ich. »Aber ich hätte gern gewußt, wer der Anrufer ist.«
    »Könnte
früher mal Leichenhausangestellter gewesen sein«, meinte Charlie allen Ernstes.
»Er hat die richtige Einstellung zur Sache, eine Liebe für Ordnung und
Sauberkeit. Genauso wie ich.«
    »Vielleicht
ist er schon pensioniert und sehnt sich nach dem Geruch von Formaldehyd«, warf
ich ein. »Schon mal was mit einem Psychiater zu tun gehabt, Charlie?«
    »Klar,
vor zwei Wochen erst.«
    »Und
was hat er gesagt?«
    »Gesagt?«
Charlies Mund klappte auf. »Der hat nichts mehr gesagt. Wie denn auch. Er hatte
sich die Kehle mit einer Nagelfeile durchgefeilt. Warum hätten sie ihn denn
sonst hierhergebracht?«
    »Es war
ja nur eine Frage«, gab ich mich geschlagen.
    Eine
halbe Stunde später parkte ich meinen Austin Healy in der Straße hinter dem
Gebäude, in dem der Sender KVNW untergebracht ist. Acht übergroße Mülltonnen
standen in einer Reihe an der Hauswand, und aus Daitke schaute ich in jede
einzelne hinein — aber keine von ihnen beherbergte den Leichnam.
    Ich
ging zum Vordereingang und sagte dem Nachtportier, wer ich bin. Während er nach
dem Manager suchen ging, benutzte ich das Telefon in der Zentrale, um Sheriff Lavers
anzurufen.
    Er
befand sich zu Hause und lag, nach dem Klang seiner Stimme zu schließen, im
Bett, als ich anrief, ich berichtete ihm von dem anonymen Telefonanruf und daß
ich mich im Augenblick in den Fernsehstudios befände. Der Sheriff meinte, das
wäre schön, ich sollte weiter nachsehen, und wenn ich das nächstemal jemanden
anrufen wolle, ohne etwas Wichtiges in petto zu haben, solle ich bei meiner
Mutter anklingeln. Ich glaube wenigstens, daß er Mutter sagte.
    Inzwischen
war auch der Manager erschienen, ein kleiner Bursche in einem feschen Anzug. Er
hatte tadellos gepflegtes schwarzes Haar und einen tadellos gepflegten
Schnurrbart — die Sorte Burschen, die selbst in den Flitterwochen kein Laken
zerknittern.
    »Mein
Name ist Bowers«, sagte er mit forscher Stimme. »Irgendwas nicht in Ordnung,
Leutnant?« Höflicher Zweifel sprach aus seiner Stimme, als gäbe es das in
seiner Welt gar nicht. Ich klärte ihn auf über das, was nicht in Ordnung war,
und er zündete eine Zigarette an, während er sich entschloß, es zu glauben.
»Aber warum sollte jemand eine Leiche in unseren Studios deponieren?«
fragte er ratlos.
    »Fragen
Sie mich nicht«, antwortete ich. »Ich habe schon in den Mülltonnen nachgesehen,
aber die stecken bis zum Rand voll toter Cowboys.«
    »Das
Ganze klingt höchst lächerlich«, sagte er wieder ganz im Tonfall des
Studiodirektors. »Völlig absurd!«
    »Ganz
Ihrer Meinung«, stimmte ich ihm zu. »Aber der Sheriff hat mich angewiesen, der
Sache nachzugehen.«
    Bowers
schaute auf seine Uhr, dann zuckte er gereizt die Schultern. »Also schön,
Leutnant. Was soll ich tun?«
    »Wie
wäre es, wenn wir uns erst einmal in den Studios umsähen«, schlug ich vor.
    »Schön.«
Er schaute wieder auf die Uhr und biß sich zart auf die Unterlippe, als wäre
sie zerbrechlich; vielleicht war sie es.
    Ich
blickte auch auf die Uhr — diese Gewohnheit ist ansteckend — und stellte fest,
daß es Viertel vor eins war. »Ein funkelnagelneuer Tag«, sagte ich. »Haben Sie
so früh noch etwas Zeit?«
    »Die
Spätvorstellung beginnt in fünfzehn Minuten«, sagte er. »Einer dieser alten
Gruselfilme.«
    »Doch
nicht etwa Vom Winde verweht?« fragte ich fasziniert.
    »Der
Film heißt Frankensteins Stiefkind«, sagte er kühl. »Aber wir haben
einen neuen Conférencier — Bruno — , und ich möchte im Studio sein, um zu
sehen, wie es klappt.«
    »Wie
lange wird das dauern?«
    »Zehn
Minuten«, sagte er. »Nach der Einführung läuft der Film dann ohne
Unterbrechung.«
    »Wenn
es nur zehn Minuten dauert«, schlug ich vor, »möchte ich ganz gern zuschauen.
Ich kann meine Fragen auch noch stellen, wenn es vorbei ist.«
    Er
beehrte mich mit einem warmen Lächeln. »Sehr verständnisvoll von Ihnen,
Leutnant. Ich bin Ihnen so dankbar.« Er packte mich am Ellbogen und schob mich
zur nächsten Eisentür. »Im Studio zwei ist schon alles bereit. Hier durch,
bitte.«
    In
Studio zwei sah es aus wie in der
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